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Interview Alfred Enzensberger: clever fit weiterhin auf Expansionskurs!

Alfred Enzensberger ist Geschäftsführer und Gründer der clever fit GmbH, der standortstärksten Fitnesskette in ganz Deutschland. clever fit ist 2007 gestartet und umfasst mittlerweile über 450 Fitnesscenter, der grösste Teil davon in Deutschland. Doch clever fit erobert auch andere Länder und hat bereits 15 Standorte in der Schweiz. Die FITNESS TRIBUNE wollte wissen, wie es zum Erfolg von clever fit gekommen ist und was der Gründer für die nächsten Jahre geplant hat.

Roger Gestach im Gespräch mit Alfred Enzensberger

RG: Alfred, Euer Franchisesystem ist in nur 13 Jahren so richtig durch die Decke gegangen. Erzähl uns doch etwas über Eure Anfänge, wie ist clever fit entstanden?

AE: 2004 habe ich das erste clever fit Studio in München eröffnet, um meine Idee eines neuartigen Fitnessstudiokonzepts umzusetzen. Ein paar Jahre zuvor hatte ich als damals noch branchenexterner Unternehmer ein bestehendes Fitnessstudio übernommen und stand dort auch selbst in engem Kontakt mit den Kunden. Ich habe gemerkt, dass Fitness eine immer grössere Rolle in unserer Gesellschaft spielt, dass aber vielerorts die Angebote der Studios nicht optimal auf die Bedürfnisse der Kernzielgruppen zugeschnitten waren.

Zu dieser Zeit gab es oft ein Überangebot an Dingen (wie zum Beispiel Saunalandschaften, Schwimmbäder und ähnliches), die auf der Nachfrageseite gar nicht den grossen Stellenwert hatten, aber dennoch hohe Kosten und somit hohe Preise für den Kunden mit sich brachten. Es fehlte einfach an Fitnessstudios, die es dem Normalbürger möglich machten, sich mit Gerätetraining fit und gesund zu halten und zwar zu einem attraktiven Preis. Diese Marktlücke konnte ich mit clever fit füllen – ich hatte einfach zur richtigen Zeit die richtige Idee, die richtige Vorstellung von dem, was der Kunde der Zukunft im Fitnessbereich möchte und wünscht.

Für mich war von Anfang an klar, dass aus der «Idee clever fit» ein Franchisesystem werden soll, denn die Entwicklung eines Dienstleistungssystems war und ist so etwas wie eine Leidenschaft für mich. Und so gründete ich 2007, nachdem die erfolgreiche Pilotierung meines Konzepts sowohl in der Fitness- als auch in der Unternehmerbranche für Aufsehen sorgte und die ersten potenziellen Partner bereits bei mir angefragt hatten, die clever fit GmbH.

RG: Was macht Euch so erfolgreich? Kannst Du uns Euer Konzept etwas näher bringen?

AE: «Einfachheit» ist hier wohl das richtige Stichwort. Clever fit hat es in den letzten Jahren immer verstanden, sich im Sortiment nicht zu breit aufzustellen, sondern hat über die gesamte Zeit ein klares Profil vertreten: Wir stehen für gerätegestütztes Training und haben uns da immer weiterentwickelt. Wir haben nur Konzepte mit ins System geholt, die ausreichend bewährt und für den Grossteil der Gesellschaft auch brauchbar sind. Der Mainstream findet in unserem Angebot einen Mehrwert, wenn man es so ausdrücken will. Special Interest gibt es bei uns nicht und wird folglich dem Kunden auch nicht in Rechnung gestellt.

Hinzu kommt, dass wir unseren Fokus von Anfang an nicht nur auf die Grossstädte gelegt haben. Wir verstehen uns als die «Grundversorger Fitness für alle» – auch oder gerade in den ländlicheren Regionen, wo es bislang kaum namhafte Anbieter gab. Wir wollen in unserem Konzept Gesellschaftsgruppen vereinen und nicht voneinander abgrenzen und das ist uns bislang ganz gut gelungen.

