Eckdatenstudie nun auch für Österreich
Am 20. Juni präsentierte der Fachverband Freizeit- und Sportbetriebeinder Wirtschaftskammer Österreich (WKO) gemeinsam mit der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) die Studienergebnisse der «Eckdaten der Fitnesswirtschaft Österreich 2024» in Wien. Damit folgt Österreich auf Deutschland und die Schweiz, wo die Daten aus der Studie, auf deren Ergebnisse die Akteure der Branche jährlich mit Spannung warten, bereits seit vielen Jahren erhoben werden.
Marktstudien schaffen generell Transparenz und erlauben es den Akteuren, den Markt zu beurteilen, Chancen und Risiken zu erkennen und einzuordnen sowie Erfolgspotenziale zu identifizieren, um das Angebot noch besser auf die Erfordernisse der Kundinnen und Kunden zuschneiden zu können. Für die Akteure des österreichischen Fitnessmarktes bedeutet dies, dass sie auf wichtige Branchenkennzahlen wie Anlagen-, Mitglieder- oder Umsatzzahlen zurückgreifen, ihre Positionierung und ihr Leistungsportfolio mit dem Gesamtmarkt vergleichen und so ihr strategisches wie auch operatives Geschäft optimieren können. Die Ergebnisse der Studie bieten aber auch eine starke Argumentationsgrundlage im Austausch mit Interessenvertretern aus den Bereichen Wirtschaft, Finanzen und Politik, sodass die Fitnessbranche zunehmend auch als wichtiger Gesundheitsanbieter wahrgenommen und berücksichtigt werden kann.
Die vom Fachverband Freizeit- und Sportbetriebe in Auftrag gegebene Studie wurde in Zusammenarbeit mit der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) durchgeführt, deren Expertinnen und Experten die Fitnesskennzahlen bereits seit Jahrzehnten für Deutschland und seit 2021 auch für die Schweiz erheben. Diese Zusammenarbeit erlaubt einen fundierten Blick über die Landesgrenzen hinaus und einen Ländervergleich in der DACH-Region, der auf diese Weise eine noch umfassendere Marktbeurteilung möglich macht und auch Synergien bietet.
Struktur der Fitnessanlagen in Österreich
Der österreichische Fitnessmarkt zählt zum Stichtag 31. Dezember 2023 insgesamt 1322 Fitness- und Gesundheitsanlagen. 857 und damit knapp zwei Drittel der Anlagen (64,8 %) sind dem Einzelsegment zuzuordnen (Fitnessanlagen mit mindestens einer und maximal vier Betriebsstätten und einer Gesamtfläche von mehr als 200 Quadratmetern pro Anlage). Insgesamt 301 und damit 22,8 Prozent der Anlagen sind Kettenbetriebe, die dann als solche klassifiziert werden, wenn sie zu einem Verbund von fünf oder mehr Betriebsstätten zählen und eine Gesamtfläche von mehr als 200 Quadratmetern pro Anlage aufweisen. 164 Anlagen (12,4 %) weisen eine Fläche von 200 Quadratmetern oder weniger auf, besetzen meist ein spezielles Segment, sind auf eine spezifische Zielgruppe mit einem begrenzten Angebot spezialisiert und zählen damit zum Mikrosegment. Damit unterscheidet sich der österreichische Markt etwas vom Schweizer Markt, in dem das Einzelsegment weniger dominant ist als in Österreich und auch das Mikrosegment mit 8,9 Prozent etwas schwächer ausfällt. Beide Märkte wiederum unterscheiden sich vom deutschen Markt, in dem das Mikrosegment, hauptsächlich aufgrund des starken EMS-Marktes, 27,3 Prozent der Anlagen ausmacht (vgl. Abb. 1) (DSSV, 2024, swiss active, 2024 & WKO, 2024).
Mitgliederstruktur in Österreich
In den Fitness- und Gesundheitsanlagen in Österreich trainieren im Betrachtungszeitraum 2023 1,20 Millionen Mitglieder. Damit ist die Zahl im Vergleich zum Vorjahr (1,13 Millionen) um 5,7 Prozent gestiegen. Insgesamt trainieren im Jahr 2023 13,1 Prozent der Gesamtbevölkerung Österreichs in einer Fitness- und Gesundheitsanlage. Die Reaktionsquote liegt damit leicht unter der Reaktionsquote Deutschlands (13,4 %). Mit 14,9 Prozent zeigt sich die Schweiz als fitnessaffinstes der drei Länder (vgl. Abb. 2). Der durchschnittliche Trainierende in Österreich ist 38,8 Jahre alt und damit jünger als in den Nachbarländern Deutschland (40,6 Jahre) und der Schweiz (40,0 Jahre). 54,2 Prozent der Mitglieder in österreichischen Fitnessanlagen sind weiblich, 45,8 Prozent männlich. In Deutschland zeigt sich eine ähnliche Verteilung (53,9 % weiblich, 46,1 % männlich) (DSSV, 2024), während das Verhältnis von Männern und Frauen in der Schweiz eher ausgeglichen ist (51,0 % weiblich, 49,0 % männlich) (swiss active, 2024).
Mitglieder trainieren 1,1-mal pro Woche
Die Fitnessanlagen in Österreich verzeichnen im Jahr 2023 durchschnittlich 4094,4 Check-ins pro Monat pro Anlage. Umgerechnet auf die Mitglieder in den Anlagen ergibt sich, dass die Mitglieder 2023 durchschnittlich 1,1-mal pro Woche zum Training kommen. Damit trainieren die Mitglieder in Österreich ebenso häufig wie die Mitglieder in Deutschland, die ebenfalls 1,1-mal pro Woche trainieren (DSSV, 2024 & WKO, 2024). Spitzenreiter sind auch hier die Schweizer Mitglieder mit einer durchschnittlichen wöchentlichen Trainingshäufigkeit von 1,3 (swiss active, 2024).
