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Die digitale Zukunft der Fitnessbranche – Digitale Transformation – Quo vadis?

Die Corona-Pandemie und die beiden Lockdowns haben die Fitness- und Gesundheitsbranche vor grosse Herausforderungen gestellt. Die Krise hat als «Digitalisierungsbeschleuniger» die technische Weiterentwicklung in vielen relevanten Geschäftsbereichen deutlich forciert und sowohl neue Potenziale als auch unerwartete Chancen aufgezeigt.

Die Digitale Transformation eines Unternehmens beschreibt einen fortlaufenden Veränderungsprozess mithilfe digitaler Technologien. Ein solcher Prozess kann sich für viele Fitness- und Gesundheitsunternehmen – besonders in der aktuellen Situation – als sehr herausfordernd darstellen. Es wird zunehmend schwieriger, mit den schnelllebigen technischen Entwicklungen und dem digitalen Wandel in der Praxis Schritt zu halten (Club Industry, 2020). Zudem mangelt es häufig an dem nötigen IT-Fachwissen, um die richtigen wirtschaftlichen Entscheidungen überhaupt zielführend treffen zu können.

Relevante Fragen, die sich Unternehmen aktuell stellen

Es kommen schnell Fragen auf, wie zum Beispiel: Welche Software soll für Livestreamings genutzt werden? Welche Hardware muss zusätzlich angeschafft werden und wer kümmert sich um die Wartung der Geräte und Software? Wie kann der Kontakt zu den Kunden über digitale Tools bestmöglich aufrechterhalten werden? Und wie können die Trainingsdaten der Kunden auch zu Hause digital erfasst und schliesslich ausgewertet werden? Die Entscheidung darüber, in welche Technologien es sich lohnt zu investieren, und die Mitarbeiter sowie die Kunden für die Veränderungen zu gewinnen, sind oft der schwierigste Teil. Es fordert also eine flexible, offene und innovative Denkweise, um veraltete Geschäftsprozesse loszulassen und darauf zu vertrauen, dass die Veränderungen grosse und langfristig wichtige Fortschritte mit sich bringen werden. Und genau hier ist die Fitness- und Gesundheitsbranche im klaren Vorteil, da die Forschung im Bereich der digitalen Technologien hier in den letzten Jahrzehnten bereits essenzielle Meilensteine erreicht hat und täglich neue digitale Konzepte für ein besseres Trainingserlebnis und eine motivierende Prävention hervorbringt. Im Folgenden möchte ich Ihnen einige kurze Ansatzpunkte, Perspektiven und Impulse für die Digitale Transformation in der Fitness- und Gesundheitsbranche skizzieren.

Der Aufstieg der On-Demand-Lösungen

Fitnesskunden wünschen sich immer stärker eine individuelle Betreuung, abgestimmt auf ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse. Eine sogenannte On-Demand-Versorgung spricht Verbraucher an, die Dienstleistungen nach ihrem eigenen Zeitplan und von überall als Alternativ- oder auch als Zusatzangebot nutzen wollen. Man spricht hier auch häufig von einer 360-Grad-Betreuung. Die Menschen sind im letzten Jahrzehnt immer mobiler geworden. Aktuelle Statistiken zeigen, dass mehr als 50 Prozent aller Web-Browsing-Aktivitäten weltweit auf mobilen Geräten durchgeführt werden. Somit wird die Bereitstellung von On-Demand-Angeboten, wie Workout-Videos, personalisierten Trainingsplänen oder Livestream-Trainingsangeboten immer gefragter. Coronabedingt müssen sich die Fitnesscenter mit diesen Aspekten deutlich mehr beschäftigen als vor der Krise und sind gefordert, über digitale Lösungen ein umfassendes Trainingserlebnis sowie eine motivierende Betreuung zu bieten. Daily Live-Work-outs, Online-Videosprechstunden mit dem Coach sowie eine interaktive Fitnesscommunity sind hier wichtige Teilaspekte. Doch bei diesen Lösungen muss es nicht bleiben: Es gilt, die «Kriseninnovationen» jetzt nutzbringend und mehrwertstiftend in das bestehende Angebot zu integrieren. Hier bietet die fortschreitende Digitalisierung im Profi- wie im Fitnesssport zahlreiche Potenziale, die man nutzen kann, um noch individueller auf die Kundenbedürfnisse einzugehen. Beispielsweise könnten Trainer im Rahmen des Einzelcoachings bzw. Personal Trainings digital und live auch die Trainingsparameter der Sportler überwachen, die von vernetzten Sensoren und Geräten aufgezeichnet und gemessen werden, um im Nachhinein gemeinsam mit ihnen die Ergebnisse in einem Videochat zu analysieren. Diese neue Qualität und Quantität an Daten führt uns zum nächsten wichtigen Baustein der Digitalen Transformation der Branche.

