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Trainingserfolge messbar machen

Assessmentstrategien in Fitness- und Gesundheitseinrichtungen

Mittels differenzierter Diagnostik können Veränderungen der Körperzusammensetzung sowie Verbesserungen der körperlichen Leistungsfähigkeit festgestellt werden. Wie können diese allerdings in Fitness- und Gesundheitseinrichtungen messbar gemacht werden und welche adäquaten Assessments gibt es für unterschiedliche Zielgruppen?

Eine effiziente Trainingsgestaltung bei gleichzeitiger Verbes- serung der körperlichen Fitness sowie Gesundheit ist für viele Trainierende der ausschlaggebende Faktor dafür, ein Training in unterschiedlichen Arten von Fitness- und Gesundheitseinrichtungen wahrzunehmen. In den Centern kann eine umfangreiche Klientel betreut werden: Sowohl inaktiven Personen kann durch eine individuelle Trainingsgestaltung der Zugang zu sportlicher Betätigung ermöglicht als auch erfahrenen Freizeit- und Breitensportlern sowie Athleten ein intensives, abwechslungsreiches und personalisiertes Training geboten werden. Die Steigerung der Leistungsfähigkeit steht allerdings unabhängig der Zielgruppe im Fokus. Die Visualisierung des individuellen Trainingserfolges durch wiederkehrende Dia- gnostiken ist daher einer der Schlüsselfaktoren zur Motivation und zum Schaffen eines «Dabei-Bleiber-Motivs». Die «Eckda- ten der Schweizer Fitnesswirtschaft 2023» zeigen auf, dass mit einem Mitgliederzuwachs von 11,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresreport und somit einer absoluten Zahl von 1,16 Millionen Mitgliedern in Schweizer Fitnesseinrichtungen ein grosser Teil der Bevölkerung daran interessiert ist, die Gesundheit sowie die körperliche Leistungsfähigkeit dauerhaft zu verbessern und einen positiven Einfluss auf den eigenen Organismus zu nehmen (Swiss Active, 2023).

Wie können nun allerdings Veränderungen unterschiedlicher Parameter gemessen werden und welche Diagnostiken sind im Centerkontext anwendbar? Im Folgenden soll ein exemplarischer Überblick über kompatible und umsetzbare Assessments gegeben werden. Diese können sowohl in das bestehende Angebot einer Fitness- und Gesundheitseinrichtung integriert als auch den Trainierenden in Form einer zusätzlich buchbaren Option zur Verfügung gestellt werden. Der Vorteil hierbei ist eine Erweiterung des Dienstleistungsangebotes zur Generierung zusätzlicher Einnahmen bei gleichzeitigem Mehrwert durch eine umfangreiche Dar- und Bereitstellung von Gesundheitsdaten.

DIE VISUALISIERUNG DES TRAININGSERFOLGS DURCH UNTERSCHIEDLICHE ASSESSMENTS STEIGERT DIE MOTIVATION DER MITGLIEDER.

Diagnostik der Körperzusammensetzung

Eine Diagnostik der Körperzusammensetzung erfolgt in vielen Centern bereits anhand unterschiedlicher Geräte von verschiedenen Herstellern und hat sich als Massnahme zur Darstellung der körperlichen Veränderung bewährt. Bei standardisierter Anwendung bietet die sogenannte Bioelektrische Impedanzanalyse (BIA) eine detaillierte Abbildung von Faktoren wie absoluter Fettmasse, Muskelmasse sowie prozentualem Körperfettanteil und ermöglicht eine genaue Interpretation der körperlichen Veränderungen durch das Training. Die Aufnahme weiterer Parameter wie z. B. Umfangsmessungen zur Berechnung des Taille-Hüft-Quotienten oder des Taille-Grössen-Verhältnisses sowie eine Umfangsmessung der Extremitäten an dominanten Stellen zur Darstellung des Muskelwachstums liefert ergänzende Erkenntnisse zur Bewertung des Trainingserfolges. Ebenso kann mithilfe einer Kaliperzange über die Messung der Hautfaltendicke an unterschiedlichen Körperstellen der prozentuale Körperfettanteil berechnet werden, wodurch mit niedrigem materiellem Aufwand eine spezifische und fundierte Messung des Körperfettgehaltes ermöglicht wird. Die Wahl der Diagnostik hängt hier sowohl von den Anwendern als auch von der technischen Ausstattung des Betriebes ab. Eine korrekte Anwendung der Messmethoden (z. B. Standardisierung der BIA- und Kalipermessung) ist erforderlich, um die Vergleichbarkeit der Messdaten zu gewährleisten, was als Grundlage dafür dient, den Kundinnen und Kunden ihren individuellen Trainingserfolg zu visualisieren und somit ihre Motivation für das Training zu steigern.

