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Anleitung für ein solides Selbstvertrauen

In dieser Kolumne geht es um mentales Gewichtheben. Wahre Fitness trainiert beides. Physische als auch psychologische Muskeln. Viel Spass beim neuronalen Schwitzen.

Selbstvertrauen ist sehr wichtig im Leben. Da sind sich alle einig. Selbstvertrauen erzeugt eine wertvolle innere Sicherheit und es unterstützt die eigene Lebensfreude enorm. Deswegen gilt es sich Gedanken zu machen, wie man Selbstvertrauen als innere Burg festigt. Eine solide Burg hält Gegenwind aus und das ist für jede Person ein Gewinn, wenn Sie es mit den Härten des Lebens aufnehmen will. Sind Sie bereit? Ok, dann legen wir los:

Primär können Sie Ihr Selbstvertrauen gedanklich mit zwei Quellen betanken:

  1. Sie etablieren Ihr Selbstvertrauen auf Ihr Können und auf die erzielten Resultate.
  2. Sie legen Ihren Fokus darauf, Ihr Bestes zu geben.

Sie haben die Wahl! Und jede Wahl hat Konsequenzen.

Sie können Ihren Fokus ausschliesslich auf Ihre Leistungsfähigkeit und auf die Resultate legen. Das hat durchaus Vorteile. Sind Sie erfolgreich, dann fühlt man sich schnell als Superwoman oder Superman. Die Tribüne klatscht und man fühlt sich grossartig. Doch wer so durchs Leben wandert, der wählt ein brüchiges Selbstvertrauen. Warum? Weil Leistung und Resultate nicht immer so ausfallen, wie wir uns es wünschen. Niemand kann immer zu 100 Prozent «performen». Zudem gibt es bei Spielen oder Wettkämpfen immer auch externe Faktoren, die wir nicht beeinflussen können. Wer zum Beispiel kein Glück hat und als Zugabe noch eine Portion Pech kriegt, der erreicht bei weitem nicht mehr dasselbe. Wer also nur auf den Output schielt, der liefert sich aus. So mutiert man schnell vom Hero zum Zero. Wer sich aber nur gut fühlt, wenn die anderen Daumen nach oben zeigen, der hat weniger ein Selbstwertgefühl, sondern vielmehr ein Fremdwertgefühl. So weit, so schlecht.

Sie können gedanklich aber auch anders an eine Prüfung oder an einen Wettkampf gehen. Sie können sich sagen: Was immer auch beim Test oder im Wettkampf passiert – ich werde zu jeder Zeit mein Bestes geben. Das ist mein Fokus! Wer sich verspricht, dass er beim Test oder beim Wettkampf einfach sein Bestes garantiert, der behält die innere Kontrolle. Das Selbstvertrauen beruht so auf einem viel stabileren Fundament. So weit, so gut.

Doch auch hier gilt: Niemand kann Ihnen garantieren, dass Sie mit einer solchen Einstellung Überragendes vollbringen. Was ist nun, wenn ich trotz vollem Engagement nur sehr dürftig «performe»? Bleiben Sie logisch. Sie können nicht mehr tun, als alles zu geben. 100 Prozent sein Bestes zu geben ist, bedeutet noch lange nicht 100 Prozent zu kriegen. Manche Dinge werden gut gehen, manche weniger. Wer Golf spielt, der weiss genau, wovon ich spreche. Wir sind Menschen und keine Maschinen. Eine Maschine läuft immer zu 100 Prozent. Ansonsten ist sie kaputt. Als Menschen haben wir alle unsere Leistungseinbrüche und Tiefs. Fehler passieren und Dinge werden schiefgehen. Das sollte jeder wissen, der im Vollkontakt zur Realität lebt.

Für den Input sind wir verantwortlich – für den Output aber nur bedingt. Eben weil wir Menschen sind und weil auch externe Faktoren dazukommen, auf die wir wenig oder gar keinen Einfluss haben.

