Les Mills und der besondere Standort Schweiz

Gruppenfitness – Potenziale. Programme. Power.

Fabian Marco Graf gab uns einen Einblick in die Welt der Gruppenfitnesskurse – vom «Hausfrauenkurs»-Teilnehmer zum National Trainer von Les Mills – eine Story, die nur das Leben selbst schreiben kann. Für uns öffnete sich ein Fenster zu dem gar nicht so harmlosen BODYPUMP sowie zum Gruppenfitnesskosmos.

FITNESS TRIBUNE: Lieber Fabian, wie hat sich Les Mills in der Schweiz entwickelt?

Fabian Marco Graf: Ich selbst bin ja auch erst seit sechs Jahren dabei, davor war ich aber schon länger Kursleiter/Instruktor. Die Entwicklung von Les Mills ist eng verknüpft mit dem Lifestyle, den es momentan gibt. Ich glaube, es gibt derzeit in der Schweiz kaum ein Studio, welches nicht einen Kurs von uns anbietet. Das unterstreicht auch, dass es für die Center zentral ist, entsprechende Gruppenfitnessangebote vorzuhalten. Die Entwicklung von Les Mills in der Schweiz ist auch deshalb definitiv positiv zu bewerten. Gerade durch Social Media sind wir in den letzten Jahren nochmals mehr gewachsen. Momentan haben rund 260 Standorte entsprechende Lizenzen. Da manche Center ihre Gruppenfitnessangebote im Winter entsprechend ausbauen, werden es dann sogar noch mehr. Auch die Zahl derjenigen, die eine Ausbildung im Bereich Les Mills absolvieren oder eine zweite draufsatteln, ist in den letzten beiden Jahren deutlich gestiegen.

Was, würdest du sagen, ist der beliebteste Kurs und damit auch eine gute Option für Studios, die überlegen, noch mehr Gruppenfitness anzubieten?

Definitiv BODYPUMP. Damit bin ich damals ja selbst gestar-tet und muss sagen, das ist gar nicht so lächerlich, wie ich als Profisportler anfangs dachte (lacht). Nachdem ich mich entschied, meine angestrebte Profisportkarriere an den Nagel zu hängen, überlegte ich, was ich stattdessen tun wollte. In dem Fitnesscenter, in dem ich trainierte, gab es mittwochs morgens immer einen «Hausfrauen»-BODYPUMP-Kurs. Nachdem ich mehrfach gefragt wurde, nahm ich schliesslich teil und merkte, dass es gar nicht so easy war. Mein Ehrgeiz war geweckt und nach und nach lernte ich nicht nur Gruppenfit-ness kennen, sondern auch die SAFS sowie die vielfältige Kurspalette von Les Mills. Deshalb kann ich sagen, auch Spitzensportler können gerade im Winter gut auf Gruppenfitnesskurse ausweichen, einfach um mal anders zu trainieren. Und ganz wichtig ist, dass jeder Instruktor das gesamte Niveau im Blick behalten sollte. Es muss eine 20-Jährige, die recht sportlich ist, genauso klarkommen, wie die 70-jährige Rentnerin. Natürlich ist Gruppenfitness kein Personal Training, aber man kann durchaus die Teilnehmenden kontrollieren, unterstützen und entsprechende Varianten je nach Leistungsniveau anbieten. Genau das macht die Arbeit als Instruktor auch aus.

Wie sind so die Trends und generellen Vorteile im Gruppen-fitnessbereich? Was beobachtest du?

Nachdem früher hauptsächlich Frauen an den Kursen teilnahmen, beobachte ich, wie auch zunehmend mehr Männer im Bereich Gruppenfitness trainieren. Ausserdem ist es auch für die jüngere Generation ein attraktives Angebot, da für sie der Sozialgedanke einen zusätzlichen Ausschlag gibt. Ein Vorteil von Gruppenfitness bleibt aber konstant: Man hat einen festen Termin in der Woche, den man auch eher wahrnimmt. Geht man dann noch mit einem Freund oder einer Freundin hin, wird die Hemmschwelle des Absagens nochmals höher. Was mich persönlich noch begeistert, ist die «friendly competition», in der Gruppe holt man einfach mehr aus sich selbst heraus. Für neue Instruktoren bietet unser Angebot auch einen grossen Vorteil: Sie wissen, dass die Kursstunden von Les Mills funktionieren, sie bekommen alles an die Hand und haben ein bewährtes Programm. Davon profitieren sowohl sie selbst, aber natürlich auch die Kursbesucher. Um die geht es ja letztlich, um die Vision des fitteren Planeten umzusetzen. Gleichzeitig ist es für die Center natürlich eine unglaubliche Möglichkeit zur Kundenbindung und dadurch auch ein relevanter Umsatzaspekt.

Wie kann man sich denn die Zusammenarbeit zwischen der SAFS und Les Mills hinsichtlich der Ausbildung vorstellen?

