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Wachstumsmarkt EMS

Chancen, Potenziale und Herausforderungen

Ganzkörper-Elektromyostimulationstraining wird immer beliebter und bietet für Fitnesscenter zahlreiche Einsatzfelder und Möglichkeiten. Welche Chancen, Potenziale und Herausforderungen der wachsende EMS-Markt für Betreiber und Existenzgründer bietet, wird im folgenden Artikel dargelegt.

Aktuelle Studienergebnisse (Berger, Fröhlich & Kemmler, 2022; Kemmler, Fröhlich & Eifler, 2022) belegen, dass immer mehr Trainierende Ganzkörper-Elektromyostimulations- Trainingsangebote (Ganzkörper-Elektromyostimulation kurz GK-EMS oder englisch auch WB-EMS) nutzen und damit für die Branche zahlreiche Chancen und Potenziale, aber auch wachsende Herausforderungen einhergehen.

Nachhaltiger Wachstumsmarkt mit Zukunftspotenzial

Der EMS-Markt hat sich in den letzten Jahren rasant entwi- ckelt und konnte trotz der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Schwierigkeiten weiter wachsen (Tetzlaff, 2021). Ein Blick auf die «Eckdaten der deutschen Fitnesswirtschaft 2023» (DSSV, 2023) zeigt, dass im benachbarten Deutschland immer mehr Fitness- und Gesundheitscenter EMS-Training anbieten und die Zahl der Anlagen sowie der Trainierenden weiter zunimmt. Laut der Branchenstudie haben 26,6 Prozent der befragten Betriebe EMS-Training als festen Bestandteil in ihr Leistungsportfolio aufgenommen. Mit 64,2 Prozent bieten im Mikrosegment sogar deutlich mehr als die Hälfte aller Anlagen entsprechende Angebote an. Der Anteil der reinen EMS-Anlagen betrug Ende 2022 bereits 15,7 Prozent des Gesamtmarkts und machte einen wesentlichen Teil des Mikrosegments aus – Tendenz steigend. Eine solche Entwicklung ist für die Schweiz ebenfalls zu erwarten.

Die stetig steigende Nachfrage seitens der Kunden, die zunehmende Professionalisierung und der starke Wettbewerb in diesem spezifischen Marktsegment sind klare Indizien dafür, dass sich das GK-EMS-Training längst vom innovativen Trend zum beliebten Centerangebot entwickelt und im Markt nachhaltig etabliert hat. Dieser positive Wachstumstrend ist auf unterschiedliche Faktoren zurückzuführen, die im Folgenden genauer erläutert werden.

Flexible Lösungen für unterschiedliche Bedürfnisse

Egal ob als eigenständiges Mikrocenter oder als Shop-in- Shop-Konzept – die innovative EMS-Technologie ist dank ihres breiten Leistungsspektrums vielseitig, flexibel einsetzbar und bietet dadurch in der Praxis zahlreiche Vorteile. Aufgrund sei- ner Zeiteffizienz und seiner hohen Individualisierbarkeit stellt das GK-EMS-Training für unterschiedliche Zielgruppen und deren Bedürfnisse eine optimale und effektive Trainingsform dar, die sowohl im Fitness- als auch im Therapie-, Gesundheits- und Präventionssektor eingesetzt werden kann (Berger, 2021). Gerade weil das EMS-Training – abgesehen von den geltenden Kontraindikationen (Kemmler et al., 2019) – prinzipiell keine Personengruppe ausschliesst und einen niedrigschwel- ligen Zugang zum Training ermöglicht, ist die Trainingsform für Centerbetreiber so interessant. Durch einen maximalen Betreuungsschlüssel von eins zu zwei kann auf individuelle Kundenbedürfnisse zielgerichtet eingegangen und ein sicheres, zeiteffizientes und effektives EMS-Training gewährleistet werden. Dadurch können Trainierende bei ihren individuellen Trainingszielen, wie beispielsweise Muskelaufbau, Gewichtsreduktion, Prävention oder verbesserte Fitness, bestmöglich unterstützt und so gleichzeitig die Kundenbindung intensiviert werden (Rodrigues-Santana et al., 2022).

