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Interview Roger Erni: Qualität in der Bewegungs- und Gesundheitsförderung

Bewegungs- und Gesundheitskompetenz ist die beste Investition in unsere Zukunft. Die Interessengemeinschaft IG Fitness Schweiz ist der Verband, der es sich zum Ziel gesetzt hat, die Gesundheits- und Fitnessbranche nachhaltig im Sinn der Branchenmacher mitzugestalten. Der IG Fitness Verband steht für eine nachhaltige und transparente Entwicklung der Gesundheits- und Fitnessbranche. Zudem macht sich der Verband für einen lösungsorientierten Austausch in der Branche stark und möchte als Kooperationspartner Menschen in unterschiedlichen Themen rund um die Branche unterstützen. Die IG Fitness Schweiz vertritt die Interessen von über 500 Centerstandorten. Das Ziel ist die Weiterentwicklung und Qualitätssicherung gesundheitsfördernder Bewegungsangebote.

Roger Gestach sprach mit Roger Erni, dem Geschäftsführer der IG Fitness.

RG: Wer steht hinter der IG Fitness Schweiz?

RE: Die Interessengemeinschaft Fitness Schweiz ist ein Verband, welcher im 2017 gegründet wurde. Unter anderem auch mit der Motivation, dass sich die Betreiber von Fitnesscentern, egal welcher Grösse, gemeinsam austauschen und dadurch jeder Einzelne für sich wiederum seinen Mehrwert generieren kann. Hinter der IG stehen diverse Fitnessbetreiber, von einem kleinen Studio bis hin zu den Vertretern der Kettenbetreiber.

RG: Man hört immer wieder, dass die IG Fitness Schweiz der Verband der Kettenbetriebe sei? Stimmt dies?

RE: Dies wird gerne der IG Fitness unterstellt, stimmt in diesem Sinne aber nicht. Es stimmt aber, dass auch die Kettenbetreiber unsere Mitglieder sind, worauf ich auch stolz bin. Zumal auch die Kettenbetreiber einen wesentlichen Beitrag an der positiven Entwicklung der Branche haben. Ebenso waren die Vertreter von Kettenbetrieben bei der Ursprungsinitiative der Gründung dabei. Dazumal war die Motivation die Eskalation von verschiedensten Vertretern in der Branche um das Label Qualitop. Auch Qualitop ist kein Label von Kettenbetreibern, sondern jeher das Q-Label von der Fitnessbranche. Das Label stand und steht immer noch für die Integration aller Interessen, da gehören die Kettenbetreiber wie aber auch die kleinen Betriebe dazu. Ich persönlich verstehe nicht, wieso man in dieser Branche so extrem versucht den anderen schlecht zu machen. Kettenbetriebe sind massgeblich ein wichtiger Faktor, dass die Branche in diesem Sinne gewachsen ist und sich professionalisiert hat. Ebenso haben die Kettenbetriebe auch ihre Nachteile mit sich gebracht. Fakt ist, dass jede Branche, welche wirtschaftlich wie aber auch sozio-gesellschaftlich systemrelevant ist, grosse wie auch kleine Anbieter benötigt. Ich persönlich bin ebenso fasziniert, wie viele kleine Studios, vor allem in der Corona Zeit, sich sehr agil gezeigt und tolle Lösungen entwickelt haben. Hier hatten die Kettenbetriebe viel mehr Aufwand und waren daher auch eher langsam unterwegs.

RG: Was genau umfasst Dein Aufgabenbereich in der IG Fitness Schweiz?

RE: Meine Funktion ist seit knapp 1½ Jahren die Geschäftsführung der IG Fitness Schweiz und darin kann ich viele spannende Aufgaben verfolgen. Dabei fasziniert mich in meiner täglichen Arbeit, dass ich die unterschiedlichsten Herausforderungen in dieser Branche mitzugestalten versuchen kann. Leider ist dies aus politischen Komplexitäten keine einfache Arbeit. Hauptfunktion meiner Arbeit ist es, Gefässe zu schaffen, bei dem sich alle Interessierten miteinander austauschen können ohne einer «Die nehmen mir was weg» Kultur. Dies ist mit diesen tollen Menschen, welche in dieser Branche die Arbeit in den Centern verrichten, eine hoch spannende und wertvolle Arbeit.

RG: Was sind die Vorteile einer Mitgliedschaft und der Mehrwert für den Kunden?

RE: Wie oben schon erwähnt, die IG Fitness ist ein gemeinsames Gefäss, wo alle Interessierten der Branche, wie Centerbetreiber, Endkunden, nahestehende Verbände oder Krankenversicherungen, sich miteinander austauschen und dadurch für ihren Alltag profitieren können. Dabei werden wir vor allem auch in Zukunft noch mit vielen neuen grossartigen Gefässen aktiv sein. Schwerpunkt dabei soll immer die Haltung für die Branche sein.

RG: Du bist jetzt seit 1½ Jahren Geschäftsführer der IG Fitness. Welche Veränderungen hat die IG seither gemacht und was sind Deine weiteren Ziele als Geschäftsführer?

RE: In den letzten 1½ Jahren haben wir aus meiner Sicht in der IG Fitness Schweiz erreicht, dass wir vermehrt zusammen in der Branche agieren. Auch wenn alle Mitglieder im Alltag gegenseitig Konkurrenten sind, haben sich zum Beispiel die Centerbetreiber während dem Lockdown über Videokonferenz im Wochentakt zu der aktuellen Lage ausgetauscht und gemeinsamen Lösungen entwickelt. Für mich ein absolut grossartiges Erlebnis. Mein Ziel ist, dass die vielen tollen «Macher» in dieser Branche erkennen, dass ein Miteinander die Basis für den individuellen Erfolg ist. Ich glaube diese Branche braucht nicht mehr «Gesetze», sondern vielmehr den Respekt vor der Vielfältigkeit an Angebote, welche Sie für ihre Kunden bieten. Welche Branche, ausser der Fitnessbranche, kann so kreativ sein und trägt gleichzeitig einen relevanten Beitrag für eine gesunde Gesellschaft? Wenn alle das vielmehr als Mehrwert dieser Branche betrachten und weniger als «der andere macht was falsch» profitieren wir doch alle noch viel mehr.

