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Ein Einstieg in die Power-Yoga-Praxis

Es gibt zahlreiche gute Gründe, Power Yoga zu praktizieren

Eine bessere Gesundheit, körperliche Betätigung und Stressmanagement zählen zu den häufigsten Gründen, warum Menschen ihre Yogamatten ausrollen. Im folgenden Artikel soll das Konzept, das Power Yoga zugrunde liegt, vorgestellt und somit ein Einstieg in die Praxis dieses Yogastils geboten werden.

Obwohl Yoga bereits sehr alt ist, erfreut sich dieser Trend insbesondere in den letzten Jahren stetig steigender Beliebtheit. Was einst nur als uralte spirituelle Praxis der Inder bekannt war, ist heute ein weltweiter Trend und eine Industrie, die in vielerlei Hinsicht ein nie da gewesenes Ausmass angenommen hat. Gerade als Einsteiger fühlt man sich durch Posts von kunstvoll verrenkten Instagram-Models schnell verunsichert. Hinzu kommt ein schier unüberschaubares Angebot an Zubehör, das mit Yoga in Verbindung gebracht wird – von Augenkissen bis hin zu Yogatüchern.

Daher wird nachfolgend das grundlegende Konzept von Power Yoga vorgestellt, um Anfängern den Einstieg zu erleichtern und das Optimum aus der Yogapraxis zu erzielen. Unabhängig vom Grad an Flexibilität, von den sportlichen Fähigkeiten, dem  spirituellen Hintergrund oder dem Alter ist es jedem möglich, Power Yoga zu betreiben.

Power Yoga: Was genau ist das?

Power Yoga ist ein dynamischer Yogastil, der sich nur in einem Bereich tatsächlich von traditionellen Yogapraktiken unterscheidet. Im Gegensatz zu herkömmlichem Yoga gibt es im Power Yoga kaum Meditation oder spirituelle Bezüge. Der Fokus liegt auf Körperkraft, Beweglichkeit, Balance und Konzentration. Das Power Yoga vereint dabei Übungen und Positionen fliessend miteinander.

Die Bewegungsabläufe können mit einer Atemtechnik verbunden werden. Damit kommt Pranayama (Atembewusstheit) zum Einsatz – die empfohlene Atemtechnik «reinigt» das Lungensystem und soll die Lebensenergie (Prana) erfahrbar machen und erhöhen (Nayak & Shankar, 2004).

Bei den Bewegungsabläufen im Power Yoga werden Asanas, also Yogaposen und zum Teil Fitnessübungen, genutzt, wie zum Beispiel der Unterarmstütz oder der Ausfallschritt. Auch wenn Meditation nicht im Vordergrund von Power Yoga steht, so fördert das Power-Yoga-Training durch die regelmässige Wiederholung der Asanas und Konzentration in der Ausführung der Yogaposen dennoch mentale Ruhe und innere Balance.

Power Yoga ist jedoch kein patentierter Begriff. Und so finden sich viele Kurse in Yoga- und Fitnessstudios, die diese Form in unterschiedlichen Varianten anbieten. Ein anderes Wort dafür ist Power Yoga Vinyasa. Diese beiden Begriffe sind einander gleichzusetzen und bezeichnen die gleiche dynamische Yogapraxis.

Die Erfolgsgeschichte des Power Yoga

Power Yoga fand in den Neunzigerjahren Einzug in die Fitnessstudios und erfreute sich grosser Beliebtheit. Zuvor war Yoga vor allem in Indien und in den Hippiekommunen in Europa und Nordamerika zu Hause. Erst mit dem Aufkommen des Power Yoga wurde es zum bevorzugten Sport für moderne Grossstädter. Erfunden wurde Power Yoga in den Neunzigern vom amerikanischen Yogalehrer Bryan Kest. Er hatte zuvor bei konventionellen Lehrern in Indien gelernt und das traditionelle Yoga in zwei Aspekten für den westlichen Kulturraum leichter zugänglich gemacht (Cassity, 2007):

  • Zum einen soll es im Power Yoga keine vorgeschriebenen Yogaserien geben, sondern der Unterricht an das Level der Schülerinnen und Schüler angepasst sowie variiert werden.
  • Zum anderen legte er den Fokus auf die körperliche Praxis und streicht praktisch alle spirituellen Elemente sowie Meditation.

