Eckdatenstudie jetzt auch für Österreich

Zahlen, Daten, Fakten

Ende November ist die Datenerhebung zu den ersten «Eckdaten der österreichischen Fitnesswirtschaft» gestartet. Durchgeführt wird diese Studie von der Wirtschaftskammer Österreich und der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG). Wir haben mit Christian Hörl, Bundesbranchensprecher gewerbliche Fitnessbetriebe im Fachverband Freizeit- und Sportbetriebe der Wirtschaftskammer Österreich (WKO), über die Ziele der Studie, die Intention der Initiatoren und die Möglichkeiten für den österreichischen Markt gesprochen.

FITNESS TRIBUNE: Lieber Christian, du bist Bundesbranchensprecher für gewerbliche Fitnessbetriebe im Fachverband Freizeit- und Sportbetriebe bei der Wirtschaftskammer Österreich. Was bedeutet das? Welche Aufgaben übernehmen du und die WKO?

Christian Hörl: Alle Betriebe in Österreich sind in der Wirtschaftskammer organisiert. Deshalb vertrete ich tatsächlich als Branchensprecher alle Fitnessbetriebe und Personal Trainer in Österreich. Diese Sprecherfunktion habe ich seit Herbst 2019 inne. Neben acht weiteren Ländervertretern bin ich ausserdem noch Vertreter von Salzburg. Ich bin also auf der einen Seite Fitnessstudiobetreiber und auf der anderen Seite Repräsentant der Branche. Die Wirtschaftskammer selbst ist in Österreich eine Einrichtung, die für die Unternehmen tätig ist. Sie führt z. B. Lohnverhandlungen mit der Kammer für Arbeiter und Angestellte, in der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer organisiert sind. Die WKO verhandelt auch mit der Regierung über etwaige Themen.

FT: Wie hat sich die Branche seit deinem Eintritt 1989 verändert?

CH: Ich glaube, im DACH-Raum hat eine vergleichbare Entwicklung stattgefunden. Vielleicht hat Österreich mit Arnold Schwarzenegger noch einen personifizierten Vertreter der Fitness der Achtzigerjahre geliefert (lacht). Die Branche hat sich gewandelt, von einer Randerscheinung in der Gesellschaft zu einer etablierten und weitreichend bekannten Branche. Das Bewusstsein für Fitness hat sich komplett verändert. Die Wichtigkeit und Bedeutung der eigenen Fitness konnte sich in der Gesellschaft manifestieren. Aber Corona hat sichtbar gemacht, dass die Branche im Glauben war, schon deutlich weiter in der Akzeptanz zu sein, als sie es tatsächlich ist. Aber selbst da gelang es uns in Österreich, unsere Positionierung deutlich zu verbessern. Waren wir im ersten Lockdown noch die Letzten, die wieder aufsperren durften, waren wir im letzten Lockdown schon deutlich früher als viele andere Branchen.

FT: Hat die Branche dennoch viele Mitglieder an Homeworkouts und Fitnessinfluencer verloren?

CH: Meine Erwartungshaltung hat sich komplett bewahrheitet. Ich habe immer gesagt, die Mitglieder werden zurück in die Studios kommen, allerdings wollen sie hybride Angebote nutzen und das in einem völlig anderen Umfang als vorher. In meinen Studios streamen wir z. B. weiterhin unsere Kurse mit anhaltend hohen Nutzungszahlen. Und trotzdem sieht man neben der zunehmenden Digitalisierung den immer noch wichtigen sozialen Part, den das gemeinsame Training letztlich auch hat.

FT: 2024 wird es nun zum ersten Mal die «Eckdaten der österreichischen Fitnesswirtschaft» geben. Wie kam es dazu?

CH: Bisher war es immer so, dass wir in Österreich unsere Zahlen von der deutschen Studie abgeleitet haben, weil sich unsere Märkte nicht gross unterscheiden. Aber wenn wir wirklich einen Schritt weiterkommen wollen in der Zusammenarbeit mit öffentlichen Einrichtungen, Sozialversicherungen usw., dann braucht es bessere Marktzahlen und eine fundierte Erhebung. Gerade in den Gesprächen mit der Regierung und auch mit u. a. Sozialversicherungen wurde immer wieder klar, dass sie nicht wissen, wie gross unsere Branche ist. Wir sind grösser als der Fussball- und der Skiverband zusammen. Wir erleben aber in der Wahrnehmung einen ganz anderen Stellenwert.

FT: Welche Institutionen sind an der Studie beteiligt?

CH: Organisiert wird die Eckdatenbefragung von der Wirtschaftskammer und die Erhebung an sich führt die Marktforschungsabteilung der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement (DHfPG) durch. Natürlich gibt es in Österreich genügend Institute, die sich mit Marktforschung auseinandersetzen. Aber wir brauchten jemand mit der entsprechenden Marktkenntnis und mit bereits definierten und festgelegten Prozessen. Nur so kann ich überhaupt Äpfel mit Äpfeln vergleichen, also die Märkte in Relation zueinander setzen. Die DHfPG führt bereits seit 1989 die «Eckdaten der deutschen Fitnesswirtschaft» und seit 2021 die «Eckdaten der Schweizer Fitnesswirtschaft» durch. Das war auch letztlich der Grund, warum wir mit der DHfPG zusammenarbeiten wollten, weil sie diese jahrelange Erfahrung und die spezielle Kenntnis mitbringt. Da gibt es eine etablierte Hochschule, deren Mitarbeitenden sich mit dem Thema schon lange auseinandersetzen.

