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Coachst Du noch oder eCoachst Du schon?

Die Digitalisierung bringt nicht nur neuartige Technologien mit sich, sondern ermöglicht ebenso, Bewährtes nochmals zu verbessern. So wurde aus dem Trainer erst ein Coach und aus dem Coach schliesslich ein eCoach. Doch bedeutet dies, dass sich auch das Betreuungskonzept für Fitnesskunden verändert, wenn nicht sogar verbessert hat?

Bei der Betrachtung von Coaching-Angeboten stellt man fest, dass telekommunikationsunterstützte Formen stark zunehmen. Dies scheint umso interessanter, je höher die Mobilität und Flex-ibilität der Menschen wird. Hier stellt sich jedoch die Frage, ob dies überhaupt eine Dienstleistung ist, die für Fitnessstudios interessant ist. Für Fitnesscenter kann eCoaching durchaus ein sinnvolles Tool sein, ihre Kunden beim Erreichen der persönlichen Ziele zu unterstützen. Es sollte jedoch nicht als „alleiniges“ Werkzeug genutzt werden.

Kunde und Coach auf Augenhöhe

Die Kunst des Coachings besteht darin, eine achtsame, wertschätzende und konstruktive (Gesprächs-) Atmosphäre zwischen Coach und Kunden aufzubauen. Ziel des Coachings ist die kritische Auseinandersetzung und Selbstreflexion des eigenen Verhaltens, der eigenen Einstellungen und Verhaltensmuster. Ein Coaching soll den Kunden dazu befähigen, seine eigenen Fähigkeiten zu optimieren und zielgerichtet auf den Weg zu bringen.

Mit anderen Worten:

  • Coaching ist ein interaktiver und personenzentrierter Prozess, bei dem Kunde und Coach auf Augenhöhe zusammenarbeiten.
  • Coaching richtet sich nach den individuellen Bedürfnissen des Kunden.

Coaching hat folgende Schwerpunkte:

  • Ressourcenorientierung
  • Lösungsorientierung
  • Zielorientierung
  • Optimierung der individuellen Fähigkeiten
  • Hilfe zur Selbsthilfe

Abb. 1: Differenzierung der Formen eines eCoachings

Das „E“ erschliesst neue Möglichkeiten

Als eCoaching bezeichnet man ein Coaching, das durch Zuhilfenahme von Kommunikations- und Informationstechnologien durchgeführt wird. Die Schwerpunkte des „klassischen“ Coachings bleiben erhalten, der persönliche Kontakt entfällt jedoch oder wird in deutlich weniger Sequenzen praktiziert.

Zwei Formen werden unterschieden: Das synchrone (in Echtzeit) und das asynchrone (zeitversetzte und vorstrukturierte) eCoaching (s. Abb. 1).

Beim synchronen Echtzeit-Coaching werden die Telekommunikationsmedien dazu genutzt, eine räumliche Distanz zu überbrücken, d. h. Kunde und Coach simulieren ein Präsenzcoaching. Bei einem asynchronen virtuellen Coaching werden durch vorstrukturierte Formen (z. B. virtuelle Programme) Coachings begleitet. Dies hat für den Kunden den Vorteil, dass er sein Coaching zu jeder Tages- und Nachtzeit umsetzen kann.

Abb 2: eCoaching als ergänzendes Tool zum Präsenztraining

Abb 2: eCoaching als ergänzendes Tool zum Präsenztraining

Kommunikationsmedien, die im Rahmen eines eCoachings eingesetzt werden können, sind vielfältig. Hier eignen sich beispielsweise Telefon, Smartphone, Tablet, Laptop oder auch Skype.

Die Vorteile des eCoachings liegen klar auf der Hand: Ein asynchrones eCoaching ist nicht von Terminvereinbarungen abhängig, sondern kann jederzeit von überall durchgeführt werden. Hierdurch entfallen mögliche Fahrtzeiten und der Organisationsaufwand im individuellen Tagesablauf ist vergleichsweise gering. Dies birgt die Gefahr, dass es in seiner Wertigkeit verliert oder aufgrund der alltäglichen Aufgaben „untergeht“. Hier ist es Aufgabe des Coachs, und auch des Kunden, die Wertigkeit immer wieder herzustellen und die Relevanz herauszuarbeiten.