Wenn derzeit kein Interesse an Themen wie Meditation oder Spiritualität vorhanden ist, aber dennoch ein Zugang zu Yoga interessant sein könnte, ist Power Yoga eine ideale Wahl. Power Yoga bietet einen unkomplizierten Weg in die Yogapraxis, sodass später andere Yogastile ausprobiert werden können, wann immer man bereit ist.

Es gibt keine genaue Zahl, wie viele Yogaarten es gibt, da neue Yogarichtungen ständig entwickelt werden. Es gibt jedoch rund 130 geschützte Yogavarianten, die spezifische Namen und Zertifizierungen haben. Diese geschützten Yogastile können eine Kombination aus traditionellen Yogapraktiken und modernen Ansätzen sein. Neben den geschützten Yogastilen gibt es unzählige weitere, nicht geschützte Arten von Yoga, die von verschiedenen Lehrern und Schulen entwickelt wurden. Jeder Yogalehrer kann seinen eigenen Stil kreieren oder verschiedene traditionelle Yogapraktiken kombinieren, um einen einzigartigen Yogastil zu schaffen (Cramer, Lauche, Langhorst & Dobos, 2016).

Die nötige Ausrüstung

Das Grossartige an Power Yoga: Es lässt sich wirklich überall praktizieren. Im Prinzip ist es möglich, das Training auch bequem auf dem Teppich im eigenen Wohnzimmer oder auf dem Rasen im Garten durchzuführen. Für mehr Halt und Körperschonung sorgt aber eine Yogamatte. Wenn jemand sich dazu entscheidet, in einem Fitnessstudio anzufangen, besteht normalerweise die Möglichkeit, vor Ort eine Yogamatte auszuleihen. Auf diese Weise kann man möglicherweise auch direkt testen, welches Modell am besten geeignet ist. Wer plant, regelmässig Power Yoga zu betreiben, wird früher oder später auch den Wunsch hegen, sich eine eigene Matte anzuschaffen. Denn ob zu Hause oder im Fitnessstudio: Yoga ist etwas Intimes, Persönliches.

Die weitere gute Nachricht: Für das Power-Yoga-Training bedarf es keiner speziellen Bekleidung. Wer regelmässig Sport treibt, hat wahrscheinlich schon alles, was benötigt wird, im Kleiderschrank. Trotzdem gibt es ein paar Dinge, die bei der Auswahl der Kleidung beachtet werden sollten.

Um sich beim Power Yoga vollkommen auf die Übungen konzentrieren zu können, ist es entscheidend, bequeme Kleidung zu tragen, die gut sitzt, um auch in Positionen wie den Vorbeugen oder im Herabschauenden Hund bequem zu sein. T-Shirts, die nicht zu weit geschnitten sind, sind empfehlenswert.

Barfuss oder mit Socken trainieren?

Die beste Art, Power Yoga zu praktizieren, ist barfuss. Dadurch erhält man genügend Halt und Beweglichkeit in den Füssen. Wenn die Füsse schnell kalt werden, oder man sich mit nackten Füssen unwohl fühlt, eignen sich rutschfeste Stoppersocken. Für die Entspannungsphase zum Abschluss eines Power-Yoga-Trainings passen dann Socken und etwas zum Überziehen. Gerade um die Abschlussentspannung in Ruhe geniessen zu können, sollte der ganze Körper möglichst warmgehalten werden.

Beständigkeit in der Praxis

Die Macht der Wiederholung: «Alles Behagen am Leben ist auf eine regelmässige Wiederkehr der äusseren Dinge gegründet » – Johann Wolfgang von Goethe.

Wenn man sich im Laufe der Zeit daran gewöhnt hat, immer wieder dieselbe Abfolge zu üben, zum Beispiel den Sonnengruss, bei dem Wiederholung ein wesentlicher Bestandteil der Methode ist, erlebt man zusätzlich etwas Faszinierendes. Sobald man sich nicht mehr darauf konzentrieren muss, wie die Asanas nacheinander ausgeführt werden, steigert sich die Fokussierung und Konzentration immer weiter. Schliesslich gelangt man in einen angenehmen Zustand, in den man tief eintauchen kann und die alltäglichen Herausforderungen verblassen.

