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Interview: Cyrill Lüthi zum fünfjährigen Jubiläum von M.A.X.

M.A.X. steht für Muscle Activity Excellence. Das 30-minütige Konditionstraining ist seit 2013 ein Dauerbrenner und wird in über 270 Studios alleine in der Schweiz angeboten. M.A.X. ist international am Durchstarten und wird inzwischen auch in Deutschland, Österreich, Ungarn und Finnland angeboten. Roger Gestach sprach mit Cyrill Lüthi, dem Erfinder von M.A.X. und Inhaber/Geschäftsführer der Star Education.

RG: Cyrill, wenn ich richtig orientiert bin, warst Du einmal Europameister im Team-Aerobic. Wie bist Du in die Fitnessbranche gekommen?

CL: Ja, das stimmt, das war im Jahr 1995 in Helsinki und wir haben dazumal in der Kategorie Team den Europameistertitel gewonnen. Der Wettkampf wurde auch im Eurosport ausgestrahlt. Während meiner Aktivzeit bei den Fussballjunioren beim FC Luzern, haben wir uns in der Winterpause mit Krafttraining fit gemacht. Danach, während meiner Lehre, habe ich den Fussball verletzungsbedingt an den Nagel gehängt und trainierte von diesem Zeitpunkt an im „Fit In“ Fitness Studio in Luzern. Ich glaube, zu dieser Zeit gab es vielleicht zwei, drei Studios in der Stadt Luzern.

RG: Was machen Deine Team-Aerobic-Kollegen heute? Sind sie auch noch in der Fitnessbranche tätig?

CL: Leider haben wir keinen regelmässigen Kontakt mehr. Der eine Kollege lebt schon länger in Brasilien und ist mit Yoga und Meditation aktiv. Beim anderen Kollegen bin ich mir nicht sicher, welche Richtung er eingeschlagen hat.

RG: Du bist wirklich schon lange dabei. Was hat sich seither aus Deiner Sicht in der Fitnessbranche am meisten verändert, speziell im Bereich Gruppenkurse?

CL: Die Vielfalt der Group Fitness Angebote ist heutzutage enorm, das finde ich super.

Die Bezeichnungsanpassung von „Aerobic“ zu „Group Fitness“ war daher auch ein logischer und guter Schritt. Auch die Entwicklung der Musikwiedergabe ist spannend, von der Kassette über die CD bis nun zu MP3. Früher gab es noch keine einheitlichen Konzepte mit vorgegebenen Übungsabläufen und passender Musik dazu. Jeder Trainer/jede Trainerin hat seine Stundenbilder mit der eigenen Kompetenz zusammengestellt und unterrichtet. Heutzutage gibt es eine grosse Konzept-Vielfalt.

RG: Im Jahr 2000 hast Du zusammen mit Karin Albrecht Star Education gegründet. Wie ist es dazu gekommen?

CL: Karin und ich kannten uns schon vor der Gründung. Es gab zwei bestehende Bildungsanbieter, welche sich entschieden haben, einen gemeinsamen Weg mit zusätzlichen Partnern einzuschlagen. Daraus entstand die Star Education.

RG: Wie positioniert sich die Star Education auf dem Bildungsmarkt?

CL: Der Bildungsbereich der Anbieter ist überschaubar, man kennt sich und wir sind auch im SVBO (Verband) bildungspolitisch aktiv. In der Star findet sich ein breites Angebot an Aus- und Weiterbildung im Bereich Bewegungs- & Gesundheitsförderung. Einerseits bieten wir die Module bis zum eidg. FA an, anderseits fokussieren wir uns auf unsere exklusiven Eigenmarken und Produkte wie M.A.X., Antara, BOOST und smartAbs. Die Star steht für Inhalte und Praxistransfer und wir machen nicht jeden „Trend“ mit.

RG: Vor fünf Jahren habt Ihr mit M.A.X. begonnen, welches Deine Erfindung ist. Was hat Dich auf die Idee von M.A.X. gebracht?

CL: Die Inhalte von M.A.X. basieren auf meinen langjährigen Erfahrungen. M.A.X. war schon länger in meinem Kopf, grösstenteils in meinen üblichen Workouts umgesetzt. Im 2012 kontaktierte mich die grösste Fitnesscenter-Kette der Schweiz (ACTIV Fitness). Es gab einen Austausch über das Bedürfnis eines neuen Group Fitness-Konzeptes mit klaren Vorstellungen, Erwartungen und Wünschen, wie es sein soll. Diese waren so ziemlich deckungsgleich mit unseren Ideen und so kam es, dass M.A.X. 2013 erfolgreich startete und all unsere Erwartung übertroffen hat. Bis heute haben weit über 1000 Instruktoren den M.A.X.-Ausbildungstag absolviert.

RG: Erkläre unseren Lesern doch kurz das Konzept von M.A.X. und was das Besondere daran ist.