RG: Ihr nennt Euch «Premium Fitness Discounter». Premium und Discount, ist dies nicht ein Widerspruch?

AE: Nein, insofern dass Premium nur sagt, dass man auf Qualität in der Ausstattung Wert legt und diese trotzdem zu einem günstigen Preis anbietet. Das verhält sich ähnlich wie bei den grossen Supermarktketten, die neben ihrem Standard-Sortiment auch Produkte von höherer Qualität zu einem vergleichsweise günstigen Preis anbieten. Wir sehen uns nie als die Preistreiber, die sich mit anderen Anbietern um den billigsten Preis streiten, sondern wir haben ein faires Preis-Leistungs-Verhältnis, das letztlich dem Kunden zugute kommt. Der Begriff Premium Discounter ist nicht als Webebotschaft zu verstehen, mit der wir nach aussen gehen, sondern dient uns eher zur internen Einordnung zwischen Billiganbieter und hochpreisigem Luxus-Segment.

RG: Was macht Ihr anders als die anderen Discounter?

AE: Wir sehen uns eigentlich nicht als klassischen Discounter, weil wir eben nicht der Preistreiber sind. Clever fit ist preislich im unteren, mittleren Bereich positioniert und es steht das Trainingserlebnis an den Kraft- und Ausdauergeräten im Vordergrund. Wir müssen uns da bisschen aus dem Discount-Segment herausziehen: Wir verkaufen nicht «alles Hauptsache billig», sondern wir konzentrieren uns auf unsere Kernleistungen und legen vor allem besonderes Augenmerk auf die Betreuung und Erfolge der Mitglieder, setzen da neue Akzente und wollen uns hier weiter verbessern.

RG: Was waren in den vergangenen 13 Jahren Eure grössten Herausforderungen?

AE: Was spannend ist und war, ist die Weiterentwicklung unseres Systems, das wir immer wieder neu an die veränderten Rahmenbedingungen von aussen aber auch von innen anpassen müssen.

Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Geschehnisse kommen wir zum Beispiel nicht an dem Punkt «digitale Transformation» vorbei. Ich denke, man darf hier nicht Gefahr laufen, auf alles aufzuspringen, was einem gerade angeboten wird, andererseits darf man den Zug natürlich auch nicht verpassen. Da haben wir in den letzten Jahren viel gelernt und andererseits vieles aussortiert.

Aber auch Veränderungen, die in unserem System liegen, bringen immer neue Aufgaben mit sich. Man darf nicht vergessen, dass wir ja auch einmal klein angefangen haben und das vor gar nicht allzu langer Zeit. Früher konnten wir alle Entscheidung in ein paar Telefonaten oder bei einem gemeinsamen Abendessen mit unseren Franchisepartnern besprechen. Mittlerweile sind wir ein international agierendes Franchisesystem mit fast 200 Partnern, die als eigenständige Unternehmer alle ihre eigene Meinung haben. Und das ist auch gut so, denn einen Grossteil unseres Erfolgs als System verdanken wir auch ihren Ideen und dem Feedback, das uns an die Zentrale zurückgespielt wird. Aber all das gilt es eben auch zu koordinieren.

RG: Vor noch nicht mal drei Jahren habt Ihr in der Schweiz eure Master-Lizenz an Patrick Manser vergeben. Er hat mittlerweile 15 Studios eröffnet. Wie zufrieden bist Du mit der Entwicklung in der Schweiz?

AE: Wir sind hochzufrieden mit der Entwicklung in der Schweiz. Patrick Manser ist ein Vollblutunternehmer, der ein gutes Gespür für Immobilien und Standorte hat und es versteht, top ausgestattete und optisch ansprechende Studios zu bauen. Er setzt unseren Standard konsequent um und packt immer noch oben ein bisschen etwas extra drauf.

RG: Wie sehen Eure Pläne und Ziele mit clever fit in der Schweiz und in der DACH-Region aus?

