Alle Menschen sind fit!
11. August 2019
Roberto Borghi und Heinz Büttler vom FitneXX in Oensingen
Geschäftliches «Traumpaar» seit über 30 Jahren
11. August 2019

Motivation als wichtigster Faktor für den Trainingserfolg

Folgendes Szenario: Ihr Kunde möchte abnehmen, sich wieder fit fühlen. Das Gewicht muss unbedingt bis zur nächsten Betriebsfeier in vier Monaten reduziert werden. Um das Ziel der Gewichtsreduktion zu erreichen, muss täglich ein Kaloriendefizit geschaffen werden.

Zunächst geben Sie Ihrem Kunden Empfehlungen, wie in Zukunft seine Ernährung auszusehen hat. Bei der Trainingsplanerstellung planen Sie zu 80 Prozent exzessive Einheiten auf Ausdauergeräten in einem angemessenen Herzfrequenzbereich. Die anderen 20 Prozent werden durch Maschinenkraftzirkel und Beweglichkeitsübungen komplettiert. Um die Ergebnisse festzuhalten, wird ein Nachfolgetermin in zwei Monaten vereinbart. Zwei Monate später warten Sie vergeblich auf Ihren Schützling!

Drop-Out durch fehlende Motivation

Es dauert rund 66 Tage, um neue Gewohnheiten besser integrieren zu können. Studien gehen davon aus, dass in den ersten 12 bis 14 Wochen nach Beginn der Tätigkeit die Drop-Out-Kurve (Abbruch der sportlichen Aktivität) ansteigt und sich dann auf einem gleichbleibenden Niveau weiterbewegt. Das bedeutet, dass gerade die ersten Wochen und Monate richtungsweisend für den Trainingserfolg sind.

Eines der Hauptgründe für einen solchen Drop-Out ist fehlende Motivation. Dies unterstreicht eine Studie der Techniker Krankenkasse von 2016, in der die Teilnehmer nach den Beweggründen für das Fernbleiben einer sportlichen Tätigkeit befragt wurden. 50 Prozent gaben fehlende Motivation an. Im Volksmund sprechen wir auch vom berüchtigten Schweinehund. Die Frage, wie man sich zum Sport motiviert, ist omnipräsent. Nach Deci & Ryan strebt jeder Mensch nach drei wesentlichen Grundbedürfnissen: Autonomie, Kompetenz und soziale Eingebundenheit. Werden diese Bedürfnisse befriedigt, sind wir motiviert. Daher sollte ein Trainingsplan nicht nur ziel-, sondern auch bedürfnisorientiert sein. Im Falle des genannten Ziels Ihres Kundens haben Sie korrekt gehandelt – seine Bedürfnisse allerdings sträflich missachtet.

Extrinsische und intrinsische Motivation

Motivation kommt vom lateinischen Wort movere und definiert die Bewegung, etwas zu tun bzw. etwas nicht zu tun. Im Allgemeinen wird der Begriff Motivation für all diejenigen Prozesse verwendet, die für den Beginn der Orientierung sowie der Aufrechterhaltung von physischen und psychischen Aktivitäten verantwortlich sind. In den meisten Fällen ist es ein bestimmtes, positiv wahrgenommenes Ziel, welches diesen Prozess aktiviert. Aber nicht nur das Ergebnis einer Handlung kann positiv besetzt sein. Eine Person kann ebenso am blossen Vollzug der Handlung Freude empfinden.

Ihr Kunde durchlebt den immer gleichen Tagesablauf: Mit dem Bus fährt er ins Büro, wo sein Schreibtisch bereits auf ihn wartet. Um 17 Uhr tritt er den Weg nach Hause an. Nach dem Abendessen und dem Feierabendbier auf der Couch fällt er erschöpft ins Bett. Die Höhepunkte des Tages sind allenfalls der nörgelnde Chef oder wütende Kunden, die an seinen Nerven sägen. Dazu kommen die ständigen Verspannungen im Nacken durch die schlechte Körperhaltung am Arbeitsplatz. Jeder Fussweg und jede Treppe werden als zunehmend schweisstreibend empfunden. Seine Stimmung befindet sich in einem Tief. Er fühlt sich erschöpft, ausgelaugt und einfach nicht wohl in seiner Haut.

Ihr Kunde ist in Bezug auf seine Arbeit extrinsisch motiviert. Das bedeutet, dass Mittel und Zweck der Handlung nicht übereinstimmen. Er hat keinen Spass an der Arbeit, aber benötigt diese, um seine Rechnungen zahlen zu können.

