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Generation Z – mobil, flexibel und gestresst?

Nach X und Y verfolgen uns, das im positiven Sinne, jetzt die jungen Menschen der Generation Z (Gen Z). Was heisst das für ein Fitnesscenter? Was haben diese jungen Kundinnen und Kunden für Bedürfnisse? Was heisst das für Fitnessunternehmer, wenn diese jungen Menschen plötzlich die Mitarbeitenden repräsentieren? Wo liegen die Chancen und Herausforderungen mit der Gen Z? Sie leben in einer Gesellschaft, welche sie nicht geschaffen haben, in Anlehnung an den früheren amerikanischen Präsidenten Kennedy.

Vorne weg ein Befund, welcher auf den ersten Blick erstaunt: Ist doch immer davon die Rede, dass die jungen Menschen mit schlechteren körperlichen Voraussetzungen in den Sport kommen. Ist dem wirklich so? Die Antwort ist überraschend einfach: Nein! Im Rahmen der Magglinger Trainertagung Anfang November 2019 präsentierte das Forschungsteam um Silvio Lorenzetti erstaunliches: Die Gen Z ist aufgrund der Datenlage sportlich auf einem höheren Niveau als die Vorgenerationen. Dies gilt übrigens für Einzelathleten im Bereich von Ausdauersportarten ebenso wie für Teamsportler. Die Gen Z ist besser als ihr Ruf! Wir müssen uns keine Sorgen machen, dass in naher Zukunft keine olympischen Medaillen für die Schweiz gewonnen werden.

Wie tickt sie nun, die Gen Z? Es stehen ihnen alle Möglichkeiten dieser Welt offen und dank dem Smartphone gibt es kein Offline mehr. Die 1995–2010 geborenen jungen Menschen sind virtuell vernetzt, dadurch aber auch in globaler Konkurrenz, Digital Natives und sind besorgt um die Zukunft. Gemäss NeoViso, Yannick Blätter, lässt sich die Gen Z mit drei Attributen definieren: Instant, Flexibilität und Klarheit. Das heisst alles muss schnell gehen, die Arbeits- und Freizeitwelt muss flexibel sein und doch wünschen sie klare Ansagen! Letzteres überrascht dann doch wieder etwas.

Die jungen Menschen, immer noch gemäss NeoViso, wollen klarere und kürzer gesteckte Ziele und Instant-Feedback. Sie streben nach Sinn und Inspiration und das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung ist hoch.

Was heisst das jetzt für das

Fitnesscenter?

Die Gen Z ist digital und sehr kreativ, siehe TikTok, meistens anständig, fordert Sinn und hinterfragt die Dinge kritisch. Da bin ich nicht immer so sicher, wenn ich sehe, wie auf der Trainingsfläche trainiert wird nach Vorbildern auf dem Smartphone.

Sie suchen inspirierende Trainerinnen und Trainer, welche ihre Sprache sprechen und Verständnis für ihr Verhalten und Denken aufbringen. Vergessen Sie bei dieser Generation einen Trainingsplan auf Papier! Das wird nicht funktionieren. Sie wollen den Trainingsplan überall mit dem Smartphone dabei haben und idealerweise noch die Möglichkeit haben, sich weltweit zu vergleichen! Und sprechen Sie mit klaren und wahren Worten an, was nötig ist: Bewegungsqualität, Determinanten im Training und die Ziele. Bei den Zielen ist es so, dass Sie es vergessen können, langfristig zu planen. Die Gen Z will ein kurzfristiges Ziel und das sofort – instant eben. Dies wird die Trainerinnen und Trainer stark herausfordern. Auch was das Instant-Feed-back betrifft. Machen Sie das nicht persönlich während dem Training, es wird nicht ankommen. Schreiben Sie eine WhatsApp, sie haben richtig gelesen, das kommt schnell und unmittelbar nach dem Training an und ist für die Gen Z völlig normal!

Die Spielregeln verändern sich

Früher war die Welt noch in Ordnung – heute ist sie VUKA: Volatil, unsicher, komplex und ambivalent. Die Erfolgsfaktoren der Zukunft haben sich verändert. Wer Mitarbeitende der Gen Z führen darf, muss sich anderen Fragen stellen wie unsere Generation der Babyboomer oder noch älter. An der Magglinger Trainertagung hat das Steffi Burkhart wunderbar auf den Punkt gebracht. In Anlehnung an Steffi Burkhart folgende Punkte:

  • Warum gibt es uns als Team? – Vision, Mission und Unternehmensziel sind transparent.
  • Wer darf bei uns arbeiten? – Die Personalauswahl muss kompromisslos gemacht werden.
  • Wer macht was? – Rollen sind zu klären und Teamstrukturen zu etablieren. Die Zeiten von «Ich bin der Chef» sind vorbei!
  • Wie arbeiten wir zusammen? – Klare Spielregeln, klare Prozesse und eine Instant-Feedback-Kultur sind ein Muss. Zusammen heisst im Team, siehe erster Punkt.
  • Wie behalten wir das Ziel im Auge? – Wille und Leistungsbereitschaft sind vorhanden, nutzen Sie als Chef diese aus! Die Gen Z wird liefern.

