Unsere Haut ist ein Alleskönner und hat grosse Fähigkeiten. Doch kaum ein Körperteil steht derart im Fokus einer kritischen Diskussion. Nach dem ersten Teil in der letzten Ausgabe der FITNESS TRIBUNE räumen wir mit weiteren Mythen auf.
Unsere Haut ist ein Körperteil mit erstaunlichen Fähigkeiten: Sie kann Medikamente aufnehmen, verteilen und steht als Sinnesorgan mit anderen Organen in unserem Körper direkt in Verbindung. Impulse werden weitergeleitet. Sie ist auch so konstruiert, dass aufgetragene Stoffe wie Salben, Öle und Medikamente aufgenommen und weitertransportiert werden können. Zudem bringen wir unseren Körper durch sichtbares Schwitzen über die Haut – beim Sport, beim Training oder beim Saunagang – zum Ausscheiden von Schadstoffen.
Unsere Haut kommuniziert zudem mit uns: Sie verfärbt sich rot, wenn man sich zum Beispiel stösst und blau, wenn das stärker erfolgt. Sie juckt und schmerzt, wenn es zu Entzün-
dungen kommt. Das sind alles Zeichen, die uns etwas signalisieren. Ausserdem: In den Sommermonaten wird die Haut dicker, indem die oberste Schicht eine sogenannte Lichtschwiele ausbildet. Gleichzeitig wird die Haut dunkler pigmentiert – beides dient dem körpereigenen Sonnenschutz. Die Haut zeigt sich auch sensibel: Beim Frieren wird sie zur Gänsehaut. Und ja, sie wird auch faltig! Letzteres ist jedoch keine Spontanreaktion, sondern hat tiefere Gründe.
Angst – wer profitiert davon?
Falten im Gesicht werden beim Mann eher unkritisch gesehen. Bei Frauen entstehen häufiger Sorgenfalten. Hautalterung ist eigentlich etwas Normales, aber Falten stören hier die Optik und das eigene Wohlbefinden.
Uns wurde in den vergangenen Jahren sehr viel Angst in die sonnigen Sommermonate „mitgegeben“. Die eigentlich so wohltuenden Sonnenstrahlen stehen in den Medien seit Jahren im Zentrum einer „spannenden“ Diskussion. Angst zu verbreiten, ist zwar selten etwas Gutes, aber etwas Lukratives.
Profiteure sind vor allem die Pharmaindustrie und Mediziner. Dermatologen reagieren schnell mit Hautscans, entnehmen Hautproben und veranlassen Nachuntersuchungen. Zu all dem kommen noch die stetigen Warnungen in fast allen Medien: Gefahr Hautkrebs!
Können wir die Ängste mildern? Gibt es eigene Massnahmen? JA!
ABCD-Regel und Test mit Risiko
Durch regelmässige Selbstuntersuchungen der Haut können verdächtige Hautveränderungen frühzeitig von uns selbst erkannt werden. Fachleute empfehlen, alle drei bis vier Monate die Pigmentmale am ganzen Körper mit Hilfe der ABCD-Regel zu untersuchen (HautZentrum Zürich AG, 2023).
Asymetrie:
Ein harmloses Pigmentmal hat eine regelmässige, symmetrische Form – verdächtig sind asymmetrische oder ungleichmässige Strukturen.
Begrenzung:
Harmlos sind klar begrenzte Male – auffällig sind unregelmässige, ausgefranste oder unscharfe Ränder.
Color (Farbe):
Eine gleichmässige Färbung ist unauffällig – verdächtig sind verschiedene Farbtöne oder eine fleckige Struktur.
Dynamik:
Veränderungen in Grösse, Farbe, Dicke oder Form können Hinweise auf eine bösartige Entwicklung sein.
Im Internet finden wir genügend Abbildungen von solchen Fehlbildungen der Haut. Hier wollen wir das nicht mit Beispielbildern übertreiben.
