Gesundheitspsychologie für die Praxis Self-Leadership im dualen Studium
6. August 2020
Gib Corona keine Chance: Die neuen getränkten Desinfektionstücher – Das Beste für Ihr Fitnessstudio!
6. August 2020

«Flatten the Curve»

Paul Eigenmann / QualiCert AG

Grafik 1: Der Kampf gegen COVID-19

Die Kurve abflachen oder flachhalten (Flatten the Curve) war und ist nach wie vor das grosse Bestreben vieler, ja der meisten Staaten im Kampf gegen das Corona-Virus. Nur Schweden und anfänglich England gingen andere Wege. Und oft war dieser Kampf mit Einschränkungen bis zum Lockdown bisher auch erfolgreich – zumindest was gewisse Fakten und Zahlen angeht. Aber abgerechnet wird erst am Schluss. Und da erstaunt, dass zwar Zwischenbilanz gezogen, aber selten gefragt wird, was denn diese Strategie für die Gesellschaft, die Wirtschaft, die Fitnessbranche, ja für jeden Bewohner eines Landes in der Zukunft bedeutet. Das erstaunt; denn der sogenannte Lockdown hat uns doch spürbar erleben lassen, was «Flatten the Curve» bedeutet. In diesem Artikel wird ein Blick auf die Bedeutung der Strategie für die Fitnessbranche geworfen.

Wie Grafik 1 zeigt bedeutet das Endziel, nämlich die Besiegung von COVID-19 bzw. des Virus’ Sars-CoV-2, dass 70–75% der Schweizer Bevölkerung mit Sars-CoV-2 infiziert bzw. gegen dieses Virus geimpft sein muss. Eben genauso wie es gegen Diphterie, Starrkrampf, Polio, Keuchhusten etc. trotz Impfverweigerer gelungen ist. Deshalb stellen sich drei Fragen:

  1. Was bedeutet die Strategie «Flatten the Curve» für das Ziel «Herden-immunität»?
  2. Wo steht die Schweiz Mitte Juli 2020 in Bezug auf das Ziel «Herden-immunität»?
  3. Und schliesslich: Was bedeuten die Antworten auf die Fragen 1 und 2 für die Fitnessbranche?

Grafik 2: Flatten the Curve und die Erreichung von Herdenimmunität

Die Antworten auf die Fragen 1 und 2 machen, dass man das Abflachen der Kurve auch als «auf Zeit spielen» bezeichnen könnte (siehe Grafik 2). Vordergründig ging es sicher einmal darum, die Gesundheitssysteme nicht durch hohe Fallzahlen von infizierten bzw. schwer erkrankten Menschen zu überlasten. Damit sollte insbesondere verhindert werden, dass eine ethisch enorm schwierige Auswahl getroffen werden müsste: Bei wem ist eine Behandlung noch lohnend und wen lassen wir einfach sterben? Uns allen sind die Bilder aus der Lombardei noch in Erinnerung. Und die gewählte Strategie «Flatten the Curve» war unter diesen Umständen sehr gut nachvollziehbar. Diese Strategie hat aber auch noch andere Vorteile, indem sie Zeit gibt, für die Entwicklung besserer Behandlungsformen, die Verwendung geeigneterer Medikamente und insbesondere die Entwicklung eines Impfstoffes. Grafik 2 zeigt eindrücklich auf, was «Flatten the Curve» ganz grundsätzlich für die Erreichung einer Herdenimmunität bedeutet.

Was bedeutet die Strategie «Flatten the Curve» für das Ziel «Herdenimmunität»?

Aus Grafik 2 geht eindeutig hervor, dass die Strategie «Flatten the Curve» bedeutet, dass wir viel länger mit dem Virus Sars-CoV-2 bzw. mit COVID-19 leben müssen als wenn man der Pandemie «freien Lauf» gelassen hätte. Dafür besteht weiterhin die Hoffnung auf bessere Behandlungsmethoden und auf einen vielleicht bald zur Verfügung stehenden Impfstoff.

Wo steht die Schweiz Mitte Juli 2020 in Bezug auf das Ziel «Herdenimmunität»?

Diese Zwischenbilanz ist natürlich bezüglich des Erreichens der Herden-immunität ernüchternd, wie aus Tabelle 1 ersichtlich wird.

Tabelle 1: Übersicht zu den epidemiologischen Zahlen CH und Liechtenstein / Mitte Juli 2020

Was bedeuten die Antworten auf die vorgehenden Fragen für die Fitnessbranche?

Es ist offensichtlich, dass die Branche noch lange mit COVID-19 und den entsprechenden Vorkehrungen und Vorsichtsmassnahmen leben muss. Zwar hat man die Behandlungsmethoden von COVID-19 bereits verbessert und optimiert – auch bezüglich der Medikation (Remdesivir) – und möglicherweise gibt es tatsächlich schon früher, als es normalerweise die Entwicklungsverfahren zulassen, einen Impfstoff oder gar mehrere. Aber ein solcher muss dann auch noch zuerst in Millionen, wohl sogar Milliarden Dosen fabriziert werden. Und JA: Die Wahrscheinlichkeit, dass eine aktuell infektiöse Person in einem Center trainiert, ist sehr klein, aber sie ist nicht NULL und sie ist grösser als die Wahrscheinlichkeit, im Lotto zu gewinnen. Das belegen auch die Infektionsvorgänge in Discos und Bars.

Dies bedeutet, dass die Fitnesscenter sich nach wie vor grösste Mühe geben müssen, COVID-sichere Center zu sein. Ein Fitness- oder Trainingscenter ist dann COVID-sicher, wenn eine infektiöse Person trainiert und trotzdem keine Mittrainierenden infiziert werden. Das setzt voraus, dass

  • jedes Center nach dem Prinzip «Vorbeugen ist besser als Heilen» alle Anstrengungen unternehmen MUSS, damit keine infektiösen Personen im Center trainieren. Die Frage nach dem Gesundheitszustand bzw. nach möglichen Symptomen ist weiterhin vor jedem Training ein MUSS – schon aus Haftungsgründen.
  • jedes Center sicherstellen muss, dass die Hygiene- und Distanzregeln eingehalten werden.
  • jedes Center ein besonderes Augenmerk auf besondere Gefährdungen legt. Dies sind insbesondere intensive Gruppenfitness-angebote wie beispielsweise Spinning, aber auch Herz-Kreislauftraining auf stationären Trainingsgeräten.

Schliesslich gibt es nicht nur Vorsorgemassnahmen, sondern für das «Worst Case Scenario», nämlich für eine tatsächlich im Center erfolgte Infektion, eben die Sicherstellung des Contact Tracing. Jedes Center muss feststellen und den kantonalen Verantwortlichen melden können, wer zeitgleich zu einer im Center neu infizierten Person ebenfalls trainiert hat. Kein Center darf aufgrund mangelnder Sorgfalt zum Hotspot werden; denn dann läuft die Branche Gefahr, dass sie nicht als sicher wahrgenommen wird. Und einen weiteren Lockdown darf und kann sich die Branche auch wirtschaftlich nicht erlauben. Zum Thema «Nur kein Hotspot werden!» sind unter https://www.qualicert.ch/index.php?in-den-medien weitere interessante Informationen zu finden.

Paul Eigenmann

QualiCert AG

www.qualicert.ch