Bleiben Sie deswegen im Kopf klar. Sagen Sie zu sich: Ich gebe mein Bestes. Manchmal ist es mehr, manchmal ist es weniger. Aber es ist immer mein Bestes. Mit einer solchen Einstellung bleiben Sie auch bei einer unterdurchschnittlichen Leistung oder einer missratenen Prüfung aufrecht. Und Sie müssen sich nichts vorwerfen. Sagen Sie zu sich: Ich bin erwachsen und ich werde mit den Konsequenzen umgehen können.

Oft kann man nicht sein Bestes geben, weil man in der Vorbereitung undiszipliniert oder unorganisiert war. Sowas drückt natürlich auf das eigene Leistungsvermögen. Doch das ist etwas anderes und es ändert nichts daran, worauf wir den Fokus legen sollten, wenn wir am «performen» sind.

Als ich noch für die SAFS arbeitete, war ich immer wieder überrascht, wie massiv die Prüfungsangst bei den Schülern verbreitet war. Viele waren an der Prüfung total blockiert und erreichten bei weitem nicht, was zu erwarten war. Die Angst vor dem Versagen blockte die «Performance». Angst macht oft dumm und es verengt den Blickwinkel. Eine Kandidatin sagte mir: «Ich muss die Prüfung bestehen, alles andere ist völlig egal.»

Bleiben Sie im Denken klar. Im Fussball hört man z. B. oft Spieler, die sagen: Dieses erzielte Tor gibt mir Selbstvertrauen. Unsinn! Jedes Mal, wenn ich ein Tor sehe, besteht es aus einer Latte, einem Netz und zwei Pfosten. Da hängt kein Selbstvertrauen. Wer so denkt, der gibt die Kontrolle über das Selbstvertrauen nach aussen ab. Und das hat Konsequenzen. Wenn ein solides Selbstvertrauen London ist, dann ist ein solches Denken Melbourne.

Der Mensch als soziales Wesen will zur Gemeinschaft dazugehören. Früher war ein Ausschluss der Gemeinschaft ein Todesurteil. In der Anerkennung durch andere schwingt aber immer auch die Angst mit, nicht zu genügen. Wer immer und überall nach Komplimenten fischen muss, damit er sich gut fühlt, der liefert sich aus. Andere entscheiden dann, wie die eigene Gemütslage ist. Wenn das eigene Ego innig mit dem eigenen Leistungsvermögen und den Resultaten verheiratet ist, dann ist jede Kritik und jeder Misserfolg ein tiefer Stich ins Mark. Ein solches Denken ist gefährlich, denn es macht unglaublich viel Druck und die Angst vor den anderen blöd dazustehen, ist ein ständiger Begleiter. Die beiliegende Skizze eröffnet Ihnen einen Überblick.

Zum Abschluss des Artikels habe ich noch einige Tipps für Sie:

Statt sich zu fragen: Wie stehe ich vor den anderen da? Sagen Sie zu sich: Ich gebe 100 Prozent. Das ist mein Input! Statt: Ich muss einen guten Eindruck machen! Besser: Ich bin einfach mich selbst. Wenn mich dann andere blöd oder ungenügend finden, dann ist das ihre Entscheidung. Wir verlieren nicht an Wert, nur weil andere unfähig sind, diesen zu erkennen. Statt: Hoffentlich blamiere ich mich nicht! Besser: Falls ein Zwischenfall passiert oder ich etwas Ungeschicktes mache, dann werde ich damit umgehen können. Übrigens; wer über sich lachen kann, der zeigt grosse Klasse. Wir sollten den Spass viel mehr ernst nehmen. 

Wer sich fokussiert, einfach sein Bestes zu geben, der macht Erfolg viel wahrscheinlicher, da er sich nicht zwanghaft auf den Erfolg fixiert. Erfolg ist dann das, was folgt. Ausserdem: Energie von Innen bedeutet immer Kontrolle und Macht von Innen. Und genau da gehört das eigene Machtzentrum hin. Punkt. Ausrufezeichen!

In der nächsten FITNESS TRIBUNE gibt es eine Anleitung für mehr Glück mit praktischen Übungen. Ich freue mich auf Sie.

Eric-Pi Zürcher

War früher über Jahre als Personal Trainer tätig und arbeitet nun beim FC Thun als Konditionstrainer.

E-mail: eric-pi@bluewin.ch