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Der Zirkus mit dem Knie – was bei Kniebeschwerden beachtet werden muss!

Teil II

Es ist ab einem gewissen Zeitpunkt schwierig, in der Sprache der „üblichen Verdächtigen“ zu sprechen, denn es ist tatsächlich eine Fremdsprache, die es nicht mehr geben dürfte. Damit meine ich die Erkenntnis, dass mit dem Wissen über die Komplexität der funktionellen Körperarchitektur und unter Berücksichtigung der Faszienstrukturen leider Gottes enorm viel Nonsens in Bezug auf spezifisch-unspezifische Schmerzen geäussert wird.

Viele dieser Anleitungen sind nicht grundsätzlich falsch, führen meistens aber nicht zum Ziel bzw. in ein anderes Kompensationsmuster. Dieses Kompensationsmuster kann sogar für enorme Verbesserungen der definierten Ziele führen, doch oft zeigen sich in kürzester Zeit die Schmerzen woanders, weil die Geschichte nicht zu Ende gedacht wurde – womit ich mich wiederhole, ich weiss!

Mit Atmungsübungen gegen X-Beine!

Würde ich anfangen, Euch zu erzählen, dass für die Verbesserung von X-Beinen Atmungsübungen an oberster Stelle stehen, da das Diaphragma, der Iliopsoas, der Beckenboden und die Adduktoren eigentlich ein einziger Muskel sind, dann würde dies den Rahmen erneut sprengen.

Ich möchte mich daher also doch mit den lokalen Strukturen der Beinachse befassen – mit der Bitte an Euch, einen Workshop bei unserer Academy in Betracht zu ziehen, damit Ihr wisst, was eigentlich Sache ist. Jedem, der diese Zeilen liest, werde ich 10% auf den Workshop geben. Schreibt ein Mail an die info@360-fkc.com Adresse mit dem Vermerk; X-gelesen.

Abbildung 1 Schematische Darstellung Faltfaszie

Zurück zu den Übungen bzw. dem Beschwerdebild X-Bein. Unsere „Pain Coaches“  werden betreffend Struktur auf zwei Systeme geschult; dem Fasziendistorsionsmodell nach Typaldos, welches bei akuten Beschwerden in seiner Effizienz unübertroffen ist und den myofaszialen Zuglinien nach Thomas Myers, mit welchen wir ein mächtiges Tool in Bezug auf die Ursachen haben.

Schritt 1: Lösen der Faltfaszie (Joint Mobility Flow Activities)

Jedes Gelenk hat eine Faltfaszie, die wir in der normalen Anatomie als Gelenks-manschette bezeichnen können, auch wenn es nicht exakt das Gleiche ist. Die Faltfaszie umgibt das ganze Gelenk. Ist dieses Gelenk symmetrisch, ist es auch die Faltfaszie, ist es geknickt, hat auch die Faltfaszie einen Knick, welchen wir glätten müssen.

Dort, wo wir den kleineren Winkel haben, streichen wir von der Mitte des Gelenkes nach distal bzw. proximal, um dort wieder mehr Länge zu geben. Dort, wo der Winkel grösser ist, streichen wir von proximal bzw. distal zur Mitte hin. So können wir über kurz oder lang den Strukturen wieder die richtige Form geben. Betroffene Gelenke: Fussgelenk, Kniegelenk, Hüftgelenk

Schritt 2: Lösen der Zylinderfaszie (Fascial Mobility Flow Activities)

Die Hülle, die alle Strukturen umgibt, wird als Zylinderfaszie beschrieben. Wir können uns diese Struktur in der allgemeinen Bezeichnung als Endomysium vorstellen, über der eine weitere Schicht liegt. Zusammen bilden sie die Zylinderfaszie. Sie liegt wie ein maschenartiges Geflecht im 30° Winkel um alle Strukturen.

An den Knotenpunkten dieser Strukturen kann es zu Verhakungen kommen, welche Schmerzen auslösen oder aber Fehlhaltungen begünstigen. Wenn wir lediglich longitudinal mit der Blackroll arbeiten, dann erreichen wir diese Vergabelungen nur unzureichend. Wir müssen uns während dem longitudinalen Rollen leicht drehen, dann erreichen wir diesen 30° Winkel. Ebenfalls zu berücksichtigen ist, dass wir uns einmal von medial nach lateral drehen, einmal von lateral nach medial.

Wenn wir vermuten, dass eine myofasziale Einheit darunter „verklebt“ oder was auch immer ist, dann müssen wir diese Zylinderfaszie zuerst lösen, damit die darunterliegende Struktur wieder richtig gleiten kann.

Schritt 3: Wasserschlauch/Ventile in Form der Bandfaszie säubern (Myofascial Mobility Flow Activities)

Abbildung 2 Die Bandfaszie und mögliche Beschwerden in Form von Triggerbänder

Die myofaszialen Zuglinien als solches und somit deren Verlauf, werden in unserem Modell als Bandfaszie nach Typaldos definiert. Den Übergang zu den Knochen bildet die Übergangszone, welche wir uns schematisch als Wasser (Muskel), Matsch (Band, Faszie, Sehne) und dem Eis (Knochen) vorstellen können. Je nach Belastungsart ist diese Struktur fester, hat also mehr Kalzifizierung in Form von Knochen bzw. ist weniger fest und hat somit eine geringere Kalzifizierung in Form des Muskels. Diese Übergangszone muss geschmeidig bleiben.