Umsetzung in der Praxis

Vorab sei eines geraten: Die persönliche Komponente, die die Fitness -und Gesundheitsbranche bietet, ist durch nichts zu ersetzen. Sie bildet die Basis, um Kunden langfristig zu einem Training zu motivieren und bei der Ziel-umsetzung und Zielerreichung zu unterstützen. Trainingstermine, die regelmässige Kontrolle der Übungsdurchführung sowie die Überarbeitung der Trainingspläne stehen weiterhin im Fokus der angebotenen Dienstleistungen. Ein eCoaching kann jedoch dahingehend unterstützend wirken, dass sich Kunden bereits vor der Inanspruchnahme des Trainertermins mit Zielen und persönlichen Ressourcen auseinandersetzen. Dies stellt für die Trainingsplanung und Trainingsmotivation eine wesentliche Grundlage dar. Hier leitet der Coach den Kunden an, für sich realistisch umsetzbare und attraktive Ziele zu formulieren und diese auch unterwegs weiterzuverfolgen, ob bei einem Training im Wald oder im hoteleigenen Fitnesscenter.

Auch Personen, die im sozialen Umgang eher gehemmt oder schüchtern sind, können durch ein eCoaching erreicht und angesprochen werden.  Die relative Anonymität des Kunden kann zu einer grösseren Offenheit beitragen, die es dem Trainer ermöglicht, Barrieren in Bezug auf eine Trainingsumsetzung zu erfragen und zu erkennen. Somit kann ein effektiveres Barriere-Management aufgebaut werden, welches zu einer langfristigen Trainingsaufrechterhaltung beiträgt (s. Abb. 2).

Eine spezielle Zielgruppe des eCoachings sind Frauen in der mittleren Lebensphase. Gerade hier scheint eine Neuorientierung oder Umorientierung stattzufinden. Frauen in dieser Lebensphase legen besonderen Wert auf zeitliche und örtliche Flexibilität.

Neben den „typischen“ Eigenschaften sollte der eCoach über eine professionelle, schriftliche Ausdrucksweise und ein gutes Textverständnis verfügen sowie fähig zu Empathie sein. Darüber hinaus sind Kenntnisse und Fähigkeiten im Bereich Coaching notwendig. Diese sind über qualifizierte Aus- und Weiterbildungen zu erreichen.

Fazit

eCoaching in Kombination mit einem Präsenztraining hat gerade im Rahmen der Zielerarbeitung und Trainingsmotivation gute Zukunftschancen und stellt ein wesentliches Tool dar, um Kunden langfristig zu motivieren.  Allerdings ist eine gute (Personal-) Qualifikation im Bereich Coaching ein „Muss“.

Auszug aus der Literaturliste

Geisser, H. (Hrsg.); (2008); E-Coaching; (Grundlagen der berufs- und Erwachsenenbildung, Bd. 55) Baltmannsweiler: Schneider Rauen, C. (2008); Coaching; (Praxis der Personalpsychologie, Bd. 2); Göttingen: Hogrefe Schneider-Ströer, J. (2011); Schriftbasiertes E-Coaching: Einsatzfelder, Rahmenbedingungen und Grenzen – Eine Befragung im deutschsprachigen Raum; E-Beratungsjournal.net Heft 1, 7, 1-13

Über die Autoren

Sabine Kind

Sabine Kind studierte an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) den Master of Arts Gesundheitsmanagement.  Seit 2011 ist sie an der DHfPG und ihrem Schwesterunternehmen, der BSA-Akademie, als Dozentin im Fachbereich Gesundheitswissenschaften tätig. Des Weiteren ist sie Autorin von Fachartikeln und gefragte Expertin zu Fitness- und Gesundheitsthemen.

www.dhfpg-bsa.de