Neuer swiss active-Präsident gewählt

Marcus Schwedhelm über Ziele, Motivation und Zukunft

Am 25. Mai 2024 wählten die Mitglieder von swiss active einen neuen Präsidenten. Der Neue heisst nun Marcus Schwedhelm. Was swiss active-Mitglieder von ihrem neuen Präsidenten erwarten dürfen, welche Ziele er für seine Präsidentschaft hat und was ihn auch ganz persönlich antreibt, haben wir ihn im Interview gefragt.

FITNESS TRIBUNE: Lieber Marcus, du wurdest zum neuen swiss active-Präsidenten gewählt – herzlichen Glückwunsch. Warum wolltest du dieses Amt gern bekleiden?

Marcus Schwedhelm: Ich bin schon lange in der Branche und im Verband tätig. Und in den vergangenen Jahren haben wir uns mit swiss active wertvolle Kooperationen und Kontakte in der Gesundheitspolitik und in der Sportbranche erarbeitet: Wir pflegen mittlerweile Kontakte zum Bundesamt für Sport und zum Bundesamt für Gesundheit, sind im hepa-Netzwerk [Anm. d. Red.: hepa steht für «Health-Enhancing Physical Activity»] aktiv und haben enge Verbindungen zu EuropeActive und anderen Verbänden. Das alles haben wir getan, um die Fitnessbranche als Präventionsbranche auf allen gesellschaftlichen Ebenen bekannter zu machen.

Als sich Reto Conrad dann gegen eine erneute Kandidatur entschied, war für mich klar, dass ich mich für den Posten zur Verfügung stellen möchte. Mir ist es sehr wichtig, dass wir diesen Kurs des Austauschs und der Kooperation weiter beibehalten.

Eine Stärke des Verbandes ist also der Auf- und Ausbau von Kooperationen. Gibt es noch andere grosse Stärken und wo sind die Verbesserungspotenziale im Verband?

Wir sind nicht immer mit allem einverstanden, was in der Gesundheitspolitik entschieden wird. Aber wir bringen uns als dialogbereiter Gesprächspartner ein. Dafür haben wir Expertinnen und Experten, die mit fachlich-sachlichem Know-how auf die relevanten Entscheidungsträger in der Politik zugehen kön-nen. Und in diesem Kontext erwähne ich eines immer gern: Im Dialog können wir zeigen, dass die Fitnessbranche eine Präventionsbranche par excellence ist, die die Gesundheitskosten reduzieren und unser Gesundheitssystem entlasten kann. Und ganz wichtig ist natürlich auch die Unterstützung unserer Mitglieder bei verschiedensten Alltagsthemen, wie z. B. bei der Zertifizierung oder beim Aspekt Bildung.

Das Verbesserungspotenzial liegt bei dem Gesagten auf der Hand: Es braucht die personellen Ressourcen, es braucht Mitglieder, die bereit sind, im Verband mitzuwirken und diese Stärken weiter auszubauen, damit wir sie für uns und unsere Branche nutzen können.

Wenn wir schon beim Thema Mitglieder sind: Dem Verband wird oft vorgehalten, ein «Kettenverband» zu sein. Was sagst du dazu?

Es ist völlig verständlich, dass der Verband so gesehen wird, weil der Verband von Kettenbetreibern gegründet wurde. Schaut man sich den Vorstand heute an, besteht dieser immer noch massgeblich aus Vertretern verschiedener Fitnessketten. Aber wir haben in den vergangenen Jahren viele Einzelbetriebe als Mitglieder gewonnen. Und es ist eines unserer klaren Ziele, dass sich diese Diversität der Mitgliederstruktur auch im Vorstand widerspiegelt. Deswegen haben wir in unserer Mitgliederversammlung am 25. Mai auch eine Statutenanpassung vorgenommen. Sonderrechte für Gründungsmitglieder, wie etwa ein Anrecht auf einen Vorstandssitz, wurden gestrichen.