AE: Wir wollen unsere Vorreiter-Position hier natürlich noch weiter ausbauen. Für die nächsten zehn Jahre haben wir uns vorgenommen, die 1000-er Marke zu knacken und – mitunter auch durch weitere regionale und konzeptionelle Ausweitung im Kleinstadtbereich – «Nahversorger» zu werden und somit noch flächendeckender Fitness für alle anbieten zu können. Was speziell die Schweiz betrifft, da haben haben einen starken Partner in Patrick Manser gefunden, mit dem zusammen wir grosses Entwicklungspotenzial im deutschsprachigen Raum sehen. Weitere Projekte sind bereits in Planung.

RG: Ich habe gehört, dass clever fit auch noch in andere Länder expandiert. Was ist geplant?

AE: Grundsätzlich ist eines unserer grossen Ziele für die nächsten Jahre, noch internationaler zu werden. In Italien und Tschechien stehen wir kurz vorm Markteintritt. Aufgrund der steigenden Anfragen aus anderen Ländern spüren wir sehr deutlich, dass wir aber auch über den europäischen Markt hinaus immer interessanter werden. Das Schöne am Thema Fitness ist ja: Es funktioniert international, überall auf der Welt gibt es Menschen, die sich bewegen wollen und wir können ihnen das ermöglichen.

Langsam kommen wir meinem grossen, visionären Ziel, clever fit zu einer Weltmarke zu machen, einen Schritt näher. Wir wollen aber nachhaltig wachsen, deshalb müssen wir bevor wir in einem neuen Land auftreten immer wieder aufs Neue prüfen, inwieweit unser Konzept zu diesem Zeitpunkt zum jeweiligen Markt passt und ob wir vor Ort auch die geeigneten Sparringspartner finden. Wir wollen Entwicklungspotenzial für die Marke in einem Land sehen. Wenn dann wollen wir ja auch unseren hohen Standard sichergestellt wissen.

RG: Wie habt Ihr den Corona-Lockdown überstanden und welche Lehren zieht Ihr aus dieser Krise?

AE: Man muss ganz klar sagen, dass der Lockdown aus unternehmerischer Sicht hart war. Einen Betrieb bis zu zwölf Wochen geschlossen zu halten und lange nicht zu wissen, wann und wie es überhaupt wieder weitergehen wird, war in jedem Fall für uns alle eine wirtschaftliche wie auch persönliche Herausforderung. Viele unserer Franchisenehmer haben die Zeit genutzt, um ihre Studios auf Vordermann zu bringen, ihre Teams zu schulen (wir haben in unserer clever fit Akademie kurzfristig auf online Unterricht umgestellt, um das auch zentralseitig zu unterstützen) und haben es auf ganz unterschiedliche, teils sehr kreative Art geschafft, mit ihren Mitgliedern in Verbindung zu bleiben. Zum Glück haben viele Mitglieder zu uns gehalten, was wir als einen Beweis dafür sehen, dass man uns als clever fit und unseren Partnern vertraut und etwas zutraut.

Wir haben aber auch wieder einmal gesehen, dass Fitnessstudios eben nicht – zumindest nicht dauerhaft – durch online Angebote ersetzbar sind. Der persönliche Kontakt ist und bleibt wichtig, deshalb freuen wir uns auch, dass langsam wieder Leben in die Studios einkehrt und sich auch neue Mitglieder anmelden, die jetzt endlich etwas für ihre Fitness tun wollen.

Corona ist allerdings noch nicht vorbei. Ob und wie wir alle die Krise überstanden haben, können wir letztlich vielleicht nächstes Jahr um diese Zeit abschliessend beantworten. Wir blicken aber positiv in die Zukunft, weil wir bis jetzt bewiesen haben, dass wir als System auch in Krisenzeiten sehr leistungsfähig sind und viele Herausforderungen schnell meistern konnten.

RG: Was macht Alfred Enzensberger privat gerne?

AE: Das lässt sich eigentlich ganz einfach zusammenfassen: Fitness und Familie. Ich gehe auch selbst regelmässig trainieren und geniesse die wenige freie Zeit, die ich habe, mit meiner Frau und meinen Kindern.

RG: Ganz herzlichen Dank und viel Erfolg weiterhin.