Oliver Sekula (CEO von ACISO) mit René Kalt (Geschäftsführer der Migros Freizeit Deutschland GmbH)
Oliver Sekula (CEO von ACISO) mit René Kalt (Geschäftsführer der Migros Freizeit Deutschland GmbH)
Am 14. Februar 2019 wurde die Fitnessbranche mit der Pressemitteilung überrascht, dass Migros Freizeit Deutschland rückwirkend auf den 1. Januar Greinwalder & Partner gekauft hat. Die Migros Freizeit Deutschland GmbH, eine Tochtergesellschaft der Genossenschaft Migros Zürich betreibt seit 2012 die Premium-Fitnessanlagen „ELEMENTS Fitness und Wellness“ in Deutschland. 2016 kaufte die Migros die INLINE Unternehmensberatung mit dem dazu gehörenden INJOY-Franchisekonzept.
Die INLINE Unternehmensberatung und Greinwalder & Partner waren bisher Mitbewerber. Im Zuge dieser Übernahme werden die Unternehmen zu einem Unternehmen verschmolzen, welches neu unter dem Namen ACISO firmiert. Der bisherige Geschäftsführer von Greinwalder & Partner, Oliver Sekula, wird neuer CEO von ACISO. Der bisherige CEO der INLINE Unternehmensberatung, Stephan Pfitzenmeier verlässt auf eigenen Wunsch das Unternehmen, steht bei Bedarf weiterhin beratend zur Seite.
Roger Gestach von der FITNESS TRIBUNE sprach mit René Kalt (Geschäftsführer der Migros Freizeit Deutschland GmbH), Oliver Sekula (CEO von ACISO und Greinwalder & Partner) und Ariane Egli (Greinwalder & Partner Schweiz).
RG: Oliver, warum habt Ihr Greinwalder & Partner verkauft?
OS: Nach 22 Jahren habe ich mir natürlich immer wieder Gedanken gemacht, wie es in Zukunft für die Firma und mich weitergehen wird. In den vergangenen Monaten gab es dann diverse Gespräche zwischen der Migros, INLINE und Greinwalder & Partner, die gezeigt haben, dass eine Fusion der beiden Firmen sehr spannend für die Mitentwicklung des internationalen Fitness- und Gesundheitsmarktes ist. Auch meine Mitgesellschafter und Partner haben die Potentiale für weiteres Wachstum von Greinwalder & Partner im In- und Ausland, sowohl im Beratungsgeschäft als auch bei der Produktentwicklung erkannt. Vieles wäre nur mit grossen eigenen Investitionen möglich gewesen. Mit der Migros als finanzstarkem Partner sind diese zu realisieren. Dazu ergänzen sich die beiden Firmen optimal in ihrem Produktportfolio. Nach Abwägen aller Vor- und Nachteile waren wir uns schnell einig, dass es für das Unternehmen der richtige Schritt sei.
RG: Greinwalder & Partner war die Marketing- und Beratungsfirma der Einzelstudios. Ihr habt bisher grosse Ketten nicht als Kunden aufgenommen. Jetzt verkauft Ihr an die Migros. Ist dies nicht ein Widerspruch Eurer bisherigen Geschäftspolitik?
OS: Das sehe ich nicht so. Das zukünftige Unternehmen ACISO steht auf drei Säulen. Die ELEMENTS-Clubs sind sicher eine Kette. Sie decken einen Premium-Part des deutschen Fitnessmarktes ab. Mit den Franchisekonzepten INJOY und zukünftig FT-CLUB stärken wir Einzelbetreiber, die sich auf den Wert einer starken Marke stützen wollen. Der dritte Bereich wird im Unternehmen weiterhin einen ganz wesentlichen Platz einnehmen. Die Beratung von Einzelstudios oder lokalen Kleinketten wird durch das Zusammenwachsen der Beraterteams von INLINE und Greinwalder & Partner deutlich gestärkt. Zusammen verfügen wir über das wohl breiteste Leistungsangebot. In ihrer Philosophie ist die MIGROS Befürworter der Einzelstudios. Wir wollen, dass möglichst viele Menschen gesünder und besser leben. Und jeder soll das Angebot vorfinden, das zu seinen Wünschen passt.
RG: Welche Vorteile erhofft Ihr Euch durch den neuen Partner MIGROS und den Zusammenschluss mit INLINE?
