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Instagram-Marketing – Potenziale für Fitnesscenter – Wie Sie den «Instagram-Muskel» Ihres Centers zum Wachsen bringen

Instagram hat schon lange zur Grössenordnung von Facebook und Twitter aufgeschlossen. Die Instagram-App findet sich auf fast jedem Handy. Natürlich bewegen sich auch immer mehr Fitnessinteressierte auf dieser Social-Media-Plattform. Genau deswegen wird sie für Fitnesscenterbetreiber zunehmend wichtiger. Allerdings behandeln viele Betreiber ihre Accounts sehr stiefmütterlich. Mithilfe einiger weniger Tipps können Fitnesscenter ihren Instagram-Account neu strukturieren, um ihren Bekanntheitsgrad wesentlich zu steigern und ihre Zielgruppen zu bedienen.

Anfangs wurde Instagram vornehmlich von Fotografen, dann immer mehr von jüngeren, digital affinen Menschen genutzt. Heute sind jegliche relevanten Zielgruppen auf dem Kanal aktiv und die Plattform expandiert weiter. Im Vergleich zu Snapchat und Facebook weist Instagram ein höheres Nutzerengagement auf und kann Kaufentscheidungen potenzieller Kunden aktiv beeinflussen.

Instagram vs. Facebook

Der Social-Media-Kanal Instagram, der sich erst durch seine gezielte Visualisierung «so richtig» etablierte, erreichte im Juni 2018 die magische Marke von einer Milliarde Nutzer und wächst seit der Akquisition durch die Facebook Group im Jahr 2012 stetig. Die Besonderheit: Instagram verzeichnet im Vergleich zu Facebook ein höheres durchschnittliches Engagement pro Post (Likes, Kommentare, Zeitinvestment pro Nutzer) und erfreut sich generationsübergreifend wachsender Beliebtheit. Jeder vierte junge Erwachsene nutzt einer aktuellen Befragung zufolge die Plattform als wichtige Nachrichtenquelle. Gleichzeitig erlebt Facebook seit Jahren einen Einbruch an organischer Reichweite, d. h. die «normal» geposteten Beiträge werden immer weniger Personen angezeigt. Von über 15 Prozent erreichter Facebook-Fans einer Seite im Jahr 2012 sank dieser Wert bei Facebook bis heute unter die 1-Prozent-Grenze. Facebook erhoffte sich durch entsprechende Anpassungen einen höheren Einsatz von Facebook-Ads, sprich höhere Werbeeinnahmen. 2019 gaben Werbende sogar 20 Mio. US-Dollar für Werbung auf Instagram aus. Da bisher die Reichweite bei Instagram weitestgehend stabil geblieben ist, bekommt Facebook dadurch immer mehr «innerbetriebliche» Konkurrenz. Neuerungen wie Instagram LIVE oder Instagram TV (IGTV) bieten gerade für Marketingzwecke neue Möglichkeiten, die für Studiobetreiber immer interessanter werden.

Die folgenden Punkte zeigen Ihnen, wie Sie auch ohne den Einsatz eines grossen Marketingbudgets natürliches Wachstum auf Instagram generieren und von den Möglichkeiten der Plattform profitieren können.

So bringen Sie Ihren Account zum natürlichen Wachsen

1. Zeit, Know-how und qualifizierte Mitarbeiter: der Schlüssel zu einem erfolgreichen Instagram-Account

Seien Sie auf den relevanten Kanälen aktiv, wo sich Ihre Zielgruppen aufhalten und bleiben Sie auf Ihrem Account up to date. Instagram-Nutzer sind durchschnittlich täglich mehr als zwei Stunden auf der Plattform aktiv. Ein ähnliches Zeitbudget sollten Sie (je nach Studiogrösse) in etwa auch für die Pflege und die professionelle Betreuung Ihres Accounts einkalkulieren. Ihr Account lebt nicht nur von der Aktualität, sondern insbesondere auch von der Interaktion. Der Dialog mit der Studio-Community sowie mit neuen potenziellen Kunden kostet Zeit – diese Zeit ist jedoch gut investiert, denn dadurch können Sie nicht nur mehr Leads generieren und neue Mitglieder gewinnen, sondern auch für eine bessere Kundenbindung sorgen.

