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Unternehmensnachfolge – Gute Zeiten, schlechte Zeiten?

Wieso sich Inhaber frühzeitig um die Nachfolge kümmern sollten und welche Möglichkeiten sich für ambitionierte Angestellte ergeben: Die Ergebnisse einer Masterthesis zum Thema Unternehmensnachfolge in der Fitnessbranche.

Die Baby-Boomer-Generation hat die Fitnessbranche in den letzten Jahrzehnten nachhaltig geprägt und die Entwicklung von Bodybuilding Studios hin zu inhabergeführten Premiumanlagen massgeblich beeinflusst. Die Studios, die zwischen 1985 und den frühen 2000er Jahren gegründet wurden, sind keinesfalls im Markt abgeschrieben. Viele dieser Studios bestehen weiterhin und haben Ihre Marke und Position gefestigt. Doch der Markt verändert sich und die Inhaber dieser Studios stehen kurz vor dem Rentenalter. Die Suche nach einem passenden Nachfolger gestaltet sich dabei oft schwieriger als gedacht. Denn nicht nur emotional kann es eine Herausforderung sein, das eigene Lebenswerk in die Hände des Nachfolgers weiterzugeben.

Viel Angebot, aber wenig Nachfrage

Die geburtenstarke Baby-Boomer-Generation (1946–1964) sorgt im Vergleich zu den Nachfolgegenerationen dafür, dass mehr Unternehmen zur Nachfolge bereitstehen, als Existenzgründer nachfolgen. Zusätzlich ist die Bereitschaft zur Existenzgründung in den letzten Jahren deutlich zurückgegangen. Die Zahlen der Existenzgründer und der Übernahmegründer sind in den Jahren von 2001 bis 2017 deutlich eingebrochen. Gab es zum Beispiel im Jahr 2001 noch ca. 148’000 Übernahmegründer im deutschen Mittelstand, so reduzierte sich die Zahl bis zum Jahr 2017 auf gerade mal 57’500 Übernahmegründer (Schwartz, 2019, S. 2). Zusätzlich beschäftigen sich viele Inhaber viel zu spät oder bisher gar nicht mit dem Thema Unternehmensnachfolge. Circa 36’000 Unternehmer im deutschen Mittelstand planen die Unternehmensnachfolge für die kommenden zwei Jahre, haben jedoch noch keine Aktivitäten diesbezüglich unternommen (Schwartz, 2019, S. 1). Die Zeiten für Unternehmensnachfolger sehen demnach tendenziell gut aus. Viele inhabergeführte Einzelstudios suchen potenzielle Nachfolger und haben eventuell noch nicht mit der Nachfolgeplanung begonnen.

Übertragungsformen

Sicherlich muss ein Nachfolger erst mal ein passendes Unternehmen finden und ein Unternehmen den richtigen Nachfolger. Doch auch hier verändert sich aufgrund der Generationen der Blickwinkel. Früher war es viel mehr die Regel, dass Familienunternehmen durch die eigenen Kinder fortgeführt wurden. Doch in einer Zeit der Selbstverwirklichung der Generationen Y & Z wird die familieninterne Nachfolge zunehmend unwichtiger. Dennoch ist die familieninterne Nachfolge als in Betracht gezogene Variante immer noch eine beliebte Wahl. Die unternehmensinterne Nachfolge durch Mitarbeiter oder Miteigentümer summiert sich auf 55 Prozent und die Nachfolge durch externe Käufer wird von 45 Prozent der Inhaber in Betracht gezogen (Schwartz, 2019, S. 3). Die unternehmensinterne Nachfolge bietet zudem einige charmante Vorteile. Der Nachfolger ist in viele Prozesse und Abläufe bereits eingearbeitet und kennt die Stärken und Schwächen des Unternehmens. Dieses Wissen kann er dann in seine Verhandlungen einbeziehen.

Auf einen Nenner kommen

Der wohl häufigste Stolperstein für eine erfolgreiche Unternehmensnachfolge ist die Kaufpreisfestlegung. Die unterschiedlichen Interessen beider Parteien unter einen Hut zu bekommen ist eine grosse Herausforderung. Der aktuelle Inhaber hat das Unternehmen über viele Jahre aufgebaut und muss sich nun von seinem Lebenswerk verabschieden. Dies ist emotional und sorgt dafür, dass bei der Wertermittlung meist eine «Herzblutrendite» miteinberechnet wird. An dieser Stelle sollten sich beide Parteien auf eine unabhängige Bewertung einigen. Das Ertragswertverfahren, welches häufig zur Bewertung von Unternehmen herangezogen wird, kann hier einen Grundstein für die Verhandlungen legen. Man sollte sich in jedem Fall die Expertise eines Sachverständigen zur Hilfe nehmen und das Unternehmen unabhängig bewerten lassen. Der ermittelte Wert gilt als Basis für die Verhandlungen und sorgt dafür, dass der Nachfolger nicht deutlich zu viel bezahlt und der Altinhaber sein Lebenswerk trotzdem fair vergütet bekommt. Am Ende muss sich eine Übernahme für beide Parteien rechnen. Wenn der Nachfolger zu viel für die Übernahme zahlt, wird er sich mit hohen Tilgungen belasten. Dadurch verringert sich das Budget für unvorhergesehene Kosten und gewünschte Veränderungen.

