Gescheiter scheitern – durch Rückschläge zum Erfolg

Ob Beruf, Privatleben oder im Sport. Jeder Mensch scheitert im Leben immer wieder. Es ist nur clever, wenn wir vom Leben FehlSCHLÄGE erwarten. Warum? Weil es der Topografie des Lebens entspricht. Das Scheitern ist für alle im Leben ein häufiger Begleiter, und mitunter sehr hilfreich.

Auch ein Superstar wie der ehemalige Basketballer Michael Jordan kannte das Scheitern nur allzu gut (siehe Zitat von ihm auf dieser Seite). Wer das Scheitern abschaffen will, der möchte das Leben abschaffen. Im Leben geht es nur darum, WIE (und nicht ob) wir scheitern. Ein Beispiel:

Nehmen wir an, ein Fitnesscenter sucht einen Centerleiter. Das ist Ihre Chance. Die Stelle verspricht mehr Geld, mehr Reputation und neue Erfahrungen. Sie bewerben sich und die Gespräche laufen gut. Sie erfahren, dass noch eine andere Person mit Ihnen im Rennen ist. Sie kennen diese Person und rechnen sich deswegen gute Chancen aus. Der Tag der Entscheidung ist da und siehe da – die andere Person erhält den Vorzug. Ein herber Dämpfer für Sie.

„Ich habe in meiner Karriere mehr als 9000 Schüsse verschossen. Ich habe fast 300 Spiele verloren. 26 Mal hat man mir zugetraut, das Spiel zu gewinnen, und ich habe es nicht geschafft. Ich habe in meinem Leben immer und immer wieder versagt. Und genau deshalb bin ich erfolgreich.“ Michael Jordan

Jetzt haben Sie diverse Möglichkeiten (wählen Sie eine für sich aus):

  • Sie explodieren vor Wut und verfluchen die „Idioten, die die falsche Wahl getroffen haben“. Sie sind vom Leben beleidigt und fühlen sich als Opfer.
  • Sie „verprügeln“ sich gedanklich selbst. Destruktive Sätze wie „Ich bin nicht gut genug“ oder „Ich verdiene den Erfolg nicht“ tauchen als „Geschnatter im Kopf“ auf. Die „ätzende Säure“ der Selbstzweifel „zerfasert“ Ihr Selbstvertrauen.
  • Sie nehmen die bittere Entscheidung gefasst auf. Sie wissen, dass Sie alles, wofür Sie zu 100 Prozent verantwortlich sind, getan haben (überzeugendes Bewerbungsschreiben, sorgfältige Vorbereitung auf das Bewerbungsgespräch usw.). Alles andere stand dann nicht mehr in Ihrer Macht. Sie gaben Ihr Bestes und nun bestimmen eben andere. Wenn Sie sich als Mann zum Beispiel auf eine Position bewerben, die Entscheidungsträger den Posten aber lieber mit einer genauso qualifizierten Frau besetzen wollen, dann wissen Sie, dass das keine Diskriminierung ist, sondern eine rein unternehmensbezogene Wahl.

Es wird im Leben immer Dinge geben, die wir gern hätten, aber anders sind. Eine solche Spannung auszuhalten, ist ein Merkmal eines reifen Erwachsenen und ein Zeichen von mentaler Gesundheit. Wie wir mit Enttäuschungen oder Niederlagen umgehen, wird unser Leben produktiv oder destruktiv einfärben. Diese Wahl steht uns allen offen. Umso besser ist es, wenn wir uns dieser Wahl bewusst sind.

Als Sportlerin und Sportler kann man eigentlich nur gewinnen. Den Wettkampf oder an Erfahrung. Nur bei oberflächlichem Denken erscheinen Niederlagen ruinös. Niederlagen, so brutal sie auch manchmal sind, können uns wertvolle Erkenntnisse liefern – wenn wir dazu bereit sind.