Neben genügend Zeit brauchen Sie auch das nötige Know-how sowie entsprechend qualifizierte Mitarbeiter. Sofern Sie den Studio-Account nicht selbst betreuen, bringen Sie Ihren Mitarbeitern das erforderliche Vertrauen entgegen, geben Sie ihnen die nötige Zeit sowie den Handlungsspielraum, um Ihren Account aufzubauen bzw. kontinuierlich zu bespielen. Im Studioalltag gehen solche Tätigkeiten gern unter, deshalb bietet es sich an, hier für klare Zuständigkeiten und Kontinuität zu sorgen. Ein engagierter Social-Media- bzw. Digital-Manager kann über Instagram zahlreiche Abschlüsse generieren und viel für das Image des Studios und die Kundenloyalität tun. Seien Sie sich aber bewusst, dass es sich mit dem Social-Media-Erfolg (insbesondere auf Instagram) ähnlich wie mit dem Muskelzuwachs beim Training verhält: Nur mit dem nötigen Elan, nachhaltigem Fleiss und einem klaren Ziel können Sie «digitale Muskeln» aufbauen.

2. Mit liken, teilen und kommentieren zu mehr digitalem Muskelwachstum

Wer User-Engagement (in Form von Likes, Kommentaren und neuen Abonnenten) für seinen Account steigern möchte, muss zuerst selbst aktiv werden und sich vernetzen bzw. andere Accounts finden, liken und kommentieren – ganz nach dem menschlichen Grundprinzip der Reziprozität (Gegenseitigkeit) und dem Motto «Wie du mir, so ich dir». Liken und kommentieren Sie relevante Beiträge innerhalb Ihrer Zielgruppe. Dies muss jedoch sehr gezielt, ehrlich und natürlich erfolgen und fordert seitens der jeweiligen Verantwortlichen das nötige Fingerspitzengefühl, denn die Authentizität spielt gerade in den Social-Media-Kanälen eine wichtige Rolle. Arbeiten Sie gezielt mit Kommentaren, die entweder einen Nutzen/Mehrwert bieten, ein ehrliches Kompliment darstellen oder eine themenbezogene Frage beinhalten, die Interesse weckt und für positiven Diskussionsstoff sorgt. Wählen Sie bei Ihrer konkreten Auswahl nicht nur grosse Accounts, sondern fokussieren Sie sich auf kleinere Accounts und ggf. regional aktive User aus Ihrem Umfeld, da von diesen oftmals am ehesten eine positive Reaktion/Interaktion zu erwarten ist. Nutzen Sie hier die technischen Möglichkeiten der Plattform voll aus und setzen Sie auf Interaktion.

Trainieren Sie Ihre «Instagram-

Muskeln»

Die folgende 2×40 «Push-IG-up-Methode» (bestehend aus 40 Kommentaren und 40 Likes täglich) bringt Ihren Instagram-Account deutlich nach vorne und soll als grobe Faustformel zur Orientierung dienen. Wer Wachstum will, muss sich selbst, aber vor allem den Instagram-Button regelmässiger pushen. Dies sollte sukzessive gesteigert werden, aber auch hier ist Vorsicht geboten: Allzu viel ist ungesund und schnell drohen Übertraining bzw. negative Konsequenzen. Zu viele Aktionen innerhalb von 24 Stunden bestraft Instagram direkt und der Account wird zeitweise blockiert.

3. Instagram TV – ein schlummerndes Potenzial

Instagram TV erlaubt Nutzern derzeit den Upload von Videos mit einer Länge von zehn Minuten im Vertikalformat und will sich neben YouTube in Zukunft auch als Anbieter für längeren Video-Content nachhaltig etablieren. Um es nutzerfreundlicher zu gestalten, adaptierte Instagram das Feature und ermöglicht Nutzern, Videos jetzt auch im Horizontalformat hochzuladen. Videos erreichen nach neuesten Erkenntnissen zwar nicht per se ein höheres Engagement als Bilder, sie erhöhen jedoch die Verweildauer beim jeweiligen Post. Da davon wiederum in der Folge die Sichtbarkeit und Reichweite zukünftiger Postings abhängen, bergen gerade diese neuen Videomöglichkeiten neben klassischen Bilderpostings ein schlummerndes Potenzial, das es zukünftig für Studiobetreiber zu nutzen gilt. Seit Februar 2019 verknüpft Instagram den Feed mit Instagram TV und sorgt mit seinen Updates dafür, dass dieser Bereich an Relevanz zunimmt und immer weiter ausgebaut wird. Aktuell zeichnet sich der Trend ab, dass die Plattform Videos im Vertikalformat tendenziell mehr Reichweite bietet. Diese punktuell wahrnehmbaren Veränderungen decken sich mit der «Video-First-Strategie» von Instagram bzw. Facebook und sind ein klares Indiz dafür, dass genau diesem Bereich zukünftig noch mehr Bedeutung zukommen wird.

