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Die Fitnessbranche nach Corona

Von Roger Gestach

Im Kommentar der letzten FITNESS TRIBUNE habe ich geschrieben, dass es zwei Lager in der aktuellen Corona-Krise gibt: Die Befürworter der Massnahmen und die Gegner. Diese Aussage würde ich inzwischen revidieren. Es gibt drei Lager: Die Personen die finden, die Regierung hat es mehrheitlich sehr gut gemacht und die Massnahmen zur Eindämmung der Pandemie befürwortet haben. Dann gibt es die Personen die finden, es sei alles eine Hysterie und Covid-19 sei nicht schlimmer als eine Grippe. Von den Befürwortern der Massnahmen werden diese Personen als Verschwörungstheoretiker bezeichnet. Und dann gibt es die dritte Gruppe, zu denen ich mich nun auch zähle. Diese Personen befolgen die Hygienemassnahmen und Abstandsregeln und waren anfänglich sogar für einen Lockdown. Inzwischen ist diese Gruppe aber der Meinung, man hätte viel schneller wieder alles öffnen und die Wirtschaft wieder hochfahren müssen! Rückwirkend betrachtet hätte man vielleicht sogar das Modell Schweden anwenden können. Aber im Nachhinein ist man ja immer schlauer.

Wo ich grosse Mühe habe ist, dass wir zensuriert werden. Ein Kollege hat mir ein YouTube-Video geschickt, wo mehrere namhafte Experten gegen die Covid-19-Massnahmen und gegen das Impfen debattiert haben. Ich bin grundsätzlich kein Impfgegner, aber ich interessiere mich für andere Meinungen. An diesem Tag als ich das Video bekommen habe, hatte ich keine Zeit, dieses ganz anzuschauen und wollte am nächsten Tag den Rest ansehen. Nun, da war dieses Video auf YouTube bereits gelöscht. Dies ärgert mich sehr! Die Meinungsfreiheit sollte doch eines unserer Grundrechte sein! In den staatlichen Medien spricht man auch die ganze Zeit über Händewaschen, Abstandhalten, Maskentragen, Impfungen… Warum spricht man aber nicht über Muskeltraining, gesunde Ernährung und Stärkung des Immunsystems? Seit dem Tag des Lockdowns schaue ich täglich die Hauptausgabe der Tagesschau im Schweizer Fernsehen und ich verfolge die Pressekonferenzen der Bundesregierung zu Corona. Nicht einmal wurde über eine mögliche Corona-Prävention durch Training gesprochen! Auch gibt es zahlreiche Hinweise, dass Vitamin C und D zur Vorbeugung einer Corona-Erkrankung einen positiven Einfluss haben könnte und wenn man sich angesteckt hat, soll genügend Vitamin C und D den Krankheitsverlauf positiv beeinflussen. Auch darüber wurde in den staatlichen Medien nie berichtet. Wieso nicht? Welche Lobby verhindert dies?

Was die Fitnessbranche betrifft, hat uns Corona eines klar gezeigt: Wir haben leider keine starke Lobby! Wir gelten für die Regierung und die Politiker als nicht systemrelevant! Kosmetikstudios, Tattoostudios, Fast-Food-Restaurants konnten teilweise vor den Fitnesscentern wieder eröffnen. Die Botschaft, dass Bewegung alleine nicht ausreichend ist, sondern ein gezieltes Muskeltraining enorm wichtig für die Gesundheit ist, ist leider noch nicht angekommen! Hier haben unsere Verbände und die ganze Branche noch sehr viel Arbeit vor sich. Die meisten Fitnesscenter haben seit dem Lockdown sofort umgeschwenkt auf Online Training. Dies war einerseits sehr positiv um die bestehenden Mitglieder bei der «Stange» zu halten. Anderseits hat es gerade bei Aussenstehenden aber auch signalisiert, dass man auch zu Hause trainieren kann und die Notwendigkeit einer schnellen Öffnung der Fitnesscenter nicht gegeben ist.

Was mich während des Lockdowns beeindruckt hat war, dass in der Schweiz, Deutschland und Österreich eine unheimlich grosse Solidarität innerhalb der Branche herrschte. Konkurrenten haben zusammen für die Branche gekämpft und haben viele gemeinsame Aktionen durchgeführt. Die ganze Fitnessindustrie, Einzelstudios und Ketten, Discounter und Premiumanbieter haben füreinander und miteinander gekämpft. Personen und Verbände die vorher nicht mehr miteinander gesprochen haben, haben sich für unsere Branche zusammengetan. Dies stimmt mich positiv für die Zukunft und hoffen wir, dass dies auch nach Corona so bleibt.