Jeder, der Krafttraining betreibt, der weiss, dass er seine Muskeln schwächen muss, um stärkere zu erhalten. Dieses Prinzip greift auch im Leben. Nicht nur der Muskel, sondern der Mensch kann am Widerstand wachsen. „Stolpern fördert“, bemerkte einst Goethe. Und kein Boxer würde es zu etwas bringen, wenn er keine Nehmerqualitäten hätte. Und so wie es eine posttraumatische Störung gibt, so gibt es – vielmehr, als man glaubt – posttraumatisches Wachstum.

Roger Federer gewann in seiner Karriere fast 80 Prozent seiner Partien. Raten Sie mal, wie viele Punkte er in den Spielen in Prozent gewann: 54, 65, 79, 84

Die Antwort: Federer hat nur 54 Prozent seiner Punkte gewonnen. Auch ein Top-Ten-Spieler verliert fast jeden zweiten Punkt. Wenn Roger Federer seinen Ärger, Frust oder seine Wut nicht in den Griff bekommen hätte, dann wäre seine wuchtige Glanzkarriere unmöglich gewesen. Geben Sie auf YouTube „Federer, Stanford University“ ein und Sie können seiner wertvollen Rede lauschen.

Nochmals, weil es so wichtig ist: Niederlagen begleiten uns ein Leben lang: Das gilt auch im Privatleben. Wer sich in seinem Freundeskreis umsieht, der erkennt rasch, dass Liebesbeziehungen oft eine Kette von Scheitern sind. Fast alle standen mindestens schon einmal vor einem Scherbenhaufen einer kaputten Beziehung, die einmal die ganze Welt bedeutete. In der Liebe zu scheitern, ist aber nichts Ungewöhnliches, wenn man darüber etwas tiefer nachdenkt. Erstens ist eine Liebesbeziehung ein fragiles Konstrukt. Um ein Liebespaar zu werden, braucht es zwei Personen. Um die Beziehung aber zu beenden, genügt es bereits, wenn eine Person nicht mehr möchte. Zweitens: Beziehungen bzw. Ehen leiden oft unter der Last der hohen Ideale, die ihr aufgebürdet werden. Deswegen sind sie für viele oft vor allem eines: eine Überforderung.

Veränderungen und auch das Loslassen von Ansprüchen tun häufig weh. Sie können sich Folgendes fragen: Wie gehe ich damit um, dass ich vielleicht nicht so schön, so muskulös, so dünn, so erfolgreich, so reich oder nicht mehr so jung bin, wie ich gern wäre? Es lohnt sich über die eigenen Antworten nachzudenken. In meinen Teenagerjahren sagte mir meine Oma einst: „Ein Mensch, der nicht gelitten hat, was weiss der schon?“ Damals, als noch blinde Naivität in meinen „Adern pochte“, verstand ich den Satz nicht.

Im Sport, im Job oder im Privatleben: Wir tun für uns das Beste, wenn wir unser Bestes geben. Mit Würde zu gewinnen und mit Würde zu verlieren – das ist ehrenvoll. Und Ehre ist etwas, die uns (zum Glück) niemand geben, aber auch niemand nehmen kann. Ausser wir lassen es zu. Jemand, der in der eigenen Selbstabwertung „hochtalentiert“ ist, wird diesen Gedanken leider nicht verstehen. Gehören Sie nicht dazu.

Fazit

Jeder Mensch scheitert immer mal wieder und sammelt im Leben Niederlagen. Sie gehören zum Leben. Auch das Fallenlassen von Ansprüchen an sich selbst, an andere und vielleicht auch an das Leben gehört für die eigene Entwicklung dazu. Wer die „kalten Duschen“ des Lebens clever analysiert, der kann gescheiter scheitern. So wie man Muskeln schwächen muss, damit sie stärker werden, so gilt das im Leben. Der Mensch wächst oft am Widerstand.

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Eric-Pi Zürcher

Über den Autor
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Eric-Pi Zürcher

Der eidg. diplomierte Fitness-Instruktor und Swiss-Olympic-Konditionstrainer hat bereits als Trainer, Cheftrainer und Centerleiter in diversen Betrieben rund um Bern gearbeitet. Auch als Personal Trainer war er jahrelang selbstständig. Seit über 12 Jahren ist er hauptamtlich als Fitnesstrainer für den FC Thun tätig. pierzuercher@gmail.com
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