Auch bei Social Media gilt: Qualität vor Quantität

Die Qualität Ihrer Videos sollte immer möglichst hoch sein, jedoch ist eine professionelle Produktion keine notwendige Voraussetzung. Auch mit einem neueren Apple- oder Android-Gerät lassen sich heute schon Aufnahmen mit hoher Auflösung erstellen, die für das eigene Social-Media-Marketing genutzt werden können. Über Videos aus dem Studioalltag, Trainerporträts, Erfolgsgeschichten sowie besondere Aktionen oder Ähnliches lassen sich Emotionen oftmals viel besser, authentischer und günstiger verkaufen als über professionelle, kostenintensive Videobearbeitungen.

Mögliche Video-Formate

4. Hashtags als «Booster» – Nutzen Sie es aus!

Um die Reichweite eines Beitrags auf Instagram zu erhöhen, ist die richtige Hashtag-Strategie ein entscheidender Erfolgsfaktor. Nutzen Sie (wie unter Punkt 2 erläutert) bevorzugt spezifische und relevante Hashtags. Aber wie viele Hashtags braucht es in der Praxis wirklich? Eine optimale Anzahl von genutzten Hashtags pro Post gibt es de facto nicht und es existieren nur generelle Empfehlungen. Hier arbeiten viele Unternehmen mit eigenen Erfahrungswerten; sie nutzen im Durchschnitt ca. sieben bis neun Hashtags pro Post. Aktuelle Analysen (siehe Abbildung) verdeutlichen jedoch, dass Posts mit 30 Hashtags tendenziell mehr Likes generieren als andere Beiträge. Sicher sind hierunter auch irrelevante Account-Interaktionen zu finden, jedoch sorgt die höhere Anzahl an Hashtags wiederum dafür, dass der entsprechende Post durch den Algorithmus mehr Reichweite bekommt. Angesichts dieser Analysen empfiehlt es sich, derzeit alle 30 möglichen Hashtags gezielt auszunutzen. Der Einsatz von mehr als 30 Hashtags ist aktuell nicht möglich – dies kann sich jedoch mit einem entsprechenden Instagram-Update jederzeit wieder ändern. Rechnerisch gesehen haben Beiträge mit 20 Hashtags sogar eine noch höhere Reichweite, erzielen jedoch in der Praxis weniger Interaktionen. Probieren Sie für sich am besten beides aus und sammeln Sie eigene Erfahrungswerte.

Quelle: Fanpage Karma, Datenbasis 15 Mio. Instagram-Posts im Oktober und November 2018

Vermeiden Sie jedoch Hashtags, die häufig von Spam-Software und Accounts genutzt werden. #L4L (Hashtag Like for Like) oder ähnlich genutzte «Wachstums-Hashtags» werden mittlerweile stark in ihrer Reichweite eingeschränkt. Vergessen Sie auch nicht, Hashtags in Ihrer Instagram-Story einzubinden – jedoch reicht hier derzeit meist ein konkreter Hashtag (z. B. ein Event oder Ähnliches) vollkommen aus. Eine optimale individuelle Hashtag-Strategie ist ein kontinuierlicher Lernprozess und ergibt sich oft aus den ersten eigenen Erfahrungswerten bzw. Reaktionen.

5. Verwenden Sie Business-Profile

Der Instagram-Algorithmus ordnet die Posts zwar nicht mehr chronologisch zu, präferiert aber immer noch Postings, die aktueller sind. Posten Sie daher regelmässig zur richtigen Zeit, indem Sie die Insights Ihres Instagram-Accounts nutzen. Falls Sie noch kein Business-Profil nutzen, empfiehlt es sich schon allein deshalb, sich ein solches Profil anzulegen. Somit können Sie die besten Tage und Zeitspannen, an denen Ihre Zielgruppe online am aktivsten ist, für Ihre Postings identifizieren. Jedoch geht das perfekte Timing des Posts über den konkreten Zeitpunkt hinaus. Oft entscheidet hier schlussendlich der aktuelle Gemütszustand der Zielgruppe über den Erfolg. Diese Analysen geben Ihnen nichtsdestotrotz wichtige Hinweise zum generellen Nutzungsverhalten und sollten in Ihrer Posting-Strategie Berücksichtigung finden.