Auch körperlich wird dazugelernt. Eine Asana kann sich bei  beständigem, achtsamem Üben nämlich verändern. Vielleicht lösen sich körperliche Blockaden erst mit der Zeit. Nämlich dann, wenn sich die Muskulatur aufgebaut hat oder Flexibilität eingestellt hat.

Eine Asana wird oft erst wirklich verstanden, wenn sie regelmässig geübt wird. Durch die kontinuierliche Wiederholung kann man besser wahrnehmen, welche Teile des Körpers angesprochen werden und wie selbst eine kleine Anpassung der Ausrichtung eine erhebliche Wirkung haben kann.

Gesundheit

Es gibt immer mehr Menschen, die sich ihrer Gesundheit bewusster werden als je zuvor. Das Phänomen Yoga wächst nicht nur in den USA stetig, sondern weltweit. In der Schweiz üben 12,9 Prozent der Bevölkerung Yoga, Pilates oder ähnliche Body-Mind-Programme aus. Von 2014 bis ins Jahr 2020 ist der Anteil um 5,7 Prozent gestiegen (Lamprecht, Rahel & Stamm, 2020).

Arbeitgeber erkennen zunehmend den Wert von Yoga für ihre Mitarbeiter im Rahmen von betrieblichen Gesundheitsprogrammen. Durch Yoga kann das Wohlbefinden gesteigert, die Produktivität erhöht und das Betriebsklima verbessert werden. Viele Unternehmen bieten mittlerweile Yogakurse in ihren Büros an oder stellen Räume zur Verfügung, in denen Mitarbeiter praktizieren können.

Zudem kann Yoga dazu beitragen, Verletzungen am Arbeitsplatz vorzubeugen. Durch regelmässiges Yogatraining werden Muskeln gestärkt, die Flexibilität verbessert und Haltungsschäden korrigiert. Dies könnte dazu beitragen, Muskelverspannungen und häufig auftretende Rückenbeschwerden, die oft durch sitzende Tätigkeiten am Schreibtisch verursacht werden, zu reduzieren (Michał, Tomasz, Wojcik, Gajewski & Laskin, 2020).

Fazit

Power Yoga bietet eine moderne, dynamische Alternative zu traditionellem Yoga ohne spirituelle Schwerpunkte. Mit Fokus auf körperliche Stärke und mentale Ruhe erfreut es sich weltweit wachsender Beliebtheit, nicht nur als persönliche Praxis, sondern auch in betrieblichen Gesundheitsprogrammen.

Loredana Fiore
Loredana Fiore ist seit acht Jahren Ausbilderin an der SAFS und arbeitet seit fast einem Jahr zusätzlich im Entwicklungsteam. Sie ist dipl. Gymnastiklehrerin und Erwachsenenbildnerin. Sie verfügt über langjährige Erfahrung als Gruppenfitness-Kursleiterin und ist Power-Yoga-Lehrerin.
www.safs.com

Literaturliste

Cassity, J. (2007). Anytime, anywhere yoga: these easy stretches will dissolve tension and relax your muscles fast. Shape, 26 (8), 198–204.

Cramer, H., Lauche, R., Langhorst, J., & Dobos, G. (2016). Is one yoga style better than another? A systematic review of associations of yoga style and conclusions in randomized yoga trials. Complementary Therapies in Medicine, 25, 178–187.

Lamprecht, M., Rahel B. & Stamm, H. (2020). Sport Schweiz 2020: Sportaktivität und Sportinteresse der Schweizer Bevölkerung. Magglingen: Bundesamt für Sport BASPO

Michał, T. B., Tomasz, W. B., Wojcik, Z., Gajewski, J. & Laskin, J. J. (2020). The effects of a 6-month moderate-intensity hatha yoga-based training program on health-related fitness in middle-aged sedentary women: a randomized controlled study. The Journal of Sports Medicine and Physical Fitness, 60 (8), 1148–58.

Nayak, N. N., & Shankar, K. (2004). Yoga: a therapeutic approach. Physical Medicine and Rehabilitation Clinics of North America, 15 (4), 783–798.

Dienstag, 27. Februar 2024