Motivation spielt in jedem menschlichen Handlungsfeld eine wichtige Rolle. Beim Sporttreiben stellt die Motivation die Metaebene dar. Sie ist das Fundament der sportlichen Leistungsfähigkeit, welches darüber entscheidet, ob wir unsere Vorhaben in die Tat umsetzen oder scheitern werden. Bevor wir also besprechen, wie wir uns bewegen, haben wir dafür zu sorgen, dass wir uns bewegen. Der Wunsch, Gewicht abzunehmen ist als externer Faktor der Motivation zum Sporttreiben deshalb als zu gering einzuschätzen, weil dieses Ziel Zeit benötigt und Schwankungen unterliegt. Es müssen weitere Anreize geschaffen werden.

Trainingsplan auf Bedürfnisse abgestimmt

Am monotonen Arbeitstag des Kunden lässt sich hier ansetzen. Die Trainingseinheit sollte abwechslungsreich gestaltet sein und in erster Linie Spass machen. Erfolge sollten in jeder Trainingswoche dokumentiert werden. Die Frage nach dem Stresslevel, der Schmerzwahrnehmung und dem Selbstbild auf psychischer Ebene, sowie dem Blutdruck und Puls auf biometrischer Ebene und schliesslich der Leistungsfähigkeit in den einzelnen Work-outs auf sportmotorischer Ebene sind Indikatoren, die schon in den ersten Wochen Veränderungen vorweisen.

Lassen Sie Ihren Kunden zudem in jedem Training mindestens 43 Muskeln trainieren. 43 Muskeln, die dafür sorgen, dass sich seine Lippen zu einem Lächeln formen. Wenn Ihr Kunde sich auf die allabendliche Trainingseinheit freuen kann, bedarf es auch keinem Kampf mit dem inneren Schweinehund mehr. Es ist der blosse Vollzug der sportlichen Aktivität, den er als angenehm empfinden wird. Er ist intrinsisch motiviert.

Schläge mit dem Sledgehammer auf den Traktorreifen oder das Schmettern der Battleropes auf den Boden sorgen für Frustabbau. Ein Hindernislauf oder eine Kletterwand hält Ihrem Kunden vor Augen, dass er alle Widrigkeiten überwinden kann – er fühlt sich kompetenter. Und durch die Partizipation am Sport in einer Laufgruppe kann das Grundbedürfnis nach sozialer Eingebundenheit spürbar gemacht werden.

Dies sind nur einige wenige Beispiele, wie das Training alternativ gestaltet und mit Höhepunkten durchsetzt werden kann. Auf den monotonen Alltag Ihres Kunden bezogen, ist es der Abwechslungsreichtum, der ihm ein Gefühl von Autonomie gibt. Sport ist keine Einbahnstrasse.

Fitnesstraining muss Spass machen und darf auf keinen Fall als unangenehmer Zwang wahrgenommen werden. Es gibt nicht den Plan für das Ziel. Trainingseinheiten sollten daher vielmehr nach Bedürfnissen ausgerichtet werde. Was während und nach den Einheiten empfunden wird und wie sich dies auf den Körper und Geist auswirkt, sollte stets ins Bewusstsein gerufen und im besten Fall dokumentiert werden.

Quellen:

Techniker Krankenkasse. (2016]-). Beweg Dich, Deutschland! TK-Bewegungsstudie. Hamburg: TK, Techniker Krankenkasse.

Ryan, R., Patrick, H., Deci, E., & Williams, G. (2008). Facilitating health behaviour change and its maintenance: Interventions based on Self-Determination Theory. The European Health Psychologist.

David Klinkhammer

David Klinkhammer ist mit seinem Hintergrund als Sportwissenschaftler (B.A.), Fitness- und Athletiktrainer sowie Ernährungsberater, Dozent an der Deutschen Sportakademie. Hier begeistert er die Studenten zu Themen wie Trainingsplanung- und Steuerung, Fitnesstraining in der Praxis, zielgruppenspezifische Trainingsplanung im Cardiotraining und Motivationstraining im Personal Training. Als leidenschaftlicher Sportler und selbstständiger Fitnesstrainer bietet er Bootcamps und Athletik-Trainings in Köln an. Abschalten kann er am besten beim Kochen, bei dem er seine kulinarische Inspiration überwiegend von den vielen Reisen durch Europa und Asien hernimmt.

www.deutschesportakademie.de/personal-trainer