Diagnostik der Kraftfähigkeiten

Diagnostiken der Maximalkraft sind im Kontext von zahl- reichen Studien, z. B. nach einer Trainingsintervention mit Ganzkörper-Elektromyostimulation (GK-EMS) zum Einsatz gekommen, was eine beliebte Trainingsform in Mikro- und Boutique-Studios darstellt und in 13,9 Prozent der Center in der Schweiz angeboten wird. Für unterschiedliche Muskelgruppen der oberen sowie unteren Extremitäten konnten hier deutliche Leistungssteigerungen festgestellt werden (Pano-Rodriguez, Beltran-Garrido, Hernández-González & Reverter-Masia, 2019). Die Diagnostik der maximalen Kraftfähigkeit ist allerdings immer mit einem hohen gerätetechnischen Aufwand verbunden, was sowohl aus finanziellen als auch aus logistischen Gründen in vielen Betrieben nicht umsetzbar ist. Deshalb sollte bei der Diagnostik von Kraftfähigkeiten im Centerkontext auf einfache Krafttests zurückgegriffen werden.

Im Fokus der Kunden steht die Verbesserung der eigenen Leistungsfähigkeit und somit der intraindividuelle Vergleich der durchgeführten Diagnostiken vor und nach der Trainingsphase. Deshalb sind z. B. die Messung der Dauer eines Unterarmstützes, die Anzahl an Liegestützen oder an Sit-ups bereits gute Möglichkeiten, um den individuellen Trainingserfolg zu visualisieren. In Form des isometrischen Krafttests nach McGill (Esfahani, Rezaeian & Dommerholt, 2019) oder dem Kraftausdauertest nach Spring et al. (1997) kann eine Erweiterung der diagnostischen Möglichkeiten erfolgen. Diese setzen sich aus unterschiedlichen, einfach umzusetzenden Übungen zusammen und ermöglichen den Vergleich der eigenen Leistungsfähigkeit anhand von bestehenden Normwerten. Hierdurch können den Kunden nicht nur die intraindividuellen Leistungsverbesserungen, sondern auch interindividuelle Vergleiche ihrer Leistungsfähigkeit geboten werden.

Diagnostik unspezifischer Rückenschmerzen

Rückenschmerzen stellen ein weit verbreitetes Gesundheitsproblem dar und gelten heute als Volkskrankheit – damit einher gehen volkswirtschaftliche Kosten in Milliardenhöhe. Gemäss dem Rückenreport der Schweiz 2022 hatten 88 Prozent der Bevölkerung bereits einmal in ihrem Leben Rückenschmerzen, wobei 67 Prozent der befragten Personen mehrmals im Jahr mit Rückenschmerzen konfrontiert werden. Hiervon haben des Weiteren 22 Prozent monatliche Rückenbeschweren, 17 Prozent leiden wöchentlich daran. Die Auslöser scheinen aus Sicht der Betroffenen Muskelverspannungen (57 %), körperliche Überlastung (38 %), falsche Bewegung (37 %) sowie Stress, Sorgen und Probleme (33 %) zu sein (Mueller, 2021). Die Linderung von Rückenschmerzen ist somit ein essenzieller Teil der Gesunderhaltung und spielt gerade in der breiten Bevölkerung aufgrund des oftmals inaktiven Lebensstils eine wichtige Rolle.

