Fitnessmythen und deren Realitätsgehalt
28. März 2019
BranchenTag, Samstag, 18. Mai 2019 Kursaal Bern
28. März 2019

SFGV Branchenreport 2018: Ich hatte einen Traum!

Von Roger Gestach

Und zwar hatte ich den Traum, dass zum Zeitpunkt meiner Pensionierung, jeder Fitnesstrainer einen so guten Lohn erhält, dass er damit eine Familie ernähren kann.

Ich habe immer wieder betont, dass Fitnesstraining eigentlich 2‘000 CHF im Jahr kosten sollte. Dann wäre unsere Branche nämlich in der Lage, anständige Löhne zu bezahlen! Und auch die Unternehmen würden gute Gewinne erzielen.

Eigentlich ist es verrückt! Beispiel: Wenn eine Frau am Samstag ihren Wocheneinkauf erledigt, am gleichen Tag noch zum Coiffeur geht und sich zudem noch die Nägel im Kosmetikstudio machen lässt, dann hat sie an einem Samstag gleich viel Geld ausgegeben, wie man heute für ein ganzes Jahr Fitnesstraining beim Discounter bezahlt.

Wenn ich am Samstagabend in Luzern ausgehe und mir einen Longdrink bestelle, kostet mich das teilweise über 20 CHF pro Drink. Und wenn ich mich mit jungen Leuten unterhalte, ist es anscheinend normal, jeden Samstag mindestens 100 CHF für Alkohol auszugeben. Ein paar wenige Male ausgehen und ich gebe gleichviel Geld aus, wie für ein Jahr Fitnesstraining.

Hätte man vor fünf Jahren eine Umfrage mit Passanten in Luzern durchgeführt und die Leute gefragt, was ein Fitness-abo im Jahr ungefähr kostet, hätten die meisten Leute diese Frage mit rund 1‘000 CHF beantwortet. Würde man diese Frage heute stellen, würde der Preis wahrscheinlich nur noch bei 600 CHF liegen.

Am aktuellen Branchenreport des SFGV haben ausschliesslich Schweizer Einzelunternehmen teilgenommen, keine Ketten. Danach verzeichneten die Einzelunternehmen einen durchschnittlichen Jahresumsatz von rund 782‘500 CHF fürs Jahr 2018. Im Branchenreport 2015 waren es noch 912‘500 CHF! Das heisst, die Einzelunternehmen verloren 130‘000 CHF Umsatz pro Jahr in den letzten drei Jahren.

Ist der Discount nun schlecht? Nein. Jede Branche die erwachsen wird, hat einen Discount- und einen Premiumbereich. Nur müssen sich diese beiden Bereiche noch besser voneinander unterscheiden. Als junge Branche durchleben wir gerade jetzt diese Phase.

Ein grosser Fehler den Einzelstudios machen ist, generell die Preise zu senken wenn neue Mitbewerber in den Markt eintreten. Gleichzeitig aber immer noch alle Dienstleistungen wie vorher anzubieten. Preissenkungen alleine bringen Nichts, im Gegenteil! Sie führen in einen Teufelskreis.

Wenn Sie Preise senken, müssen Sie parallel dazu auch Ihre Leistungen senken, um Ihre Kosten zu minimieren. Ein Einzelstudio aber wird den Kampf bezüglich des Preises gegen die Discount-Ketten immer verlieren.

Viel eher sollten Sie sich die Frage stellen, ob Ihr Preismodell noch dem heutigen Zeitgeist entspricht. Eventuell sind die „all inklusive“ Zeiten vorbei. Vielleicht sollten Sie sich ein anderes Preismodell überlegen? Generell empfehle ich allen Einzelstudios, sich intensiv Gedanken über die Zukunft zu machen. Dazu kann der Sonderdruck in dieser Ausgabe mit den spannenden Artikeln von Andreas Bredenkamp behilflich sein.

Zudem sollten sie sich als Einzelstudio überlegen, wie sie sich zukünftig positionieren. Und hier liegt der SFGV sicher nicht falsch, wenn er seinen Centern empfiehlt, sich auf das Thema Gesundheit und auf ältere Leute zu konzentrieren. Denn hier ist noch viel Potenzial und Geld vorhanden.

Vielleicht wird dann trotz Discount irgendwann mein Traum wahr, dass jeder Fitnesstrainier einen anständigen Lohn erhält.