Die Gen Z ist des Weiteren unter dem Motto «mobile First» und «we connect» unterwegs. Gewöhnen Sie sich daran. Das ist nicht schlechtes Benehmen, sondern halt einfach der normale Alltag.

Soft Skills sind die neue harte Währung für den Erfolg

Wer heute mit seinem Fitnesscenter erfolgreich sein will, der muss folgende Fähigkeiten mitbringen oder sich diese schleunigst aneignen:

  • Teamfähigkeit
  • Kommunikation
  • Kollaboration
  • Präsentation
  • Verhandlung
  • Leadership
  • Empathie
  • Kundenzentrierung
  • Neugier
  • Agilität
  • Selbstkompetenz

Und als wenn das nicht schon genug wäre, stehen zuoberst auf der Agenda der Kundschaft Dinge wie Service, Kundenbindung, Qualität in allen Bereichen und Kreativität.

Diese Dinge haben Sie als Fitnessunternehmer nur dann im Griff, wenn Sie die oben aufgeführte neue Währung implementiert haben. Oder sich kompromisslos Mitarbeitende suchen, die genau so funktionieren und Sie selber nehmen sich gelassen zurück. Der beste Mitarbeitende in einem erfolgreichen Betrieb der VUKA-Welt ist nicht zwingend der Chef – meistens ganz sicher nicht.

Wer als Fitnessunternehmer in Zukunft überleben will, hat viele gute Optionen, wie er die Kundschaft dem Zeitgeist entsprechend behandeln will. Smartphones gehören da zwingend dazu.

Soziale Medien sind nicht gleich soziale Medien

Wer kennt TikTok, die chinesische App, welche ich schon weiter oben kurz angetönt habe? Oder Twitch, das neue Fernsehen der Gen Z, der E-Sportkanal der Jungen, wo kommentierte Sessions in allen möglichen Spezies der E-Sportwelt live übertragen werden. Instagram? Snapchat? Und die neue Bibel der jungen Menschen: Youtube.

Sie vermissen Facebook? Ich bin schon sehr erstaunt, wie viel Power und finanzielle Mittel viele Fitnessunternehmer in den Kanal Facebook stecken. Nur – die jungen Menschen sind nicht dort zu finden? Seit auch ihre Eltern einen Facebook-Account haben, sind die jungen Menschen nicht mehr dort. Wer geht schon gerne am gleichen Ort in den Ausgang wie seine Eltern?

Das heisst: Wenn Sie die Gen Z oder auch X und Y erreichen wollen, vergessen Sie Facebook und prüfen so im Schnitt alle sechs Monate, auf welchen Kanälen sich diese Generationen tummeln. Und dort setzen Sie den Hebel an.

Die Kommunikation der jungen Generation ist spontan und kurzfristig bis sehr kurzfristig. Das macht sich beim einhalten von gebuchten Terminen schon heute bemerkbar. Kommt etwas spannendes über WhatsApp oder Slack herein, wird der Termin storniert und neu vereinbart. Für die Gen Z kein Problem – passen Sie die Prozesse in Ihrem Unternehmen entsprechend an!

Quo vadis Fitnesscenter und Trainierinnen und Trainer?

Was heisst das alles für Fitnessunternehmer oder eben auch die Mitarbeitenden der Trainingsfläche und im Kursraum?

  • Sie sind im Kampf um Aufmerksamkeit ein kleines Puzzleteil von vielen. Handeln Sie entsprechend und passen Sie das Unternehmen diesen Anforderungen an.
  • Leben Sie die Feedback-Kultur. Aber bitte nicht mit Terminvereinbarungen in zwei, drei oder vier Tagen. Sofort – entweder in Form eines Espresso-Feedbacks oder per WhatsApp oder welchen bevorzugten Kanal auch immer Sie nutzen.
  • Kommunizieren Sie mit Mitarbeitenden und den Kundinnen und Kunden in einem Mix aus digitaler und persönlicher Note.
  • Zeigen Sie in jedem Fall den Sinn der geforderten Massnahme auf. Das gilt für die Mitarbeitenden genauso wie für die Trainierenden – sie müssen begreifen, warum sie etwas tun müssen.
  • Und zu guter Letzt – die Gen Z, aber nicht nur die, hat oft etwas Mühe mit dem Umgang von Rückschlägen. Unterstützen Sie sie in diesem Fall!

Peter Regli 

ist Buchautor, Dozent und Referent. Er unterrichtet an diversen Ausbildungsinstitutionen und bietet Workshops im Bereich Gesundheitsmanagement und Strategieentwicklung für kleinere Unternehmen an. Individuelle Themen bietet er als Inhouse-Schulungen oder als Online-Coaching für Menschen und Unternehmen an. Sie erreichen ihn per Mail mit pr@peter-regli.ch oder auf seine Website www.peter-regli.ch