Für die eigene, grundsätzliche Risikoeinschätzung helfen folgende Merkmale zur Orientierung:
- rotblonde Haare,
- Melanome in der Familie bekannt,
- Sonnenbrände in der Kindheit,
- immer nur gerötete Haut,
- keine Bräunung in der Sonne,
- mehr als 50 Muttermale (Obacht!).
Nicht Angst, sondern zusätzliches Wissen ist gefragt! Manchmal ist die Sonneneinstrahlung nur der Auslöser und nicht der Grund. Es ist gut zu wissen, dass zum Beispiel auch Gartenarbeit seine Tücken hat. Die Sonne kann Allergien in Zusammenhang mit so alltäglichen Gewürzen wie Dill, Petersilie oder Sellerie auslösen (Monning, 2023). Gleiches gilt überraschenderweise auch für Orangeschalen und frische Feigen. Und sicher ist auch, dass Rauchen problematische Auswirkungen auf die Haut hat.
Sind Tätowierungen ein Risiko?
Wie sind wir überhaupt zu Tätowierungen gekommen? Ein Blick in die frühe Geschichte: Der älteste bekannte tätowierte Mensch ist „Ötzi“. In einigen Kulturen hatten Tätowierungen eine tiefe symbolische Bedeutung. Sie galten als Zeichen von Status, Tapferkeit mit spiritueller Bedeutung. Bei der heutigen Popularität sind sie häufig Ausdruck einer persönlichen Identität und Kreativität. Die Entwicklung von sichereren Tätowiermethoden und die zunehmende Akzeptanz in der Gesellschaft haben ebenfalls zur Popularität beigetragen.
Doch auch bei Tätowierungen stellt sich die Frage, ob sie gesund sind. Unsere Haut kann sich schlecht äussern oder beklagen. Es gibt kaum bekannte Untersuchungen oder statistisch erfasste Reaktionen unserer Haut oder anderer Organe.
Als Verfasser dieser Kolumne muss ich Bedenken äussern, weil es Gefahrenpotenziale gibt: Tattoos an Handgelenken, Fussgelenken oder sogar an den Schläfen kommen immer mehr in Mode – an Stellen, wo nur dünne Hautschichten über direkt darunterliegenden Blutbahnen liegen! Nur – es gibt kaum Warnungen.
An dieser Stelle aber ein wichtiger Hinweis: Mit einem frischen Tattoo geht man nicht in die Sauna, da es Wunden sind. In jedem Fall bis zu zwei Wochen nach einer neuen Verzierung mit dem Saunagang warten.
Fassen wir beide Kolumnen zusammen
Was klar wurde: Unsere Haut verfügt über natürliche, eigene Abwehrmechanismen – durch Pigmentierung, die Bildung von Lichtschwiele und den Säureschutzmantel. Tätowierungen können eventuell problematisch sein. Die Faltenbildung führt hingegen zu einer natürlichen Veränderung der Haut und ist unproblematisch. In vielen Fällen entsteht sie durch zu wenig Feuchtigkeit in und unter der Haut. Hier kann regelmässiges Saunieren auf natürliche Weise helfen. Leider verbreiten Medien noch zu häufig Angst, anstatt Hilfestellung zu geben.
Grundsätzlich gilt
In dieser Kolumne soll Wissen vermittelt werden, was nicht immer so populär ist. Vor allem nicht so spektakulär wie Warnungen oder drohende Gefahren. Die Kolumne möchte eher Positives vermitteln – und Hilfestellung für das eigene Verhalten geben.
Literaturliste
HautZentrum Zürich AG. (2023). Was hat die ABCD‑Regel mit schwarzem Hautkrebs zu tun? Verfügbar unter https://www.hautzentrum-zuerich.ch/de/hautzentrum/aktuelles/284-was-hat-die-abcd-regel-mit-schwarzem-hautkrebs-zu-tun
Monning, E. (2023). Phototoxische Pflanzen: Diese Pflanzen solltest du nicht anfassen. Mein schöner Garten. Verfügbar unter https://www.mein-schoener-garten.de/natur-tiere/natur/phototoxische-pflanzen-vorsicht-nicht-anfassen-34506