Attraktive Zielgruppen mit grossem Umsatzpotenzial

EMS-Kunden sind bereit, für eine persönliche Trainingsbetreuung und die entsprechende Dienstleistung auch einen vergleichsweise höheren Mitgliedsbeitrag zu bezahlen (DSSV, 2023). Gerade deshalb ist diese wachsende Kundengruppe auch aus finanzieller Sicht äusserst interessant und lukrativ. Im Vergleich zu «klassischen» Fitnessangeboten lassen sich dadurch deutlich höhere Umsätze pro Mitglied erzielen und die Gewinnschwelle (Break-even-Point) kann durch gezielte Marketingmassnahmen mit weniger Mitgliedern schneller erreicht werden. Ergänzende Angebote wie eine professionelle Ernährungsberatung, eine umfassende Leistungsdiagnostik oder Ähnliches können weitere zusätzliche Umsätze generieren und die Kundinnen und Kunden bei ihrer Trainingszielerreichung noch besser unterstützen.

Erfolgsfaktor Kundennähe

Ein weiterer zentraler Erfolgsfaktor des EMS-Konzepts ist die Nähe und der intensive persönliche Kontakt zum Kunden. Marktforschungsergebnisse der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) (Kobel, Preuschoff & Schmidt, 2020) sowie eine Umfrage der Branchenplattform EMS-TRAINING.de (2017) verdeutlichen, dass die Kundenzufriedenheit und Weiterempfehlungsbereitschaft von EMS-Trainierenden sehr hoch ist. Aufgrund des Betreuungskonzepts haben EMS-Center also zahlreiche «Trümpfe in der Hand», die sie zur langfristigen Mitgliederbindung und Neukundengewinnung effektiv einsetzen können.

Vorteile im Rahmen des Centermanagements

Des Weiteren bringt das EMS-Geschäftsmodell auch aus organisatorischer und arbeitstechnischer Sicht Vorteile mit sich. Durch die Vergabe von fixen Trainingsterminen haben Center deutlich mehr Planungssicherheit und einen besseren Überblick. So lassen sich u. a. der Personaleinsatz, die Centerauslastung sowie diverse interne Prozesse deutlich effizienter organisieren – auch der Trainer bzw. die Trainerin kann sich so voll und ganz auf den jeweiligen Kunden und seine Bedürfnisse konzentrieren. Durch die verhältnismässig kurzen Trainingszeiten von ca. 20 bis 30 Minuten lassen sich pro Tag viele Einheiten realisieren und Termine flexibel vergeben. Dadurch kann bei der Planung auf Kundenwünsche und bevorzugte Zeitfenster individuell eingegangen werden.

Sehr gute Chancen für Existenzgründer

Neben den bereits genannten Vorteilen bietet der EMS-Markt mit seinen branchenspezifischen Besonderheiten vor allem auch für Existenzgründer zahlreiche Chancen und Perspektiven im Hinblick auf die Selbstständigkeit (Clemann, Ney & Schmidt, 2018). Das Investitionsvolumen sowie der Flächen- und der Personalbedarf eines EMS-Centers sind deutlich niedriger als bei «klassischen» Fitness- und Gesundheitsanlagen. Angesichts steigender Zins-, Energie- und Mietkosten sind das relevante Punkte, die für eine erfolgreiche Existenzgründung wichtig sind. Des Weiteren bieten etablierte Franchise- und Lizenzsysteme Gründungsinteressierten verschiedene Konzepte vom Shop-in-Shop-System bis hin zur schlüsselfertigen Anlage. Die Franchisenehmer profitieren dabei von der grossen Erfahrung, dem Netzwerk und den umfassenden Schulungs- und Unterstützungspaketen des jeweiligen Anbieters und können so zeit- und ressourceneffizient im EMS-Segment erfolgreich Fuss fassen. Wer eher ein individuelleres Konzept oder einen ergänzen- den EMS-Bereich im eigenen Center umsetzen möchte, kann im Markt aus einer Vielzahl von Geräteherstellern/Partnern wählen und sich so auf den eigenen Bedarf angepasste Lösungspakete zusammenstellen.