OS: Wir sind sicher, dass wir in diesem Verbund den Fitnessmarkt in den nächsten Jahren noch deutlich positiver beeinflussen können, als uns das allein möglich gewesen wäre. Insbesondere das Franchise-Knowhow wird unsere Marke FT-CLUB massiv entwickeln. Aber auch viele andere Ideen, die bereits in der Schublade liegen, können zukünftig umgesetzt werden.
RG: Wie profitieren die Kunden davon?
OS: Die Synergien sind vielfältig. Die zukünftig geballte Beratungs-Kompetenz beider Unternehmen ist einzigartig. Darauf werden wir gemeinsam setzen. Bereits kurzfristig werden unsere bestehenden Kunden jeweils Leistungen der anderen Partner nutzen können. Die INLINE Akademie-Angebote werden z. B. den Greinwalder & Partner-Clubs zur Verfügung stehen. Die INLINE-Studios profitieren im Gegenzug von unseren starken Online- und Offline-Marketing-Tools.
RG: Ihr formiert Euch neu unter dem Namen ACISO. Was hat dieser Name für eine Bedeutung?
OS: Die Überprüfung von diversen Namen hat gezeigt, dass wir markenrechtlich mit beinahe jedem Vorschlag einen Konflikt ausgelöst hätten. Daher war es schnell klar, dass wir einen international klanghaften Kunstnamen benötigen. Die Anfangsbuchstaben stehen für die wesentlichen Leistungen der neuen Unternehmung.
A für Advertisement & Academy
C für Consulting
I für Innovation
S für Sales & Service
O für Operation
RG: Was können die Kunden von ACISO zukünftig von Euch erwarten?
OS: In einfachen Worten: Die bestmögliche Beratungsleistung, unzählige innovative Lösungen für den Erfolg des Clubs. Spätestens auf der FIBO werden wir wieder viele Neuerungen vorstellen. Hinzu kommen jeweils die bereits bestehenden Leistungen, von denen die Clubs zukünftig profitieren. Sicher wird die Entwicklung in Zukunft noch rasanter werden als bisher.
RG: Sowohl bei Greinwalder & Partner als auch bei INLINE gab es bisher einen Gebietsschutz. Hier gibt es nun sicher Überschneidungen. Wie löst Ihr dieses Problem?
OS: Das Konfliktpotential ist aus heutiger Sicht überschau- und lösbar. Mit individuellen Lösungen werden wir diese wenigen Kunden abholen und gemeinsam mit den Beratern Lösungen erarbeiten. Bisher gab es sehr viel positiven Zuspruch vom Markt – aber auch von den Beratern gab es zu der anstehenden Fusion nur Gutes zu hören. Sicherlich werden wir in den Monaten nach dem Closing (Kaufvollzug) gemeinsam mit den Beratern über die Bewirtschaftung des Marktes und über die positiven Synergien sprechen. Es liegt viel Arbeit – aber auch eine Menge Potential vor uns!
RG: Was sind die nächsten Ziele, welche Ihr mit ACISO verfolgt?
OS: Ziel einer solchen Fusion muss natürlich Wachstum sein, qualitativ und quantitativ. Wir sehen vor allem im Ausland noch grosses Potential und werden in den nächsten Wochen die Strategie präzisieren.
RG: René, was war die Motivation der MIGROS nun Greinwalder & Partner zu kaufen?
RK: Grundsätzlich waren ausschliesslich strategische Gesichtspunkte massgebend. So passen die zwei Unternehmen ideal zueinander. Auch wenn sie im gegenseitigen Wettbewerb standen, hat jeder die Schwächen des anderen gesucht, um sich darüber zu positionieren. Beispielsweise hat Inline eine langjährige Erfahrung als Franchisegeber für die Marke INJOY und mit Endkundenprodukten ist G&P wiederum stark im internationalen Wachstum und führend in der online Lead-Generierung. Schlussendlich dürfen unsere Kunden zukünftig einen deutlichen Mehrwert zu äusserst attraktiven Preisen erwarten. Angebote, an denen kaum einer vorbeikommen wird.
RG: Was sind die Hauptziele der MIGROS in Deutschland? Mehr eigene Center wie ELEMENTS oder mehr Franchisecenter im INJOY-Verbund zu eröffnen? Oder mit dem neu formierten Beratungsgeschäft ACISO wachsen? Oder alles zusammen?
