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Vom Masseur zum Fitness-Grossunternehmer

Einst knetete er den Profi-Boxer Stefan Angehrn. Jetzt macht Tunç Karapalanci in der Fitnessbranche eine grosse Karriere. Der Ostschweizer zimmert sich Schritt für Schritt ein eigenes Imperium und schafft das, was MFIT (Migros) nicht gelungen ist: Er arbeitet mit seiner well come FIT AG profitabel in der Ostschweiz und baut sein Geschäft sogar aus, statt es zu verkaufen. Der jüngste Zukauf sind die beiden Wintifit-Ableger in Pfungen und Winterthur. Inzwischen hat er acht Standorte.

Roger Gestach im Gespräch mit Tunç Karapalanci

RG: Tunç, herzliche Gratulation zum Kauf der zwei Wintifit-Studios. Mit diesen ist deine well come FIT AG auf acht Standorte gewachsen. Hast du vor noch weiter zu expandieren oder reicht es jetzt?

TK: Im Augenblick prüfen wir verschiedene Angebote. Wir werden in unseren Einzugsgebieten sicherlich weiter expandieren. Die Kennzahlen dieser Standorte müssen jedoch passen. Wir agieren hier ohne Stress und ohne Druck. Wenn sich etwas ergibt, ergreifen wir natürlich die Gelegenheit beim Schopf.

RG: Erkläre uns doch das Konzept von well come FIT.

TK: Unser Konzept basiert auf drei Säulen: Die erste Säule bildet unser modulares Preis-System. Der Kunde bezahlt exakt die Leistung, die er bei der well come FIT AG auch in Anspruch nehmen möchte. Hierbei ist es unser Bestreben dem Kunden jeweils das beste Angebot in diesem Bereich gegenüber unseren Mitbewerbern zu bieten.

Die zweite Säule unseres Konzepts bildet unser Qualitätsbewusstsein bei den Geräten: Wir sind immer auf dem neuesten Stand und prüfen bei Neuerscheinungen umgehend die Möglichkeit einer sofortigen Anschaffung.

Die dritte und für mich tragendste Säule ist mein Team: Meine Mitarbeitenden stehen bei mir an vorderster Stelle und bilden die Grundlage unseres Erfolges. Meine Centerleiterinnen und Centerleiter leben täglich die Marke well come FIT und werden dabei voll von mir und meinem internen Team unterstützt.

RG: Du hast bereits zweimal die Migros Ostschweiz verärgert. Vor längerer Zeit hast du dein damaliges Fitnesscenter an die Migros verkauft und danach in unmittelbarer Nähe ein neues Center gebaut. Und letztes Jahr hast du die Räumlichkeiten des Fitnessparks Einstein übernommen. Erzähl uns doch ein paar Details zu diesen beiden Coups und wie ist dein Verhältnis zur Migros heute?

TK: Ich kann nicht sagen, ob ich sie verärgert habe. Mein Handeln zielte definitiv nicht darauf ab. Die Situation ist noch immer angespannt – allerdings nicht von meiner Seite. Für mich war es beim Verkauf des Standorts im Stadtzentrum von Frauenfeld vor über zehn Jahren wichtig, dass sämtliche Punkte vertraglich festgehalten wurden und dass sich beide Parteien auch daran halten. Der Verkauf und die Eröffnung an einem strategisch besser gelegenen Ort in Frauenfeld gaben den Startschuss für unser heutiges Konzept und boten dabei die Möglichkeit, uns neu auszurichten und aufzustellen. Die Übernahme des ehemaligen Fitnesspark Einstein im Zentrum von St. Gallen erfolgte auf der strategischen Überlegung, dass es in St. Gallen sicherlich drei Standorte braucht, um der Nachfrage unserer Mitglieder gerecht zu werden.

RG: Du hast in der Branche angefangen als Masseur von Stefan Angehrn. Wie ist dein Werdegang?