6. Bearbeiten Sie alle «Anfragen»

Instagram hat im Juni 2019 die Struktur der Anfragen angepasst und diese in einen Hauptordner und in «Allgemeines» unterteilt. Es empfiehlt sich, stets alle «Anfragen» zu überprüfen. Jede Anfrage stellt ein potenzielles Mitglied dar und sollte deshalb zeitnah bearbeitet werden. Zudem beeinflusst auch der Chat mit Mitgliedern die Relevanz im Newsfeed. Wenn Sie mit einem Mitglied chatten, erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass der nächste Beitrag diesem Mitglied direkt angezeigt wird.

7. «Schocken» Sie Ihre Zielgruppen mit digitaler Vielfältigkeit

Um zu wachsen, müssen auch im Instagram-Marketing die «Muskeln» von Zeit zu Zeit «geschockt» und neue Reize gesetzt werden. Nutzen Sie die verschiedenen Möglichkeiten von Instagram aus und sammeln Sie eigene Erfahrungswerte. Gehen Sie z. B. mindestens einmal die Woche «live», da Ihre Abonnenten dies als Einblendung sehen und Ihr Studio so an erster Position der «Instagram Stories» steht. Nutzen Sie Umfragen in der Instagram Story, um herauszufinden, welche Inhalte Ihre Nutzer am meisten interessieren. So «schocken» Sie Ihre Follower im positiven Sinne und überraschen sie mit zeitgemässem Content und kreativen Ideen.

Dabei ist auch dem «new kid on the blog» TikTok Beachtung zu schenken. Der Kanal, der 2019 ein massives Wachstum insbesondere bei der jüngeren Zielgruppe der 13- bis 17-Jährigen verzeichnete, wird nach meiner persönlichen Einschätzung sukzessive auch für die älteren Zielgruppen und die Fitnessbranche interessant werden, nachdem es über Lip-Sync, Tanz- und «Talent»-Videos hinausgewachsen ist. Der sogenannte «First Mover»-Vorteil ist nicht zu unterschätzen, jedoch sollten Sie zunächst auf Instagram mit korrekter Ausführung, Mut, Zeit-und Personaleinsatz «in Bewegung kommen».

Fazit

Um in Social-Media-Marketing möglichst up to date zu sein, sollte das organische Instagram-Marketing zukünftig ein fester Bestandteil Ihrer Marketingstrategie werden. Instagram bietet hier jede Menge innovative Möglichkeiten, seien Sie mutig! Nutzen Sie die Plattform gezielt für Ihr Studiomarketing und bauen Sie Ihre «digitalen Muskeln» weiter aus. Die konkreten Praxistipps lassen sich zusammen mit Ihren Mitarbeitern zielführend umsetzen und bieten eine gute Grundlage, um hier durchzustarten. Die dargelegten Strategien beeinflussen sich gegenseitig und sollten Ihnen einen sehr guten Start ins Instagram-Marketing ermöglichen. Testen Sie die verschiedenen Tools und Möglichkeiten aus und versuchen Sie, das volle Potenzial der Plattform mit steigender Erfahrung nach und nach weiter auszuschöpfen. In den nächsten Monaten können Sie mit diesen Tipps bares Geld sparen und neue Kunden für Ihr Studio gewinnen – Sie müssen die Plattform nur für sich nutzen! Spass, Learnings und Wachstum sind damit garantiert.

Auszug aus der Literaturliste

  • Beilharz, F. & Expertenteam (2017). Der Online-Marketing-Manager – Handbuch für die Praxis (1. Aufl.) Heidelberg: O`REILLY.
  • Lammenett, E. (2018). Online-Marketing-Konzeption (3. Aufl.). Polen: Roetgen.

Für eine vollständige Literaturliste kontaktieren Sie bitte marketing@dhfpg-bsa.de

Frederik Neust

Der Fitnessökonom arbeitete u. a. für Fitness First Germany & UK an diversen Digitalprojekten, bevor er nach Südostasien wechselte. Bis Anfang 2019 war er für das Online-Marketing eines asiatischen Hotelmanagement-Unternehmens zuständig. Es folgte der Schritt in die Selbstständigkeit, um innovativen Firmen den Markteintritt in Asien zu ermöglichen und strategisch «digitale Muskeln» aufzubauen. Zudem ist er als freiberuflicher Dozent und Autor für die BSA-Akademie tätig.

www.dhfpg-bsa.de