FT: Glaubst du, dass es essenzielle Unterschiede zwischen Deutschland, Österreich und der Schweiz geben wird? Und warum ist jetzt schon klar, dass diese Erhebung nicht nur ein Pilotprojekt sein wird?

CH: Ich glaube nicht, dass die Unterschiede so gross sein werden. Das würden wir natürlich auch begrüssen, wenn wir feststellen könnten, dass sich Fitness im DACH-Raum in einer ähnlichen Form entwickelt, was u. a. das Kerngeschäft und die Mitgliedschaften angeht. Aber ich denke, dass wir visualisieren müssen, wie sich unser Markt im Verhältnis zu den beiden Nachbarmärkten entwickelt. Es ist wichtig zu zeigen, wie sich die Mitgliederzahl in Österreich ändert und wie sich die Branche positioniert, um den sich ändernden Bedürfnissen der Bevölkerung gerecht zu werden. Und letzten Endes kann man diese und viele weitere Entwicklungen nur durch die ständige Wiederholung der Studie sichtbar machen. Und da ist meine Erwartungshaltung auch ganz klar, dass sich diese Entwicklung in den nächsten Jahren trotz der schwierigen Marktsituationen insgesamt deutlich ins Positive verlagern wird. Gerade weil wir noch viel Luft nach oben haben, auch im Vergleich zu anderen europäischen Ländern. Das Entscheidende ist diese Entwicklung, die wir aufzeigen wollen. Und deshalb ergibt es Sinn, dass man einfach weiter dranbleibt. Und das alles wird uns auch in der Steigerung der Akzeptanz deutlich nach vorne bringen.

FT: Was wird genau bei der Studie erhoben?

CH: Es wird zum ersten Mal der österreichische Markt in seiner Breite abgefragt. Wir werden erstmalig auch wirklich sehen, wie das Verhältnis zwischen den unterschiedlichen Anlagenarten ist, wie sich der Markt, was Preisniveau und Ausrichtung angeht, gestaltet. Als Studiobetreiber können wir die Ergebnisse der Studie auch nach aussen kommunizieren und sie entsprechend für marketingstrategische Zwecke einsetzen.

FT: Warum unterstützt du persönlich diese Studie als Bundesbranchensprecher und als Studioinhaber?

CH: Fundierte Zahlen sind sehr wichtig, um überhaupt ernstgenommen zu werden – was ist die Wirtschaftsleistung einer Branche und welchen Einfluss hat sie auf den Arbeitsmarkt? Konkrete Aussagen darüber treffen zu können, ist in den Gesprächen auch mit lokalen Partnern entscheidend, um die Bedeutung der Branche untermauern zu können. Wenn ich als Repräsentant z. B. bei der Sozialversicherung bin, kann ich ab 2024 bei der Frage, woher die Zahlen, die ich da nenne, kommen, eben auf diese Eckdatenstudie verweisen. Seriosität ist einfach wichtig.

FT: Wie lange kann man an der Befragung teilnehmen?

CH: Ende November ist die Befragung gestartet. Teilnehmen können alle Studiobetreiber in Österreich bis Mitte Jänner.

FT: Müssen Studiobetreiber davon ausgehen, dass ihre Zahlen offengelegt werden – auch innerhalb der WKO?

CH: Das ist die wichtigste Thematik. Unsere Partnerschaft mit der DHfPG garantiert, dass diese Umfrage und letztlich auch die Studie an sich so anonymisiert sind, dass keine Rückschlüsse auf Betriebe und Betreiber möglich sind. Nur das aggregierte Ergebnis wird der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Wir von der WKO werden keine Einsicht in die Daten erhalten, das wurde explizit mit der DHfPG vereinbart, um eben diese Anonymität und Vertraulichkeit zu gewährleisten.

FT: Welchen Appell möchtest du gern an die österreichischen Betreiber und Betreiberinnen in Bezug auf die erste Eckdatenerhebung richten?

CH: Ich appelliere an alle Betreiber, sich die Zeit zu nehmen, an dieser Studie wahrheitsgemäss teilzunehmen. Nur so gelingt es uns, die österreichische Fitnessbranche so darzustellen, wie sie ist. Damit können wir ein wichtiges Statement setzen, dass wir eine starke Branche und bedeutend für Österreich sind.

Interviewpartner

Christian Hörl kam 1989 durch eine Sportverletzung und die anschliessende Reha das erste Mal in Kontakt mit Fitnesstraining. Kurzum begann er neben seinem Sportstudium als Fitnesstrainer zu arbeiten. Nur zwei Jahre später machte sich der damals 21-Jährige mit einem Partner selbstständig. Sie kauften zwei Studios in Salzburg, die bis heute existieren – mit dem ersten Studio vollzog man einen Standortwechsel, das zweite wurde saniert und überarbeitet. Heute engagiert sich Christian Hörl neben seiner Tätigkeit als Studiobesitzer auch als Bundesbranchensprecher gewerblicher Fitnessbetriebe im Fachverband Freizeit- und Sportbetriebe bei der Wirtschaftskammer Österreich (WKO) und vertritt somit die Interessen der Branche vor Politik, Sozialversicherungen und der Öffentlichkeit.

www.wko.at

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