RK: Aktuell ist die Herausforderung, die hohen Erwartungen des Marktes zu erfüllen und die reibungslose Verschmelzung der Unternehmen vorzunehmen, zudem den Nutzen für bestehende und zukünftige Kunden sehr schnell zu erhöhen. Wachstum im deutschsprachigen Raum ist ein wichtiger und wesentlicher Motor für das neue Unternehmen ACISO. Zudem wollen wir mit dem Know-how von Greinwalder & Partner international expandieren. Neben den bereits bestehenden Ländern wie Holland oder Italien bestehen z. B. auch in Skandinavien oder Frankreich grosse Wachstumspotentiale. Die Strategie der ACISO Fitness & Health GmbH wird im Laufe dieses Jahres erstellt. Danach können wir diese Frage präzise beantworten.
RG: Die beiden früheren Unternehmen INLINE und Greinwalder & Partner waren nicht gerade „Freunde“. Wie ist nun diese Annäherung gelungen, die schliesslich zum Kauf von Greinwalder & Partner geführt hat?
RK: Unsere Betrachtungsweise ist eine andere. Wir waren keine Feinde, lediglich Wettbewerber, die hart am Markt gearbeitet und nie den gegenseitigen Respekt voreinander verloren haben. Wir brauchten für eine Annäherung keine Hürden übersteigen. Aus einem losen ersten Kontakt wurde schnell ein übereinstimmendes Verständnis. Beide Unternehmen haben sich weiterentwickelt und den bei weitem überwiegenden Sinn in dieser einmalig strategischen Chance erkannt. Die Synergien, gemeinsam den Markt verantwortlich weiterzuentwickeln, waren von Beginn an überzeugend. Manchmal kann es ganz unkompliziert ablaufen.
RG: Bisher war die Zentrale von INLINE in Dorsten. Nun vereint Ihr die Zentralen von INLINE, Greinwalder & Partner und ELEMENTS an einen gemeinsamen Standort in München. Was erhofft Ihr Euch dadurch?
RK: Die Zielsetzungen sind klar formuliert. Es geht zukünftig um eine geballte Kompetenz entlang der Wertschöpfungskette, die Konzentration der zentralen Dienstleistungen, die Verstärkung des Beratungs- und Franchise-Geschäftes, das Commitment zur Fitness- und Gesundheitsbranche, um deutliches Wachstum, um Innovation, um die Steigerung der Wirtschaftlichkeit.
RG: Kommt es zu einem Stellenbau in Dorsten und werden alle bisherigen Berater von INLINE und Greinwalder weiterbeschäftigt?
RK: So ein Schritt geht leider nicht ohne Konsequenzen und wir mussten allen Mitarbeitern in der Zentrale in Dorsten betriebsbedingt die Kündigung aussprechen. Davon ausgenommen sind die Berater und Vertriebler. Aktuell werden Gespräche mit allen Mitarbeitern hinsichtlich einer Anstellung in München und/oder einer individuellen Lösungsfindung geführt. Unser Ziel ist es, bis zur Standortschliessung für alle einen neuen Weg gefunden zu haben.
RG: 2016 habt Ihr INLINE und das Franchisekonzept INJOY übernommen. Wie zufrieden seid Ihr mit dem bisherigen Geschäftsverlauf von INLINE und INJOY?
RK: Das Unternehmen durchlief in den vergangenen Monaten/Jahren notwendigerweise diverse Change-Prozesse und wurde stark „durchgerüttelt.“ Das spiegelt sich naturgemäss im Geschäftsverlauf wieder. Zugleich wurde und wird aktuell mit viel Kraft und grossem finanziellem Aufwand die Marke INJOY wieder national gestärkt. Hierfür gibt es u.a. eine aufmerksamkeitsstarke, öffentlichkeitswirksame Kooperation mit 7NXT und den beiden Testimonials Sophia Thiel, Deutschlands Fitness Influencerin Nr.1 und Achim Sam, einem bekannten Ernährungswissenschaftler, Entwickler der 24-Stunden-Diät.
Das Unternehmen INLINE wurde komplett reorganisiert, neue Geschäftsmodelle und Beratermodelle wurden erarbeitet, neue Produkte wurden konzipiert, ein neuer hoch professioneller Beratungs- und Strategieansatz (INLINE Kompass System) wurde entwickelt und diverse Endkundenprodukte sind aktuell im Rollout. Die Akademie wurde neu positioniert und die Digitalisierung (Endkunden-App) und die Online Lead Generierung wurden forciert.
Die vielen Monate der Investitionen und Veränderungen haben jetzt die Chance, gemeinsam mit den Produkten von Greinwalder und Partner, verstärkt am Markt aufzuschlagen und in jedem Studio einen deutlichen Mehrwert zu schaffen. Es ist der Gewinn der Studios und schlussendlich unserer Kunden und Mitglieder.
