Schwitzen mit Infrarot (Teil 1)

Alles strahlt und auch wir alle strahlen selbst. Das ist eine Tatsache. Die Sonne, der Kaminofen, der Heizkörper, die Fangopackung und der Nachbar, auch wenn er nicht lächelt. Alles und alle strahlen im Infrarotbereich.

Infrarotstrahlung ist der nicht sichtbare Teil im elektromagnetischen Spektrum des Sonnenlichts. Es ist der Anteil von Strahlen, der sich im langwelligen Bereich ab 760 Nanometern an das Farblichtspektrum anschliesst. Betrachten wir das Gesamtspektrum der Sonnenstrahlung, so finden wir diesen Bereich der Infrarotstrahlung zwischen 760 und 10 000 Nanometern (Hubbert, 2024).

Prinzip der Wärmestrahlung

Das Prinzip der Wärmestrahlung erklärt sich am besten am Beispiel von Sonne und Erde. Die Sonne ist die grösste und wichtigste Wärmestrahlungsquelle für uns Erdenbewohner. Beim Auftreffen der Sonnenstrahlen auf der Erde entsteht Wärme, denn nur feste Körper reagieren auf die infraroten Strahlungsanteile durch Energiefreisetzung. Die Gase zwischen Sonne und Erde bleiben ohne Reaktion. Fliegen wir in 10 000 Metern Höhe mit dem Flugzeug, so teilt uns der Flugkapitän mit, dass eine Aussentemperatur von ca. −50 °C herrscht. Wie die Erde auf die Sonnenstrahlung, so reagieren auch wir Menschen auf die infraroten Strahlungsanteile durch Anregung der Atome in den Molekülen, indem diese in unterschiedlicher Weise gegeneinander zu schwingen beginnen.

Historie

Weltweite Popularität erlangte das Schwitzen in kleinen Kabinen bei den Olympischen Spielen in Los Angeles 1984. Es wurde eine Vielzahl von Kabinen für die Athleten aufgestellt, damit diese sie während der Wettbewerbe aufsuchen konnten. Sie wurden rege genutzt, wodurch dieses Schwitzbad in den Fokus gelangte. Alles war sehr praktisch, da die kleinen Kabinen mühelos fast überall und schnell zu platzieren waren.

Nutzen für die Sportler und Sportlerinnen

Genutzt wird die Infrarotsauna von Athletinnen und Athleten bis heute zum Vorwärmen vor dem Wettbewerb – bedingt auch zum «Nachwärmen» und zum Laktatabbau, jeweils abhängig von der Sportart und dem Ausmass der Belastung. Beliebter und nützlicher für Leistungssportler ist dann meistens das Eisbad und das Saunabad, denn Schwitzen in Infrarotschwitzkabinen ist kein Saunabaden! Das Saunabaden basiert in Bezug auf seine Wirkungen auf mehr als 500 abgesicherten, medizinischen Untersuchungen. Das war ein Problem für die IR-Kabinen, da es lange noch keine wissenschaftlichen Untersuchungen über eindeutig abgesicherte Wirkungsweisen gab. Hersteller oder Anbieter nutzten als eine Art Trittbrettfahrer das Saunabad und «missbrauchten» dieses anfangs! Und wenn dann Hersteller oder Anbieter in ihren Prospekten auch noch von «Erfolgen wie beim Training im Sport» sprechen oder mit dieser Anwendung «Fett ausschwitzen» lassen möchten, dann sollte der Konsument kritisch reagieren und den Anbieter hinterfragen. Seriöse Anbieter haben derartig offensichtliche Falschaussagen nicht nötig.

Wissenschaftlichkeit

Man hört das bestimmt sehr gern: Gewichtsreduktion nur durch Sitzen und Schwitzen; ohne grosse Anstrengung Pfunde verlieren. Erst in den letzten Jahrzehnten kam es zu seriösen Nachweisen über positive Wirkungen. Vorher waren die therapeutischen Möglichkeiten selektierter IR-Strahlung nur in geringem Umfang nachgewiesen, wie zum Beispiel in der Therapie von arteriellem Hochdruck und der Rheumatherapie. Dann gab es einige seriöse Untersuchungen und auch therapeutische Erfolge in der Behandlung von arteriellem Bluthochdruck und bei gewissen rheumatischen Erkrankungen zu vermelden.
Die Infrarotstrahlen sind je nach Wellenlänge auch als A, B, C-IR definiert. IRA-Strahlen dringen bis tief in die Unterhaut ein und würden eigentlich die meisten therapeutischen Wirkung haben. Sie bringen aber auch die grösste Problematik mit sich. Gewebe- und Augenschäden sind vor allem wegen der künstlich hohen Energieeinträge in diesem kurzwelligeren Bereich zu befürchten.

Technikentwicklung

Auch die Technik hatte sich weiterentwickelt, wurde sicherer und wirksamer. Auf keramische Strahler folgten mit Quarzsand gefüllte Füllrohre mit Glühwedeln. Dann wechselte man wegen möglicher Gefahren für die Augen auf anderes oxydfreies Füllmaterial. Dann kamen Wärmefolien und Wärmeplatten, eingebaut in Wände und Decken auf den Markt. Aktuell haben wir in den meisten IR-Kabinen Strahlungsquellen mit Quarzgläsern.

Anwendungsempfehlungen für ein Schwitzbad in Infrarotwärmekabinen

  • Empfohlener Badeablauf: ca. 30 Minuten lang wärmen/schwitzen, zehn Minuten Ruhen in Tüchern oder Bademantel, dann erst lauwarm abduschen
  • Tägliche Anwendung möglich
  • Empfohlene Kabinentemperatur ca. 55 °C, effektive Raumtemperatur zwischen 40 und 70 °C sekundär für das Schwitzbad, da Strahlungswärme, aber nicht unter 40 °C
  • Kein wechselwarmes Bad! Nach dem Schwitzbad sollte man nur lauwarm abduschen und nicht kalt (Muskelirritationen)
  • Nach dem Schwitzbad genügend trinken und die relativ grossen Mineralverluste auch durch mineralstoffreiche Kost wieder ausgleichen

Literaturliste

Hubbert, D. (2024). Wie viel Sonne braucht der Mensch? FITNESS TRIBUNE 3/2024 (209), 76–77.

Profile image

Detlef H. Hubbert

Über den Autor
Profile image

Detlef H. Hubbert

Detlef H. Hubbert ist Diplom-Sportlehrer und war Betreiber einer Saunaanlage. Er hat 25 Jahre Erfahrung in der Planung und Realisation von Wellnessanlagen. Detlef H. Hubbert ist Fachjournalist bei FSJ und sportpress.ch.
-Anzeige-
-Anzeige-
-Anzeige-
-Anzeige-
-Anzeige-
-Anzeige-

Mehr von diesen Autoren

Es ist Frühling und eigentlich die Zeit des Aufblühens in der Natur und auch bei uns Menschen....

Weitere News / Verwandte Nachrichten

Die RSG Group, eines der weltweit führenden Unternehmen in der Fitnessbranche, gibt die Erweiterung ihrer Geschäftsführung bekannt....
Die Notwendigkeit der Integration von Omega-3-Fettsäuren in den Ernährungsalltag rückt weiter ins Bewusstsein vieler Menschen....
Große Ehre für die SPORTUNION Österreich: Mit dem europaweit renommierten #BeActive Award in der Kategorie «Education» wurde das Schulprojekt «UGOTCHI...