RG: Wie bist Du zu dieser Aufgabe gekommen und welchen beruflichen Hintergrund hast Du?

RE: Eigentlich komme ich gar nicht aus dieser Branche, vielmehr bin ich als Coach für mentales Training mit Sportlern tätig. Hier begleite ich spannende Sportler in nicht einfachen Situationen zum Glauben an sich selbst und ihrem grossen Ziel. Aus diesem Grund bin ich seit über 17 Jahren immer wieder mit tollen Menschen aus dieser Branche unterwegs. Zudem durfte ich auch schon mit Paul Eigenmann, ein ganz grossartiger Mensch, Projekte erarbeiten. Ich denke aus diesem Mix wurde ich dann vom damals aktiven Vorstand angefragt, ob ich für diese Arbeit Lust habe. Dabei war es für den Vorstand wichtig, dass sie einen Geschäftsführer einstellen, welcher nicht direkt aus dieser Branche kommt und daher auch wirklich im Sinne seiner Aufgaben als Geschäftsführer sowie im Sinne der Branche agieren kann.

RG: In der Corona-Krise habt Ihr gemeinsam mit dem Schweizerischen Fitness- und Gesundheitscenter Verband (SFGV) ein Schutzkonzept erarbeitet. Der SFGV ist sowohl als Verband wie auch bei der Zertifizierung Euer Mitbewerber. Wie ist es trotzdem zu dieser Zusammenarbeit gekommen?

RE: Für mich ein weiteres Highlight, dass die Branche seit langem gemeinsam eine Lösung entwickelt hat. Es war für alle Betreiber relevant, dass die Branche ihre Tätigkeiten wieder aufnehmen konnte. Dabei hat mich beeindruckt, wie in dieser Phase alle offen für Lösungsentwicklungen waren und es keinerlei Machtspiele gab. Sie müssen sehen, dass mit den Auflagen vom BAG und BASPO die Entwicklung eines Schutzkonzepts für eine Branche mit einem so breiten und kreativen Angebot nicht einfach war. Dass wir es gemeinsam geschafft haben und dadurch die Branche ein einheitliches Schutzkonzept hatte, war ein tolles Zeichen. Ich persönlich hoffe, dass dies der Start von einer vereinten Branchenpolitik ist. Doch die Zeit wird es zeigen. Es lohnt sich ebenfalls mal festzuhalten, dass alle Center, vor allem die grösseren Betreiber, viel und regelmässig geprüft worden sind. Dabei bekam ich viele Berichte zu sehen. Das Tolle dabei war, dass kein Center, von welchem ich bis jetzt Kenntnis habe, relevante Punkte nicht eingehalten hat. Dies zeigt einfach auch auf, dass die Branchenmacher seriöse und tolle Unternehmen sind. Und glaube mir, wir hatten täglich mehrere Anrufe von Centern oder Kunden, welche andere Center dem «Schummeln» unterstellt haben. Es lohnt sich bewusst zu werden, dass diese Branche primär nicht von «Schummlern» gemacht ist, sondern vielmehr von tollen Unternehmern, welche seriös und kreativ agieren.

RG: Oft hört man in der Branche die Ketten machen den Einzelbetreibern das Leben schwer. Wie siehst Du das?

RE: Dies hört man wirklich oft! Jedoch kann man dies auch anders betrachten. Einzelbetreiber und Kettenbetriebe können voneinander profitieren, wenn sie dies auch möchten. Beispielsweise haben Kettenbetriebe enorm viel Erfahrung im Bereich Management, wie zum Beispiel das Vertragswesen, was einen Einzelbetreiber oftmals vor Herausforderungen stellt. Einzelbetreiber im Gegenzug sind tagtäglich im direkten Austausch mit den Kunden und können dadurch sehr rasch und kreative Lösungen erarbeiten. Im gemeinsamen Austausch können beide profitieren und Impulse erhalten. Die IG Fitness Schweiz möchte diese Plattform vermehrt ausbauen und den Austausch ermöglichen.

RG: Wie habt Ihr als IG Fitness, und auch Eure Mitglieder selber, die Corona-Krise überstanden? Was denkst Du, welche Auswirkungen wird Corona auf die Fitnessbranche haben?

RE: Es war eine anspruchsvolle Zeit – für uns wie auch für unsere Mitglieder. Aus den Gesprächen mit unseren Mitgliedern geht hervor, dass es für sie eine enorm schwierige Phase war und immer noch ist. Dabei kommt es nicht auf die Grösse des Centers an. Ich glaube, dass eine starke und gemeinsame Branche notwendig ist, um gestärkt aus dieser sehr schwierigen Situation zu kommen. Nur schon mit dem Ziel, dass wir auch in der Wirtschaft und Politik als eigenständige Branche wahrgenommen werden. Denn Corona hat auch aufgezeigt, dass dies noch nicht der Fall ist. Das ist unter anderem auch ein Grund, weshalb die Centerbetreiber in einem Branchenverband Mitglied sein sollten. Nur dadurch bekommt man in der Politik Gehör und wir können zusammen mit OdA BuG (Organisation der Arbeitswelt Bewegung und Gesundheit) für eine starke Branche einstehen.

RG: Herzlichen Dank für das Interview.