Vorstellen können wir uns die myofaszialen Zuglinien (Bandfaszie) mit ihren Übergangszonen (Ventil) als durchlässigen Schlauch, in dem Flüssigkeit transportiert wird, der Belastungen absorbieren bzw. aufbringen und überwinden muss. Nun kann es sein, dass dieser Schlauch „verstopft“ und seine Ventile nicht mehr frei beweglich sind.

Abbildung 3 Übergangszone zum Knochen in schematischer Darstellung als Wasser, Matsch und Eis

Diese Verstopfungen finden meist an den Gelenken statt, weshalb es in dieser Hinsicht wichtig ist, über die Gelenke hinweg zu rollen.

Vorzugsweise rollen wir in jene Richtung, in welcher wir die Veränderung wollen. Wenn wir also wie in diesem Falle wollen, dass die Innenseiten der Beine wieder „straffer“ werden, so müssen wir von unten nach oben rollen. Wollen wir aussen mehr „Lockerung“, so müssen wir von oben nach unten rollen. Betroffene Strukturen: Innenseite der Beine, Aussenseite der Beine

Schritt 4: Neuprogrammierung der erreichten Veränderung von Schritt 1 bis 3 (Mobility Release Adjustment)

Um den neuromyofaszialen Strukturen ihre neue Aufgabe zu „programmieren“, bedarf es einiger Bewegungen im vollen ROM. Wichtig ist eine dynamische, schwungvolle Bewegung ohne Widerstand. Es geht lediglich darum, den erlangten Veränderungen ihre neue Aufgabe, Position und Beweglichkeit zu zeigen.

Schritt 5: Stabilisation der erreichten Veränderung von Schritt 1 bis 4 (Stability Range Adjustment)

Die erlangte „neue Freiheit“ muss unbedingt stabilisiert werden. Das wird sehr oft nicht berücksichtigt im Training bzw. ohne gesonderte Überlegungen einfach durchgeführt.

Die Stability Range Adjustment sind so formuliert, weil wir einzelne Bereiche stabilisieren wollen, jedoch die benötigten Informationen durch das ganze Fasziennetzwerk (Tensegrity) schicken.

Stehen wir also auf einer instabilen Unterlage, machen eine Übung (Functional Strength) und achten dabei noch auf die Spannung der HWS, so schiessen Milliarden von zusätzlichen Informationen durch das Faszien Kontinuum, womit wir eine Steigerung der neuronalen Strukturen erzielen.

Schritt 6: Stärkung der erreichten Veränderung von Schritt 1 bis 5 (Functional Strength Activities) und Zuhilfenahme der Correction Touch Points.

Erst wenn ich die Schritte 1 bis 5 sorgfältig abgearbeitet habe, mache ich mich an die eigentlichen Stärkungsübungen. Unter Stärkung verstehen wir nicht ausschliesslich die Stärkung des Muskels, sondern die Stärkung aller an dieser Haltung beteiligten Strukturen.

Die Zuhilfenahme der Correction Touch Points (CTP) ist eine sinnvolle Ergänzung, die ich Euch kurz am Beispiel Knie aufzeigen will. Die CTP sind Berührungspunkte, die dem Kunden die Bewegung spürbar machen oder aber den Strukturen die Richtung vorzeigen.

Im Falle des Knies benutzen wir zwei Gummibänder. Eines davon platzieren wir oberhalb und eines unterhalb des Kniegelenks mit dem Vector nach lateral. Ideal ist, wenn Ihr darunter ein Handtuch klemmt, damit die Strukturen nicht abgeklemmt werden. Ihr könnt die Gummibänder am besten an einer Sprossenwand befestigen.

Stellt Euch nun im Ausfallschritt hin, so dass Ihr jenes Bein vorne habt, an welchem die Bänder befestigt sind. Wichtig ist eine gute Spannung im Fussgewölbe. Stellt Euch dazu eher auf die Aussenkante des Fusses und aktiviert das Fussgewölbe, indem ihr den medialen Fussballen wieder auf den Boden bringt.

Führt nun ganz normal die Lunge-Übung durch, achtet aber darauf, dass Ihr am Ende der konzentrischen Phase das Kniegelenk immer voll in den Gelenksanschlag streckt. Keine Angst, Ihr macht damit nichts kaputt, jedoch zeigt Ihr dem Knie wieder den richtigen Weg.

Selbstverständlich könnte ich Euch jetzt noch etliche weitere Übungen präsentieren, doch das Verständnis werdet Ihr nur dann erlangen, wenn Ihr das Konzept versteht.

In der nächsten Ausgabe werden wir Euch einen Bericht über die Neuausrichtung der Academy for 360° Functional Kinetic Coach schreiben. Euer Ron

Ronald Jansen

Gründer & Dozent der Academy for 360° Functional Kinetic Coach

Selbstständiger Personal Trainer, anerkannter Therapeut des Fasziendistorsionsmodell nach Typaldos, Vorstandsmitglied des Schweizerischen Personal Trainer Verbandes, Prüfungsexperte beim Schweizerischen Fitness- und Gesundheitscenter Verband.

www.360-FKC.com