RG: Und wie läuft es mit den ELEMENTS-Centern? Sind weitere neue Standorte geplant?
RK: Unsere Premium-Studios entwickeln sich sehr gut und liegen im Rahmen unseres Finanzplanes. Aktuell sind wir immer noch in der Konsolidierungsphase. Danach werden wir strategisch über neue Standorte entscheiden.
RG: Ariane, hat was der Verkauf von Greinwalder für Auswirkungen auf die Schweizer Kunden von Greinwalder & Partner?
AE: So unglaublich wie es klingt, aber genau für die Schweizer Greinwalder & Partner-Kunden ändert sich nichts. Ich werde und kann weiterhin ihr Partner sein, damit sie ihr Portfolio und ihre Dienstleistungen so authentisch wie möglich am Markt präsentieren. Sie bekommen von mir genau die gleichen Dienstleistungen, die sie bisher erhalten haben. Nein, ich korrigiere mich – auch die bestehenden Schweizer Greinwalder & Partner-Kunden werden von der Verschmelzung mit Inline profitieren. Wir werden in Zukunft die bewährten Inline-Beratungstools, die uns jetzt zusätzlich zur Verfügung stehen auch für unsere bestehenden Kunden einsetzen.
RG: Die MIGROS hat vor drei Jahren INLINE gekauft. Dies bedeutete damals das Ende von INLINE Schweiz. Die Kunden haben damals INLINE den Rücken gekehrt, da die MIGROS in der Schweiz über 130 eigene Fitnesscenter betreibt. Wird jetzt nicht das gleiche mit Greinwalder & Partner in der Schweiz passieren?
AE: Ich verstehe heute noch nicht, warum das damals das Ende von Inline Schweiz bedeutet hat. Es sind bis heute keinerlei Dienstleistungsangebote der Inline Gruppe bei den Fitnessanlagen aufgetaucht, die der MIGROS Genossenschaft Zürich gehören. Es hat also schon damals keine Verschmelzung oder Vernetzung stattgefunden. Das wird es auch diesmal nicht geben.
RG:Wie waren die bisherigen Reaktionen der Kunden? Hast Du bereits Kündigungen wegen dem Verkauf erhalten?
AE: Die Reaktionen der Kunden sind extrem unterschiedlich, denn sie wissen nicht, was der Kauf der Migros Deutschland GmbH für den Schweizer Markt bedeutet. Wie schon vorgängig gesagt, liegt es an mir, dem Kunden zu beweisen, dass er weiterhin und uneingeschränkt seine bewährten Dienstleistungen bekommt – ohne dass irgendwelche Grenzaufweichungen in Bezug auf die Migros-Freizeitanlagen stattfinden. Das ist in keiner Art und Weise angedacht.
RG: Innerhalb der MIGROS in der Schweiz galten bisher die Genossenschaftsgrenzen (z.B. Zürich, Aare, Luzern, Ostschweiz). Mit ACISO seid Ihr in der ganzen Schweiz vertreten. Gibt es hier nicht Probleme mit den anderen Genossenschaften?
AE: Diese Frage geht von eine völlig falschen Grundannahme aus. Was haben die bestehenden Greinwalder & Partner- bzw. die zukünftigen ACISO-Kunden mit den Genossenschaftsgrenzen zu tun? Gar nichts! ACISO wird in der Schweiz weiterhin die Einzelunternehmer beraten und keine Genossenschaftsanlagen. Die sind doch völlig autark und haben ihre eigenen Marketingabteilungen.
RG: Was dürfen die bisherigen Schweizer Greinwalder & Partner-Kunden zukünftig von ACISO erwarten?
AE: Der bisherige Kunde kann sich auf eine Erweiterung des Portfolios freuen, denn wir werden aus der Inline Gruppe wertvolle ergänzende Dienstleitungsparameter erhalten, die das gemeinsame Portfolio perfektionieren.
RG: Was hast Du für Ziele in der Schweiz mit ACISO?
AE: Ich werde dieser Firma in den nächsten zwei bis drei Jahren zur Verfügung stehen und dem Schweizer Einzelunternehmer beweisen, dass es weiterhin ein Unternehmen gibt, das sich perfekt um seine Positionierung und die damit zusammenhängende Marktanteilssicherung kümmert. Es gilt also weiter, den Schweizer Fitness-unternehmer zu unterstützen – in allem, was Kunden hält und Kunden bringt.
RG: Ganz herzlichen Dank und viel Erfolg.