Mit Unterstützung zum Ziel

Die beiden Parteien sollten während den Verhandlungen einen offenen und kooperativen Umgang pflegen. Der Nachfolger sollte Verständnis haben, dass eine Unternehmensnachfolge für einen Inhaber häufig eine unbekannte und einmalige Situation darstellt. Dennoch sollte der Inhaber die finanziellen und unternehmerischen Herausforderungen des Nachfolgers berücksichtigen. Da die Nachfolge einen komplexen Prozess auf verschiedenen Ebenen darstellt, ist es wichtig kompetente Berater einzubeziehen. Dazu gehören unter anderem der (BMWi, 2019, S. 15):

  • Rechtsanwalt
  • Notar
  • Steuerberater
  • Unternehmensberater/Sachverständiger
  • Firmenkundenberater der Bank

Zusätzlich bietet das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie einen Leitfaden zum Thema Unternehmensnachfolge und eine Unternehmensbörse (www.nexxt-change.org).

Welche Voraussetzungen sollte der Nachfolger erfüllen?

Als Voraussetzung für den Nachfolger sind an erster Stelle betriebswirtschaftliche Kenntnisse von Bedeutung. Ein ehemaliger Trainer, der als Fachkraft absolute Bestleistung gebracht hat oder ein Vertriebler, der für den Grossteil der Mitgliedschaften im Studio verantwortlich war, ist nicht automatisch eine gute Führungskraft. Kenntnisse über Führung, Management und betriebswirtschaftliche Kennzahlen sind elementar für eine erfolgreiche Nachfolge. Der Nachfolger muss kein Steuerberater werden, jedoch ausreichend Kenntnisse in den Bereichen besitzen, um sich mit den jeweiligen Beratern auf Augenhöhe unterhalten zu können. Das Bildungsangebot bietet eine Vielzahl an Studiengängen, die Fachkräfte genau auf diese Aufgaben vorbereiten. Sollte der Nachfolger aus dem Unternehmen selbst kommen, ist es eine Herausforderung sich aus den Fachkraftaufgaben heraus und in die Unternehmeraufgaben hinein zu entwickeln.

Fazit

Die Inhaber, die sich auf den Ruhestand zubewegen, sollten sich frühzeitig um einen passenden Nachfolger bemühen, denn der Markt bietet ein grosses Angebot an Unternehmen, aber nur wenige potenzielle Nachfolger. Es ist kein leichter Schritt sein Lebenswerk in die Hände eines anderen zu legen und deswegen umso wichtiger, dass bei den Verhandlungen auf der Basis von Bewertungsverfahren gesprochen wird. Die hohe Identifizierung des Inhabers mit seinem Unternehmen sorgt teilweise für überzogene Preisvorstellungen und stellt somit ein Hindernis für die Finanzierung des Nachfolgers dar. Kommt die familieninterne Nachfolge nicht in Frage, so ist vor allem der Blick ins eigene Unternehmen sinnvoll. Ambitionierte Angestellte können aufgrund des guten Bildungsangebotes häufig alle notwendigen Grundqualifikationen mitbringen, um sich zu erfolgreichen Geschäftsleuten zu entwickeln. Zusätzlich bleiben die Grundwerte des Unternehmens vorhanden und somit wird das Lebenswerk im Sinne des Inhabers weitergeführt.

Literaturverzeichnis

  • Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi, Hrsg.). (2019). Unternehmensnachfolge. Die optimale Planung, Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Zugriff am 23.02.2020. Verfügbar unter https:// www.bmwi.de/Redaktion/DE/Publikationen/Mittelstand/nexxt-unternehmensnachfolge-die-optimale-planung. pdf?__blob=publicationFile&v=34
  • Schwartz, M. (2019). Nachfolge-Monitoring Mittelstand: Planungen stabil auf hohem Niveau. KfW Research, (241).

Tobias Thenée

hat seinen Master of Business Administration (MBA) an der DHfPG absolviert. Im Jahr 2019 wurde er selbst zum Unternehmensnachfolger der Activ Centrum Wegberg GmbH und übernimmt zum Juli ein weiteres Studio.

www.activ-centrum-wegberg.de