Und was bedeutet das nun für swiss active-Mitglieder, Interessierte bzw. die Branche an sich?

Das ist doch klar: Kommt in den Verband, wir freuen uns auf euch. Und vor allem: Gestaltet das Verbandsleben aktiv mit – egal, ob Einzel-, Mikro- oder Kettenbetrieb. Seid Teil der Entwicklung! swiss active ist für alle da und nur gemeinschaftlich können wir unserer Botschaft, welchen positiven gesundheitlichen Impact die Fitnessbranche auf die Gesellschaft hat, auch Gehör verschaffen.

Wir haben nun gesagt, was bereits getan wurde. Wo liegen aber deine Ziele?

Wenn ich sage, dass ich den eingeschlagenen Weg fortsetzen möchte, dann geht es mir wirklich darum, weiterhin strategische Partnerschaften zu schmieden und zu halten. Ich werde also viele Gespräche mit einzelnen Branchenvertretern führen, im Austausch mit den relevanten Playern beim Bund und in den Kantonen bleiben, dort Präsenz zeigen und den Verband immer wieder einbringen. Ein Beispiel ist das Projekt «Exercise is medicine», das vom Bundesamt für Gesundheit lanciert wurde. Hier sind wir im Austausch, dass «Bewegung auf Rezept» nicht wieder nur die altbekannten Leistungserbringer des regulierten Gesundheitsmarktes bevorteiligt, sondern auch die Fitnessbranche als relevanter Player berücksichtigt wird. Es ist auch ein klares Ziel meiner Präsidentschaft, dass wir uns bewusst in solchen Kontexten platzieren, um unsere Relevanz zu steigern und als Präventionsbranche angesehen zu werden.

swiss active hat auf der HealthEXPO die jährliche Mitgliederversammlung durchgeführt. Wird der Verband und wirst auch du als Präsident weiterhin so nah an der Branche bleiben?

Es liegt in der Natur eines Branchenverbandes, nah an der Branche zu sein. Das bedeutet auch, bei Events präsent zu sein. Es war dieses Jahr das erste Mal, dass wir die Mitgliederversammlung in Verbindung mit so einer grossen Messe durchgeführt haben. Und das kam wirklich sehr gut an. Durch das umfangreiche Rahmenprogramm hatten unsere Mitglieder viel Raum zum Informieren und wir gleichzeitig genügend Möglichkeit, uns mit Betreibern und Mitarbeitenden auszutauschen. Letztlich gilt der Grundsatz: «Fitness business is people business». Immerhin kannst du als Verband nur funktionieren, wenn du weisst, wo die Herausforderungen deiner Mitglieder liegen. Und dazu musst du in den Dialog treten und Input bekommen.

Wichtig für uns wird auch sein, eigene Events zu organisieren und auch mal «out of the box» zu denken, denn wir dürfen nicht immer nur im eigenen Saft schmoren.

Ist das eine offizielle Einladung, direkt mit dir und dem Ver-band in Austausch zu treten?

Natürlich, auf jeden Fall! Wir werden alles daransetzen, gemeinsam Fragen zu diskutieren, Herausforderungen anzugehen und Lösungen zu finden. Manchmal reicht es aber aus, einfach mal zuzuhören, Wissen weiterzugeben oder auch auf Daten und Fakten hinzuweisen.

Aufgrund deiner Formulierung dürfen wir also davon ausgehen, dass du auch hinter der jährlichen Studie zu den «Eckdaten der Schweizer Fitnesswirtschaft» stehst?