CL: M.A.X. ist ein intensives 30-minütiges Group Fitness Training. Klar strukturiert, einfache Übungsabläufe und eigene motivierende M.A.X.-Musik. Ein modernes und zeitgemässes Training. Mit den sinnvollen Übungen, mit Fokus auf Kraft, Ausdauer und Koordination, spricht M.A.X. sowohl Frauen als auch Männer an. Die Besonderheiten liegen in wohlüberlegten, bis ins Detail geplanten, methodischen und inhaltlichen Massnahmen, so dass M.A.X. ein breites Zielpublikum anspricht.

RG: Ihr habt alleine in der Schweiz über 270 Fitnesscenter, die M.A.X. anbieten. Dies ist eine beachtliche Zahl. Was ist Euer Erfolgskonzept?

CL: Inzwischen sind es in der Schweiz über 300 Fitnesscenter – Tendenz steigend. Schlussendlich sind es viele Faktoren, die zum Erfolg führen. Mit M.A.X. bieten wir für alle wichtigen Interessengruppen ein attraktives Gesamtkonzept. Für Trainierende, wie oben erwähnt; kurz, einfach und intensiv. Für TrainerInnen; klare Struktur, mit Musikkonzept und regelmässigen Videoupdates zu einem fairen Preis-/Leistungsverhältnis. Für Studios; keine Studiolizenzen, nebst dem Step Board ohne zusätzliches Equipment, laufende Marketingunterstützung. M.A.X. kann vielseitig im Kursplan integriert und/oder kombiniert werden. Das „M.A.X. Rezept“ beinhaltet natürlich noch so einige Zutaten, welche ich in das Programm integriere. Interessant ist, wenn man plötzlich bei anderen Konzepten verblüffende Ähnlichkeiten entdeckt, sei es methodisch wie auch inhaltlich. Dies bestätigt einem den erzielten Erfolg.

RG: Nun wollt Ihr auch international durchstarten. Ihr seid mit M.A.X. bereits in Deutschland, Österreich, Ungarn und Finnland. Was sind Eure internationalen Ziele?

CL: Der Fokus ist und war von Anfang an der deutschsprachige Raum. Durch das langjährige und internationale Netzwerk von Karin und mir, ergeben sich dann auch die Möglichkeiten in anderen Ländern mit Kooperationspartner M.A.X. zu lancieren.

RG: Die Fitnessbranche ist aktuell in einem riesigen Wandel. Gerade die Schweizer Szene wird von den grossen Ketten überrannt. Einen grossen Teil der neuen Anlagen, die eröffnen, sind im Discount-Bereich. Wie siehst Du die Entwicklung der Branche? Gibt es in ein paar Jahren noch Einzelstudios?

CL: Ja, auf jeden Fall wird es weiterhin Einzelstudios geben, welche sich spezialisieren und auf spezifische Kundengruppen ausgerichtet sind. Grundsätzlich erachte ich ein breites Angebot im Markt für die Schweizer Bevölkerung als positiv. Nur habe ich den Eindruck, dass es primär darum geht, wer ist schneller an einem Standort, auch werde ich den Eindruck nicht los, dass die schnelle Expansion unter anderem auf Kosten des Personal möglich ist, denn die Ausstattung der neuen Studios lässt in keinem Preissegment Wünsche offen.

RG: Wegen des grossen Konkurrenzdruckes sind die Preise für Fitness-Abos am Sinken. Den grössten Kostenblock für die Center machen die Personalkosten aus. Discounter bieten deshalb statt Live-Gruppenkurse meisten nur noch Cyber-Gruppenkurse an. Bisher haben sich aber Cyber-Kurse (ausser in Grossstädten) noch nicht durchgesetzt. Was hältst Du von Cyber-Kursen? Werden die Instruktoren in ein paar Jahren komplett durch den Beamer ersetzt?

CL: Cyber-Kurse haben ihre Berechtigung und Vorteile. Ich bin jedoch der Überzeugung, dass der Trainer, das Erlebnis, die Dynamik und die persönliche Note im Group Fitness entscheidende Faktoren sind, welche eben genau den Group Fitness-Kunden langfristig begeistert, und sich dies so auszahlt. Die Erfahrung zeigt, dass namhafte Anbieter, welche auf Cyber-Kurse gesetzt haben, nun während den Hauptzeiten die Kurse mit realen Instruktoren anbieten. Scheinbar lohnt sich der Mehraufwand an Personalkosten doch, um ein attraktives Kursangebot anbieten zu können und konkurrenzfähig zu sein.

RG: Was macht Cyrill Lüthi eigentlich privat? Deine Frau ist ja auch eine hervorragende Tänzerin. Wird bei Lüthi’s zu Hause mit Kids immer nur getanzt?

CL: Ja, da wird wirklich getanzt, sobald Musik in Ohren erklingt, geht die Post ab, aber nicht nur, Familie geniessen und Freunde treffen ist für uns sehr wichtig. Wenn es die Zeit erlaubt, bin ich polysportiv aktiv, Biographien von Persönlichkeiten lese ich sehr gerne und manchmal einfach nichts tun, gefällt mir auch.

RG: Danke Cyrill und nochmals Gratulation zum fünfjährigen Jubiläum von M.A.X.