Mitarbeiterqualifikation als zentraler Baustein

Eine erfolgreiche Positionierung geht immer Hand in Hand mit einer professionellen Qualifikation und Weiterbildung. Für ein sicheres GK-EMS-Training und den langfristigen Geschäftserfolg sind qualifiziertes, speziell geschultes EMS-Personal sowie hohe Betreuungs- und Qualitätsstandards unverzichtbar (Kemmler, Fröhlich & Eifler, 2021). Das bestätigen u. a. auch Umfrageergebnisse von EMS-TRAINING.de (2017), wonach «Kompetente Trainer mit Fachwissen» für 89 Prozent der Befragten mit deutlichem Abstand vor Faktoren wie «Gute Terminvereinbarkeit» (67,6 %), «Ambiente mit Wohlfühlfaktor» (57,6 %) und «Regelmässige Körperanalyse» (54,8 %) als wichtigstes «Must-have» genannt wurde, das Anlagen bieten sollten. Umso wichtiger ist es, dass professionelle EMS-Anbieter ihre Mitarbeitenden entsprechend qualifizieren, regelmässig weiterbilden und die eigenen Angebote/Dienstleistungen an aktuellen Leitlinien und Expertenempfehlungen ausrichten.

Hohe Branchenstandards sichern Professionalisierung

Die EMS-Technik gehört aus Expertensicht nur in professionelle Hände und sollte keine unbeaufsichtigte Anwendung im privaten Heimtrainingsbereich finden (Berger & Fröhlich, 2022). Unlängst wurden in diesem Zusammenhang neue internationale Leitlinien veröffentlicht. Das Positionspapier von Kemmler et al. (2023) liefert wertvolle Orientierung und umfasst alle relevanten Sicherheitsaspekte von der richtigen Vorbereitung, über die zielführende GK-EMS-Anwendung bis hin zur professionellen Nachbereitung (Regenerationszeiten etc.). Besonderes Augenmerk wurde auf die obligatorische Trainerqualifikation, eine individuelle Anamnese unter Berücksichtigung von Kontraindikationen und eine konsequente engmaschige Trainingsüberwachung mit einem maximalen Betreuungsschlüssel von eins zu zwei gelegt.

Fazit

Insgesamt lässt sich festhalten, dass die EMS-Branche ein dynamischer und wachsender Markt ist, der Centerbetreibern und Existenzgründern zahlreiche Chancen und Zukunftsperspektiven bietet. Mithilfe qualifizierter Mitarbeiter können EMS-Anbieter ihre Angebote professionell, kundennah und sicher aufstellen und so von den zahlreichen Vorteilen und Wachstumspotenzialen langfristig bestmöglich profitieren.

Dr. Joshua Berger

Dr. Joshua Berger arbeitet als wissenschaftlicher Mitarbeiter und Dozent im Fachbereich Fitness/ Individualtraining an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) und als Referent an der BSA-Akademie. Seit 2017 ist er Mitglied im EMS-Fachkreis, der sich mit aktuellen Themen rund um EMS-Training sowie mit praktischen Leitlinien für den konventionellen Gebrauch befasst. www.dhfpg-bsa.de

Florian Schmidt

Florian Schmidt absolvierte nach einem Hotelmanagement-Studium und mehreren Jahren Berufserfahrung in der internationalen Hotellerie zusätzlich ein Bachelor- und Master-Studium in Sportwissenschaft (Schwerpunkte Leistungs- und Gesundheitssport). Er ist als Dozent und Wissenschaftsredakteur für die Deutsche Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) und die BSA-Akademie tätig. www.dhfpg-bsa.de

Auszug aus der Literaturliste

Berger, J., Fröhlich, M. & Kemmler, W. (2022). WB-EMS Market Development – Perspectives and Threats. Int. J. Environ. Res. Public Health, 19 (21), 14211. Clemann, T., Ney, L. & Schmidt, F. (2018). Erfolgreiche Existenzgründung in der EMS-Branche. newsystEMS (Spezialsaugabe 2018); 26–30.

Kemmler, W., Fröhlich, M., Ludwig, O., Eifler, C., von Stengel, S., Willert, S. et al. (2023). Position statement and updated international guideline for safe and effective whole-body electromyostimulation training – the need for common sense in WB-EMS application. Front. Physiol. 14:1174103.

Rodrigues-Santana, L., Louro, H.,Denche-Zamorano, A., Vega-Muñoz, A., Contreras-Barraza, N. & Adsuar, J. C. (2022). Profile of Whole Body Electromyostimulation Training Users – A Pilot Study. International Journal of Environmental Research and Public Health, 19 (8), 4711.

Für eine vollständige Literaturliste kontaktieren Sie bitte info@fitness-tribune.com.

Donnerstag, 28. September 2023