Die Bedeutung und der Nutzen von Big Data

Der Begriff «Big Data» beschreibt das Sammeln von Informationen über Personen, Unternehmen oder Dinge durch Formate wie Social Media sowie auch durch spezifische Fitness- oder Ernährungs-Apps oder e-Commerce und identifiziert Muster und Trends für die zukünftige Nutzung. Für die Fitness- und Gesundheitsunternehmen kann Big Data mehrere wichtige Vorteile bieten: Unter anderem senkt beispielsweise eine computergestützte Analyse von Trainingsdaten die Fehlerrate. Des Weiteren können die Trainingsbetreuung und die Customer Experience vor Ort weiter professionalisiert und Prozesse optimiert werden. So ist es möglich, in Echtzeit zum Beispiel die Online-Buchungsauslastung oder die Centerauslastung abzubilden, freie Termine direkt über Push- oder Beacon-Technologie zu vergeben und Kunden noch intensiver zu betreuen. Ein weiterer Effekt wäre die Verringerung von Wartezeiten an bestimmten Geräten im Fitnesscenter u. v. a. m. Eine gezielte Analyse und Nutzung der umfassenden Mitglieder- bzw. Kundendaten ist besonders auch in puncto CRM (= Customer Relation Management), Kundenbedingung und Reklamationsmanagement von elementarer Bedeutung. Big Data-Analysen könnten hier wiederkehrende Vorlieben oder Beschwerden bei Fitnesskunden deutlich besser identifizieren und diese Informationen zeitnah für jeden Mitarbeiter im Center verfügbar machen. Zudem wäre in grösseren Centern eine präzisere Personalplanung möglich, da Big Data mittels prädiktiver Analyse dabei helfen könnte, zukünftige Stosszeiten besser abzuschätzen und dadurch das Personal noch zielgerichteter und effektiver einzusetzen.

Das Wachstum von Wearable Medical Devices (WMD)

Ein weiterer Trend der Digitalen Transformation ist das Sammeln eigener Fitness- und Gesundheitsdaten durch teils medizinische Geräte, darunter auch Wearable-Technologie, wie z. B. Smartwatches, Pulsgurte oder sonstige Sensoren am Körper oder im Gerät. In der Vergangenheit waren die meisten Kunden damit zufrieden, wenn diese Daten grundlegend erhoben wurden. Doch im digitalen Zeitalter fokussieren sie sich deutlich mehr auf die eigene Gesundheit und verlangen immer häufiger detailliertere Informationen über ihren Fitness- und Gesundheitszustand. Sie wollen zeitnah und von überall Zugriff auf ihre Daten haben, aber möchten sie auch ohne Expertenwissen verstehen. Hier können spezifische App-Lösungen für eine weitere Personalisierung und Professionalisierung des Trainingserlebnisses sorgen, indem über eine entsprechende Visualisierung (ggf. auch über Virtual Reality) Trainingserfolge sichtbar gemacht und der Fortschritt informativ und zeitgemäss abgebildet werden kann. Die neuen digitalen Möglichkeiten geben hier den Kunden ein Gefühl der Eigenverantwortung im Prozess der Verbesserung ihres Fitness- und Gesundheitszustands. Zudem können kompetitive Ziele über digitale Fitness-Challenges, Gamification-Elemente etc. zusätzlich dafür sorgen, die Mitgliederbindung zu stärken und die Motivation hochzuhalten.

Fazit

Das Hauptziel bei der Digitalen Transformation in der Fitness- und Gesundheitsbranche ist es, die Arbeit künftig zu rationalisieren und Systeme bzw. Arbeitsprozesse weiter zu optimieren sowie zu vernetzen. Die Digitalisierung bietet hier die Chance, Fehler zu reduzieren, Kosten durch benutzerfreundliche Web- und App-Lösungen zu senken und das Trainingserlebnis sowie die Betreuung noch kundennäher auszugestalten.

Literaturliste

  • Club Industry. (2020). Technology: Agent of Growth for the Health and Wellness Industry (October 2020). Zugriff am 28.01.2021. Verfügbar unter https://pages.questexnetwork.com/HOSP-CI-Promo-TechReport20.html
  • StatCounter. (2020). Percentage of mobile device website traffic world-wide from 1st quarter 2015 to 3rd quarter 2020. Statista. Zugriff am 29.01.2021. Verfügbar unter https://www.statista.com/statistics/277125/share-of-website-traffic-coming-from-mobile-devices/

Prof. Dr. Marco Speicher

Prof. Dr. Marco Speicher ist Dozent an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG). Er promovierte zum Thema «Measuring User Experience for Virtual Reality» und war wissenschaftlicher Mitarbeiter und Doktorand am Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI).

www.dhfpg-bsa.de