Die Visuelle Analogskala (VAS) bietet eine Möglichkeit, die aktuelle Intensität von Rückenschmerzen festzustellen und ist ein – unabhängig von der maximalen muskulären Leistungsfähigkeit – verlässlicher Parameter zum Aufzeigen des Trainingserfolges: Eine zehn Zentimeter lange Linie ist auf der linken Seite durch eine Null (kein Schmerz) und auf der rechten Seite durch eine Zehn (maximaler Schmerz) begrenzt. Es wird an der Stelle eine Markierung gesetzt, an der die Person ihre Rückenschmerzen der letzten 24 Stunden bzw. sieben Tage einordnet. Nach Ablauf eines gewissen Zeitraums, in dem die Trainingsintervention stattgefunden hat, wird die Abfrage über die Skala erneut vorgenommen. In der Folgediagnostik kann somit durch einfache Mittel eine Veränderung der subjektiv wahrgenommenen Rückenschmerzen visualisiert werden. So kann das Center den Kundinnen und Kunden ihren Trainingserfolg aufzeigen und unabhängig von kostenintensiven Diagnostiken den Mehrwert des Trainings abbilden (Berger, Ludwig, Becker, Kemmler & Fröhlich, 2020).

Fazit

Sowohl die Trainingsinhalte als auch die diagnostischen Verfahren müssen zielgruppenspezifisch angepasst werden, um potenzielle Leistungssteigerungen und Veränderungen unterschiedlicher Parameter überprüfen zu können und den Kundinnen und Kunden die Veränderung der körperlichen Leistungsfähigkeit darzustellen. Im Centerkontext sollte demnach zur Dokumentation der Leistungsentwicklung, zur Steigerung der Motivation (durch Aufzeigen der individuellen Verbesserungen) sowie zur Absicherung der Trainierenden eine adäquate Auswahl diagnostischer Möglichkeiten bestehen, um eine individuelle Betreuung zu gewährleisten. Aus ökonomischer Sicht kann das Zusatzangebot ausserdem eine Erweiterung des betriebseigenen Dienstleistungsportfolios darstellen. So bietet die Diagnostik nicht nur einen finanziellen Mehrwert, sondern stellt auch durch die Erweiterung des eigenen Kompetenzbereiches eine Abgrenzung zu anderen Mitbewerbern dar, was gerade in Ballungsgebieten im Hinblick auf die daraus resultierende branchenbezogene Konkurrenz einen Marktvorteil bedeuten kann.

Dr. Joshua Berger

Dr. Joshua Berger arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Dozent im Fachbereich Fitness/ Individualtraining an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) und als Referent an der BSA-Akademie. Seit 2017 ist er Mitglied im EMS-Fachkreis, der sich mit aktuellen Themen rund um EMS-Training sowie mit praktischen Leitlinien für den konventionellen Gebrauch befasst.

www.dhfpg-bsa.com

Auszug aus der Literaturliste

Esfahani, N., Rezaeian, Z. & Dommerholt, J. (2019). The number of repetitions of the McGill tests to reliably determine core muscle endurance in subjects with and without chronic nonspecific low back pain: A cross sectional study. Medical Science, 23 (98), 452–461.

Mueller, A. (2021). Rückenreport 2020. Wahrnehmung von und Umgang mit Rückenschmerzen. Schweizerische Ärztezeitung, 102 (04), 118–120. https://doi.org/10.4414/ saez.2021.19449

Swiss Active. (2023). Eckdaten der Schweizer Fitnesswirtschaft 2023. Zürich: Swiss Active.

Für eine vollständige Literaturliste kontaktieren Sie bitte info@fitness-tribune.com.

Dienstag, 30. Januar 2024