Ich bin überzeugt, dass spätestens im Herbst 2020 auch Neumitglieder wieder in Scharen in die Fitnesscenter strömen und alle bestehenden Kunden sich bis dann auch wieder getrauen regelmässig zu trainieren, sofern es keine zweite Welle gibt. Dann werden die Fitness- und Gesundheitscenter zu den grossen Gewinnern der Krise gehören. In jeder Krise hat es nämlich Firmen gegeben, die trotzdem überdurchschnittlich erfolgreich waren. In unserer Branche werden sicher die Discounter zu den Gewinnern gehören, denn in einer Rezession schauen die Leute mehr auf ihr Portemonnaie. Aber auch alle Center die eine klare Positionierung haben, werden profitieren. Wer für alle da sein will und nicht klar positioniert ist, wird es zukünftig schwer haben. Das Thema Gesundheit wird einen noch viel grösseren Stellenwert einnehmen. Und auch das Thema Stärkung des Immunsystems wird dank Corona in den nächsten Jahren eine Hochkonjunktur erleben. Ich empfehle deshalb der ganzen Fitness-Industrie und auch allen Fitness- und Gesundheitscentern bezüglich Stärkung des Immunsystems neue Konzepte und Lösungen anzubieten. Diese Investitionen werden sich auszahlen.

Auch die FITNESS TRIBUNE hat in der Krise Veränderungen vorgenommen. Wir haben unsere Social Media Präsenz massiv ausgebaut und sind nun auf allen wichtigen Kanälen aktiv (u. a. Facebook, Instagram, LinkedIn, Twitter). Unsere Webseite haben wir während des Lockdowns zum Newsportal für die ganze Branche ausgebaut und hatten teilweise bis zu dreimal mehr Besucher als vorher.

Eines hat der Lockdown auch klar gezeigt: Cash is king! Man sollte immer über genügend flüssige Mittel verfügen. Es bringt in der Krise wenig, wenn man operativ zwar mit Gewinn wirtschaftet, aber das Bankkonto leer ist. Hier mussten vor allem Fitnesscenter büssen, welche expandiert oder investiert haben und diese Investitionen mit eigenen Mitteln finanziert hatten. Die Schweizer Fitnesscenter hatten bezüglich Liquidität aber richtig viel Glück, dass Corona im März ausgebrochen ist. Da es in der Schweiz mehrheitlich üblich ist, dass eine Jahresmitgliedschaft ein Jahr im Voraus bezahlt wird, sind die «Kriegskassen» der meisten Fitnesscenter im März noch gut gefüllt und die Center verfügen über eine ausreichende Liquidität, da die guten Fitnessmonate gerade vorbei sind. Wäre der Lockdown im August passiert, wäre es diesbezüglich in der Schweiz richtig schlimm geworden.

«Wer nicht wirbt, der stirbt». Dieser Slogan passt nun nach dem Lockdown hervorragend. Gerade jetzt ist es notwendig, mit Werbung auf Ihr Fitnesscenter oder Ihre Produkte aufmerksam zu machen. Antizyklisch werben ist wichtig, denn nach jedem Tief kommt wieder ein Hoch und dann sollten Sie in den Köpfen Ihrer Kunden sein. Firmen welche jetzt keine Werbung machen, sparen am falschen Ort! Positiv an Corona ist, dass die Digitalisierung riesige Sprünge gemacht hat. Ein Schulungsanbieter hat mir erzählt, dass sie dank Corona endlich das schon lange geplante Online-Schulungsangebot in Rekordzeit ausgebaut und professionalisiert haben. Ein Unternehmer in der Nahrungsergänzung hat mir erzählt, dass sie dank der Krise den Online-Shop erneuert haben. Viele Fitnessunternehmer waren dank Corona nun endlich auch auf Social Media aktiv.

Sind Sie vorbereit auf einen Kundenansturm im Herbst? Bieten Sie Ihren Mitgliedern bis dann etwas Neues an! Die FITNESS TRIBUNE hilft Ihnen dabei mit vielen Tipps und Know-how. Ich wünsche Ihnen einen guten Neustart.