Fitnessbranche als Gesundheitsdienstleister
Während sich die Fitnessmärkte in Österreich, der Schweiz und Deutschland mit Blick auf die genannten Parameter unterscheiden, zeigt sich Einigkeit im Hinblick auf die Positionierung. Die relative Mehrheit der Anlagen in allen drei Ländermärkten positioniert sich schwerpunktmässig im Bereich Gesundheit. Damit wird deutlich, dass die Fitnessanlagen ihre Rolle als bedeutende Gesundheitsdienstleister am Markt internalisiert haben und sich entsprechend danach ausrichten (DSSV, 2024, swiss active, 2024 & WKO, 2024). Auf dem österreichischen Markt sind 36,9 Prozent der Anlagen schwerpunktmässig im Bereich Gesundheit (Erhalt der Gesundheit, Prävention) positioniert (vgl. Abb. 3), gefolgt von Training (Verbesserung der Leistungsfähigkeit, 34,3 %), Lifestyle (soziale Aspekte, gehobener Lebensstil, Trends, 19,7 %) und Wellness (Entspannung, Erholung, mentaler Ausgleich, 9,1 %).
Mitgliedsbeiträge in den Anlagen
Der durchschnittliche Monatsbeitrag für eine Mitgliedschaft in einer Fitnessanlage in Österreich beläuft sich im Betrachtungsjahr 2023 auf 49,36 EUR (brutto). Anlagen aus dem Einzelsegment veranschlagen durchschnittlich 55,99 EUR pro Monat, Anlagen aus dem Kettensegment 41,12 EUR. Für ein Training in Mikroanlagen werden monatlich im Durchschnitt 72,93 EUR fällig. Etwa drei von vier Anlagen in Österreich (75,4 %) haben ihre Mitgliedsbeiträge 2023 gegenüber 2022 erhöht. Die durchschnittliche Preiserhöhung liegt bei 3,96 EUR. Für das Jahr 2024 planen 44,1 Prozent der Anlagen eine weitere Preissteigerung.
Positive Stimmung mit Blick auf den Arbeitsmarkt
Eine Fitnessanlage in Österreich beschäftigt im Durchschnitt 15,6 Mitarbeitende. Mit Blick auf das Jahr 2024 gehen 77,2 Prozent der Betreiberinnen und Betreiber sicher davon aus, ihren Personalbedarf decken zu können. Unsicher sind 19,1 Prozent, nur 3,7 Prozent erwarten, im Jahr 2024 nicht genügend Personal zu finden. Vor dem Hintergrund der negativen Entwicklungen bei den Mitarbeiterzahlen in vielen Branchen aufgrund der Corona-Krise sind diese Angaben umso positiver zu werten.
Prognose und Ausblick
Etwa jeder zweite Betrieb (48,1 %) beurteilt die wirtschaftliche Situation zum Stichtag 31. Dezember 2023 als zufriedenstellend. 33,2 Prozent bewerten ihre wirtschaftliche Situation als (eher) gut. Etwas weniger als jeder fünfte Betrieb (18,7 %) stuft seine wirtschaftliche Situation als (eher) schlecht ein. 13,4 Prozent der Betriebe gehen davon aus, dass sich ihre wirtschaftliche Situation 2024 (eher) verschlechtern wird. 45,0 Prozent gehen von keiner Veränderung und 41,6 Prozent von einer Verbesserung aus. Insgesamt ist die Stimmung in der Branche damit positiv, wenngleich sie sich pessimistischer zeichnet als in den beiden Nachbarländern (WKO, 2024).
Insbesondere in der Schweiz zeigt sich ein grosser Optimismus in der Branche: 71,0 Prozent der Betriebe beurteilen ihre wirtschaftliche Situation im Jahr 2023 als (eher) gut. 91,7 Prozent gehen von einer Verbesserung im Jahr 2024 aus (swiss active, 2024). In Deutschland sind es 51,8 Prozent, die ihre wirtschaftliche Situation 2023 als (eher) gut einstufen. 76,5 Prozent gehen von einer Verbesserung im Jahr 2024 aus (DSSV, 2024).
Fazit
Die «Eckdaten der Fitnesswirtschaft Österreich 2024» beleuchten den österreichischen Fitnessmarkt erstmals in einer derartigen Tiefe. Mit der Studie ist der Grundstein für eine Eckdatenerhebung im jährlichen Turnus gelegt, um, wie auch in den Nachbarländern, Entwicklungen wichtiger Parameter aufzeigen und entsprechend reagieren zu können. Der Status quo des Fitnessmarktes in Österreich sowie die prognostizierten Entwicklungen sind insgesamt gut und versprechen eine ähnlich positive Entwicklung wie in den beiden Nachbarländern.
Literaturliste
Wirtschaftskammer Österreich (Hrsg.). (2024). Eckdaten der Fitnesswirtschaft Österreich 2024. Wien: Hrsg.
swiss active (Hrsg.). (2024). Eckdaten der Schweizer Fitnesswirtschaft 2024. Zürich: Hrsg.
DSSV e. V. – Arbeitgeberverband deutscher Fitness und Gesundheits-Anlagen (Hrsg.). (2024). Eckdaten der deutschen Fitnesswirtschaft 2024. Hamburg: Hrsg.