TK: Wie soll ich die vergangenen 29 Jahre hier am besten zusammenfassen… Ich hatte viele Hochs und auch einige Tiefs. Wichtig war für mich immer, dass ich an dem was ich mache Spass habe, aus meinen Fehlern lernen kann und mich immer weiter entwickeln kann. Im Idealfall begehe ich nicht zweimal denselben Fehler – und konzentriere mich auf das Positive.

Meine Massagepraxis in Frauenfeld habe ich zunächst um eine Physio- und Kosmetik-Praxis erweitert. Nach 15 Jahren wurden wir allerdings zu gross und ich musste mich aus dem Therapiealltag zurückziehen, um dringenderen Aufgaben in meinem Geschäft gerecht zu werden. In die Fitnessbranche bin ich durch einen Zufall hineingerutscht: Aufgrund meines Know-hows rund um das Thema Wellness habe ich einem Fitnesscenter ein Spa installiert. Dieses Fitnesscenter habe ich dann übernommen und damit den Grundstein der heutigen well come FIT AG gelegt.

Natürlich musste ich als Neuling in dieser Branche viel Lehrgeld bezahlen, doch diese Erfahrungen haben mir auch das Rüstzeug für den weiteren Geschäftsverlauf gegeben. Heute besitze ich acht Fitnesscenter mit rund 300 Mitarbeitenden und habe Spass daran, mich körperlich und geistig in und an diesen Centern auszuleben.

RG: In der Ostschweiz gibt es eine harte Konkurrenz mit update Fitness und auch fitness plus. Wie schafft ihr es, profitabel zu arbeiten, etwas das MFIT nie gelungen ist?

TK: Diese Aufgabe kann ich nur gemeinsam mit meinem Team bewältigen. Wir pflegen bei uns einen sehr engen und gleichzeitig professionellen Kontakt. Wir stehen in täglichem Austausch, um gemeinsam an Problemen und Vorkommnissen zu wachsen. Ich spüre den Puls von meinem Team und genau diese Verbindung braucht es, um heutzutage erfolgreich zu sein. Unser Erfolg basiert auf der starken Verbindung in unserem Team. Wir lösen unsere Probleme intern und teilen die Erfahrungen in internen Schulungen. Erkennen, reagieren anstatt nur zuzuschauen, das ist unsere tägliche Haltung.

RG:Gemäss meinen Informationen hast du noch weitere Firmen und betreibst zum Beispiel auch eine Fitness-App. Erzähle uns doch mehr über deine weiteren Aktivitäten.

TK: Die well come FIT Gruppe besteht in der Tat aus mehreren Firmen, denen ich mich allerdings nicht mit der gleichen Leidenschaft widmen kann, wie den Fitnesscentern. So produzieren wir mit einer Firma beispielsweise auch Frottee-Wäsche und Sportkleidung, die in unseren Centern zum Einsatz kommen. Mithilfe unserer App troody können sich unsere Mitglieder über unsere Groupfitness-Kurse informieren.

RG: Du unterrichtest selber noch Groupfitness-Lektionen. Was unterrichtest du und wie viele Lektionen in der Woche?

TK: Als Instruktor bin ich direkt am Puls meiner Fitnesscenter. Das Unterrichten macht mir noch immer Spass. Am liebsten unterrichte ich Bodypump, Fitboxen sowie TRX. Ich bin sicherlich fünf- bis siebenmal pro Woche selbst aktiv. Solange unsere Mitglieder Spass in meinen Stunden haben und diese gut besucht sind, mache ich sicherlich weiter.

RG: Was macht Tunç privat, wenn er nicht im Fitnesscenter arbeitet oder trainiert?

TK: Privat bin ich am allerliebsten ein Familienmensch. Meine Familie mit meiner Frau und meinen drei Kindern stehen bei mir an allererster Stelle. Sie motivieren mich täglich aktiv zu bleiben und immer etwas Positives an mein Umfeld weiterzugeben. Wir sind häufig sportlich in der Natur unterwegs – im Winter auf den Skiern und im Sommer natürlich am See.

RG: Ganz herzlichen Dank und weiterhin viel Erfolg.