Da die Kurse natürlich nur von ausgebildeten Instruktorinnen und Instruktoren angeboten werden können, nutzen wir die Möglichkeit, an den Ausbildungstagen in der SAFS auch zu werben, dass ein neues Studio aufmacht. Zudem arbeiten viele Instruktoren ohnehin stundenweise und können sich dann direkt mit dem entsprechenden Center connecten. Denn ohne Instruktoren bringt einem die Lizenz, die man lösen muss, natürlich nichts. Mit der Lizenz erwirbt man die Choreografien und die dazugehörige Musik. Ein weiterer Punkt ist zusätzliches Equipment, was aber durchaus kombinierbar ist, also für mehrere Angebote genutzt werden kann.

Die Ausbildung der Instruktoren erfolgt entsprechend für die Schweiz beim Bildungspartner SAFS und auch hier gibt es wieder eine Besonderheit: Denn bei uns ist immer eine «Gruppenfitness Grundlagen»-Ausbildung vorgeschaltet, das ist meines Wissens sogar weltweit einzigartig. Dadurch ist es für uns National Trainer natürlich auch vorteilhaft, wir können beispielsweise bei BODYPUMP oder GRIT direkt starten und Grundkenntnisse voraussetzen. Denn diese lernen die Teil-nehmenden mit der fünftägigen Gruppenfitnessausbildung.

An dem zusätzlichen Wochenende in der SAFS für die Les Mills-Ausbildung werden alle angehenden Instruktoren versammelt, um allgemeine Dinge gemeinsam zu lernen und erst im Anschluss dem jeweiligen Fachdozenten für das spezielle Programm zugeordnet. So können wir sicherstellen, sollte ein Kurs nicht so gut laufen und es wenige Anmeldungen geben, dass die Ausbildung für die Instruktoren trotzdem stattfinden kann. Denn ohne Instruktoren verwehren wir dem Kurs die Chance «anzulaufen». Wir durchbrechen so diesen Kreislauf und sorgen gleichzeitig für eine fundierte Ausbildung der Les Mills-Instruktoren beim Bildungspartner SAFS.

Wie sieht es mit der Zukunft von Les Mills aus?

Momentan durchlaufen wir eine Umstrukturierung und planen auch eine stärkere Zusammenarbeit mit Les Mills Germany [Anm. d. Red.: Österreich gehört dazu], um auch entsprechende Synergien zu nutzen. Gleichzeitig werden wir uns unsere Freiheiten aber beibehalten, da wir – anders als in Deutschland – als Independent Country selbst entscheiden können, welche Programme wir auswählen und welche eben nicht. Die Anbindung an das Headquarter in Neuseeland ist tatsächlich trotz der geografischen Entfernung auch gut. Wir haben einmal monatlich Meetings mit den Standorten aus der ganzen Welt. Hinzu kommen Meetings mit den anderen Independent Ländern und wir haben natürlich noch fixe Termine mit Les Mills Germany. Dadurch ist man immer up to date – muss aber auch aktiv dem Netzwerk beitreten. Bei der momentanen Umstrukturierung wollen wir uns in der Schweiz dennoch Besonderheiten beibehalten. In Deutschland sind die Funktionen der Trainer und Presenter getrennt, während sie bei uns in einer Person vereint werden. Und ich selbst Vereine zudem noch quasi die Verbindungsstelle zwischen Les Mills International und der Schweiz.

Was begeistert dich persönlich an Les Mills, aber auch allgemein an Gruppenfitness?

Ich bin noch nie unglücklich aus einer Kursstunde herausgegangen. Es begeistert mich, mit wie wenig man Menschen bewegen und eben auch in Bewegung bringen kann. Mich macht mein Job einfach glücklich.

Über den Interviewpartner
Fabian Marco Graf (33) ist National Trainer bei Les Mills Schweiz und hat darüber hinaus die Rolle der Verbindungsstelle zwischen Les Mills International und eben seinem Heimatland inne.
Der frühere Rennradjuniorenprofi kam selbst über einen Gruppenfitnesskurs zur SAFS und zu Les Mills. Er ist seit über zehn Jahren mit Leib und Seele Instruktor.
Zudem scheut er auch weitere sportliche Herausforderungen nicht und trat so in diesem Jahr bei der Challenge Roth, dem weltgrössten Langdistanz-Triathlon, an.

www.safs.com

Weitere Einblicke zu Les Mills finden Sie auf unserer Website (www.fitnesstribune.com). Dort können Sie einen Bericht über den Country Manager für Österreich und Deutschland, Jens Schulze, lesen. Er gab uns einen Einblick in das Traditionsunternehmen Les Mills sowie in seine Zielsetzungen für die beiden Nachbarländer der Schweiz. www.lesmills.ch

Fotos: Fabian Graf

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Bastian Thum

Über den Autor
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Bastian Thum

Bastian Thum, MBA Sport- und Gesundheitsmanagement, hat Branchenerfahrung als stellvertretender Centermanager in einem mittel-ständischen Fitnessunternehmen gesammelt. Heute ist er als pädagogischer Mitarbeiter, Tutor und Dozent an der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) sowie als Referent an der BSA-Akademie tätig. www.dhfpg-bsa.de
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