Meistens stehe ich vor der Studie, weil ich sie präsentiere (lacht). Nein, im Ernst: Natürlich stehe ich absolut hinter dieser repräsentativen und fundierten Marktstudie. Nur wenn man ein solches fundamentales Argumentationspapier hat, hören einem die Politik, Kreditinstitutionen oder auch andere Branchenvertretungen überhaupt erst zu. Wenn du nicht weisst, wie viele Trainierende es gibt, wie viele Anlagen insgesamt aktiv sind oder wie der Jahresumsatz der Branche ist, dann kannst du noch so viel erzählen. Aber niemand wird glauben, dass wir die Präventionsbranche par excellence sind. Und von daher ist es selbstverständlich, dass ich diese Studie weiterhin unterstütze und der Verband sie weiterhin erheben wird. Ausserdem wurde in diesem Jahr die erste österreichische Eckdatenstudie durchgeführt – nun ist ein Vergleich der DACH-Region erstmals überhaupt möglich.

Ich möchte an dieser Stelle an alle Centerbetreiber appellieren, an der nächsten Eckdatenstudie teilzunehmen. Und ich lade hiermit besonders alle Verbände der Bewegungsbranche dazu ein, eine Teilnahme bei ihren Mitgliedern beliebt zu machen. Ich versichere, dass die Anonymität und Objektivität durch die mit der Erhebung und Auswertung betreuten Universität gewährleistet ist.

Du hast deine ersten «Branchenschritte» in der deutschen Fitness- und Gesundheitsbranche gemacht. Wie kamst du dann in die Schweiz?

Ich habe an der Universität Göttingen Wirtschaftsgeografie studiert mit den Schwerpunkten Stadtmarketing und Städtetourismus. Als Nebenfächer hatte ich Naturschutz und Politikwissenschaften. Nach meinem Abschluss war ich mehrere Jahre für eine Unternehmensberatung für Freizeitimmobilien tätig. Mein Fokus lag im Bereich «Sports and Water Recreation» – als Leichtathlet und Volleyballer hatte ich sowieso eine gewisse Affinität zu Fitness und Gesundheit und wollte immer mehr über das Zusammenspiel aus Bewegung und Ernährung erfahren. Einer meiner Kunden war die Migros-Gruppe, die mir einen Job angeboten hat. In der Schweiz durfte ich dann über mehr als 15 Jahre nationale Projekte für die Freizeitanlagen der Migros koordinieren und umsetzen. Zwar hatte ich bei meinem Einstieg bei Migros durch die Consultingtätigkeit zahlreiche Machbarkeitsstudien in der Branche durchgeführt und bereits mit dem deutschen Verband DSSV e. V. zusammengearbeitet, aber die Besonderheiten des Schweizer Marktes habe ich erst mit meinem Umzug in die Schweiz richtig kennengelernt und mein Netzwerk auch entsprechend ausgebaut.

Letztlich stellt sich aber noch eine Frage: Wie lange möchtest du im Amt bleiben?

So lange, wie ich Spass an der Aufgabe habe und den Rückhalt der Mitglieder geniesse. Aber ich sage auch offen, dass ich ein Freund davon bin, dass solche Amtszeiten nicht 15 oder 20 Jahre lang andauern. Manchmal muss neben der Erfahrung dann auch einfach frischer Wind reinkommen.

Unsere Branche und der Verband brauchen immer junge, engagierte und innovative Köpfe, um voranzukommen und die Zeichen der Zeit für sich zu nutzen. Deswegen geht auch an dieser Stelle ein Appell heraus: Liebe jungen Centerbetreiber oder Mitarbeitenden, engagiert euch in der Branche, zeigt, was ihr könnt, und bringt euch und euer Know-how ein. Denn ihr seid die Zukunft!

MARCUS SCHWEDHELM
Marcus Schwedhelm fand über sein Wirtschaftsgeografiestudium an der Universität Göttingen den Weg in eine Consultingfirma. Seine Affinität zu Fitness und Sport konnte er im Beratungsfeld für Sport- und Wasserfreizeitanlagen einbringen. Nach einigen Jahren als Berater und anschliessend als Leiter des Geschäftsfelds Wellness der Hamburger Bäder kam er in die Schweiz. Dort arbeitete er bis Mai dieses Jahres über 16 Jahre für die Migros. Ende Mai wurde er zum neuen swiss active-Präsidenten gewählt.

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