Zum Thema Mindfulness wird bereits seit mehr als fünfzig Jahren geforscht und darüber berichtet. Baminiwatta und Solanggaarchchi zeigen in ihrer Studie (2021), dass es seit 1966 bereits über 16 581 wissenschaftliche Artikel zu diesem Thema gab. Sie stellen fest, dass deren Zahl besonders seit 2006 ansteigt.
In der Literatur gibt es diverse Definitionen von Mindfulness, die eine ähnliche Kernaussage vereint: Mindfulness, auch bekannt als Achtsamkeit, bezieht sich auf das bewusste Lenken der Aufmerksamkeit auf den gegenwärtigen Moment, ohne Urteile zu fällen. Es geht darum, mit voller Aufmerksamkein in der Gegenwart gewahr zu sein, ohne von Gedanken über die Vergangenheit oder Zukunft abgelenkt zu werden. Diese Praxis beinhaltet das bewusste Erleben von Körperempfin-dungen, Gefühlen, Gedanken und äusseren Reizen, ohne in ihnen «festzustecken» oder von ihnen mitgerissen zu werden (Nilsson & Kazemi, 2016).
Mindfulness oder Achtsamkeit ist ein Begriff, der seine Wurzeln in den jahrtausendealten Praktiken des Buddhismus und der östlichen Philosophie hat. Es wurde jedoch erst in den letzten Jahrzehnten zu einem weitverbreiteten Trend in der nachgewiesen und hat zur Verbreitung von Mindfulness in der westlichen Gesellschaft beigetragen (Grossman et al., 2004).
In der Fitness- und Gesundheitsbranche hat der Trend von Mindfulness ebenfalls an Bedeutung gewonnen. Immer mehr Einrichtungen und Trainer integrieren Achtsamkeitspraktiken wie Meditation und Yoga in ihre Programme. Diese Praktiken helfen den Teilnehmenden nicht nur, ihre körperliche Fitness zu optimieren, sondern auch eine bessere Verbindung zu ihrem Körper und ihrem Geist herzustellen. Achtsamkeitstraining kann dabei helfen, die Regeneration durch Stressreduktion zu verbessern. Dadurch wird gleichzeitig die mentale Gesundheit gefördert. Mindfulness ist mit seiner ganzheitlichen Betrachtung von Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit zu einer wichtigen Säule in der Fitnesswelt geworden.
Achtsamkeit umfasst mehrere zentrale Konzepte, die eng miteinander verbunden sind. Nachfolgend sind einige der wichtigen Aspekte, die zu Mindfulness gehören, aufgeführt:
Diese Aspekte bilden das Grundgerüst der Achtsamkeitspraxis und dienen als Leitfaden für die bewusste Erforschung des gegenwärtigen Moments. Indem Trainerinnen und Trainer ihren Mitgliedern die notwendigen Strategien vermitteln, um Achtsamkeitspraktiken in den Alltag zu integrieren, können diese von den Vorteilen der Mindfulness profitieren und ein achtsameres und erfüllteres Leben führen (Chang-Gusko, 2019).
Die steigende Popularität von Mindfulness lässt sich auf verschiedene Faktoren zurückführen. Zum einen sehnen sich die Menschen in der heutigen hektischen und stressigen Welt nach Ruhe und Ausgleich. Mindfulness bietet eine Möglichkeit, dem Alltagsstress zu entkommen und eine innere Balance zu finden. Zum anderen haben zahlreiche wissenschaftliche Studien die positiven Auswirkungen von Mindfulness auf die geistige Gesundheit nachgewiesen, wie zum Beispiel im Hinblick auf die Reduzierung von Stress, Angstzuständen und Depressionen.
Die Verbindung zwischen Mindfulness und Fitness ermöglicht es, das Wohlbefinden von Körper und Geist zu fördern. Mindfulness-Praktiken wie Meditation, Atemübungen und Yoga fördern nicht nur die körperliche Flexibilität und Kraft, sondern auch die Konzentration, den Fokus und die emotionale Stabilität.
«Mindful Eating» und Ernährung:
Ein weiterer Aspekt, in dem Mindfulness und Fitness Hand in Hand gehen, ist das Konzept des «Mindful Eating» (= achtsames Essen). Es geht darum, bewusster zu essen, sich auf den Geschmack, die Textur und die Erfahrung des Essens zu konzentrieren. Durch achtsames Essen können Menschen ein gesundes Verhältnis zu Nahrungsmitteln entwickeln, übermässiges Essen vermeiden und den eigenen Aufbau einer gesunden Ernährungsweise unterstützen.
Mindfulness als Motivationsfaktor:
Die Praxis von Mindfulness kann auch als Motivationsfaktor dienen, um kontinuierlich an Fitnesszielen zu arbeiten. Indem man sich auf den gegenwärtigen Moment und die Freude an der Bewegung konzentriert, wird das Training zu einer angenehmen Erfahrung anstatt zu einer Pflicht. Mindfulness hilft, das Bewusstsein für den eigenen Körper zu schärfen und ein tieferes Verständnis für die eigenen Bedürfnisse zu entwickeln. Dies kann zu einer nachhaltigen Fitnessroutine führen, die längerfristige Ergebnisse liefert (Chang-Gusko, 2019).
Mindfulness hat sich zu einem bedeutenden Trend in der Fitnessbranche entwickelt, da es die ganzheitliche Verbindung von Körper und Geist betont. Die Popularität von Mindfulness ist auf das Bedürfnis nach Stressbewältigung und mentaler Gesundheit in unserer heutigen schnelllebigen Gesellschaft zurückzuführen. Durch die Integration von achtsamkeitsfördernden Praktiken können Kundinnen und Kunden dabei unterstützt werden, nicht nur ihre körperliche, sondern auch ihre mentale Gesundheit und Belastbarkeit zu verbessern. Mindfulness bietet in Fitness- und Gesundheitseinrichtungen eine Möglichkeit zur Angebotserweiterung im Sinne einer ganzheitlichen Betreuung der Mitglieder.
Sara Martinovic
Sara Martinovic studiert an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften den Bachelor-Studiengang Gesundheitsförderung und Prävention. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Entwicklungsabteilung der SAFS ist ihr Schwerpunkt die Förderung der evidenzbasierten und zielgruppengerechten Gesundheitskommunikation.
Literaturliste
Chiesa, A. (2010). Vipassana Meditation: Systematic Review of Current Evidence. The Journal of Alternative and Complementary Medicine, 16 (1), 37–46.
Baminiwatta, A. & Solangaarachchi, I. (2021). Trends and Developments in Mindfulness Research over 55 Years: A Bibliometric Analysis of Publications Indexed in Web of Science. Mindfulness, 12, 2099–2116.
Chang-Gusko, YS. (2019). Geschichte und Definitionen von Achtsamkeit. In: Chang-Gus- ko, YS., Heße-Husain, J., Cassens, M., Meßtorff, C. (eds) Achtsamkeit in Arbeitswelten. FOM-Edition. Wiesbaden : Springer Gabler.
Grossman P., Niemann L., Schmidt S., Walach H. (2004). Mindfulness-based stress reduction and health benefits. A meta-analysis. Journal of Psychosomatic Research. 57 (1), 35–43.
Nilsson, H., & Kazemi, A. (2016). Reconciling and thematizing definitions of mindfulness: The big five of mindfulness. Review of General Psychology, 20 (2), 183–193.
Donnerstag, 31. August 2023