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Eine Branchengrösse auf grosser Leinwand

Christian Billinger – Geschäftsmann, Sportler und … Schauspieler

«Von Affen und Menschen» heisst die Folge des Zürcher Tatorts, in der mit Christian Billinger eine Grösse der Schweizer Fitnessbranche in einer Rolle zu sehen ist. Ausgestrahlt wurde die Episode am 14. April 2024 im SRF, ORF und in der ARD. Wir haben Christian Billinger zum exklusiven Interview getroffen.

FITNESS TRIBUNE: Christian, du hast ein eigenes Fitnesscenter in Buchs im Kanton St. Gallen und bist in der Schweiz der Ansprechpartner für einen namenhaften Gerätehersteller – also bist du eher ein Mann der Fitnessbranche. War deine Rolle im Tatort dein erster Einsatz als Schauspieler?

Christian Billinger: Stimmt, eigentlich bin ich kein Schauspieler und habe auch nie eine Ausbildung hierfür absolviert. Aber die Schauspielerei begleitet mich schon recht lange. 1984 habe ich den Cup von Zürich in der Schwergewichtsklasse [Anm. d. Red.: Bodybuildingwettbewerb des SBFV] gewonnen und am Tag darauf rief mich das Schauspielhaus Zürich an. Sie suchten für die Tragödie «Britannicus» Wächter, die oberkörperfrei auf der Bühne stehen und entsprechend muskulös waren. Also sind wir mit einigen Jungs aus der damaligen Bodybuildingszene dort hingefahren und haben da mitgespielt. Wir waren mit dem Stück sogar auf Tour, neben Zürich auch in Mannheim, Ludwigshafen und noch einigen weiteren Städten. Von 1987 bis 1993 führte das Schauspielhaus Zürich dann das Stück «Die Physiker» auf und auch dort habe ich in über 450 Vorstellungen mitgewirkt. Von 1984 bis 1993 habe ich insgesamt in fünf verschiedenen Stücken des Schauspielhauses Zürich mitgespielt. Hinzu kamen kleinere Auftritte in Werbespots und auch in Kinofilmen. Jetzt im Tatort war es aber meine erste grössere Rolle.

Und wie ist es konkret zu dieser Rolle gekommen?

Die Firma, die mit der Zusammenstellung des Casts für den Tatort beauftragt war, hat mich angerufen, ob ich jemanden kennen würde, der über 60 Jahre alt, recht gross und immer noch gut trainiert ist. Naja, die Auswahl in der Schweiz, auf die diese Beschreibung zutrifft, ist jetzt nicht so wahnsinnig gross. Also habe ich ihnen einfach vorgeschlagen, die Rolle mit mir zu besetzen. Daraufhin haben sie mich zum Casting eingeladen und nach ein paar Probeaufnahmen haben sie mich dann tatsächlich gebucht.

Deine Figur tritt in der Folge häufig in Erscheinung, hat aber keinen Text, du musstest also rein über Gestik und Mimik agieren, was du sehr eindrucksvoll hinbekommen hast. Wie hast du dich darauf vorbereitet? Was war das Schwierigste für dich?

Offen gestanden gar nicht! Nach der Premiere ist eine Frau, die selbst Schauspielerin ist, zu mir gekommen und sagte: «Hey, super gespielt! Es ist wirklich schwierig, ausdrucksvoll zu spielen, ohne zu reden.» Ich habe mich natürlich darüber gefreut, aber eigentlich nur gedacht, dass jeder, der mich kennt, weiss, dass ich eigentlich immer genau so schaue (lacht). Aber Jodok Seidel, ein bekannter Schauspieler, der mir früher einige Tipps gegeben hat, hat mir gesagt: «Gestik und Mimik, darauf kommt es an! Du musst mit deinem Körper und deinem Gesicht spielen. Erst dann wird es authentisch.» Das Schwierigste war für mich die Szene, in der ich einer Komissarin einen Knüppel über den Kopf ziehen musste. Der Stock sah so echt aus. Dabei habe ich mich wirklich unwohl gefühlt.

Du spielst einen zwielichtigen Schlägertyp, der vor Gewalt nicht zurückschreckt. Von den Kommissarinnen wirst du auch als «Muskelprotz» bezeichnet. Glaubst du, dass das Image von Kraftsportlern in der Allgemeinheit immer noch negativ behaftet ist und man Angst vor ihnen hat?

Ja, irgendwie schon. Auch in den anderen Rollen, die ich hatte, war ich immer der Bösewicht oder der Mafia-Gehilfe etc. Bei «Arsen und Spitzenhäubchen» von Agatha Christie habe ich den Mörder gespielt. Es ist schon so, dass ein entsprechendes Erscheinungsbild respekteinflössend und vielleicht auch etwas beängstigend ist. Auf der anderen Seite schau dir Dwayne «The Rock» Johnson an. Auch ihn würde man im allgemeinen Sprachgebrauch als Bodybuilder oder «Muskelprotz» bezeichnen und er ist ein absoluter Sympathieträger. Oder natürlich auch Arnold, der hat es vom Bodybuilder bis hin zum Gouverneur geschafft!

Du trainierst schon sehr lange und ambitioniert. Hat sich das Bild von Krafttraining und Bodybuilding in den letzten Jahren also eher gar nicht verändert?

Ich würde schon sagen, dass sich das Bild verbessert hat. Als ich 1972 mit dem Krafttraining angefangen habe, war ich noch sehr jung. Mein damaliger Mentor hat einmal zu mir gesagt: «Weisst du, Christian, was wir hier machen, musst du nicht überall erzählen. Sehr viele Menschen verstehen das nicht.» Ich wusste erst gar nicht, was er meinte, hab es dann aber recht schnell erfahren. Als was wurden wir nicht alles bezeichnet. «Spiegelaffen» war dabei noch mit das Netteste. Und auch wenn eine Meisterschaft ausgerichtet wurde, ist in der Presse nie auch nur ein «normales» Wort darüber geschrieben worden. Die Tendenzen dazu gibt es heute leider immer noch, aber es ist zum Glück schon sehr viel besser.

Was wolltest du mit deiner Rolle im Tatort erreichen? War es einzig, die Erfahrung zu machen, oder steckt mehr dahinter – siehst du dich eventuell auch als Botschafter der Branche?

Ich habe Freude an der Schauspielerei. Deshalb mache ich das. Gleichzeitig sehe ich mich schon auch als Botschafter unserer Branche. Ich mache Krafttraining nun seit 50 Jahren. Natürlich, weil es mir Spass macht, aber insbesondere auch, weil ich absolut überzeugt davon bin. «Bodybuilding» im eigentlichen Wortsinn, also das Training und das Ausbilden von Muskulatur, sollte in meinen Augen die Weltsportart Nummer eins sein. Das Training unserer Muskulatur ist lebensnotwendig und hat so viele gesundheitspositive Effekte. Egal, ob jung oder alt, dünn oder eher kräftig, wir alle brauchen Muskeln und Muskeltraining, um lange gesund zu bleiben.

Kannst du eine Einschätzung abgeben, in welchen Bereichen unsere Branche ebenfalls mehr Präsenz zeigen sollte, um mehr Wahrnehmung und Akzeptanz zu erfahren?

Ich finde Aufklärung in jeder Hinsicht nach wie vor sehr wichtig. Da hat sich in den letzten Jahren zum Glück schon wahnsinnig viel getan. Da müssen wir dranbleiben und weitermachen. Den Menschen muss bewusst werden, wie wichtig gezieltes Krafttraining für ihre Gesundheit ist. Und auch der ästhetische Aspekt darf dabei eine Rolle spielen. Ich finde das nicht verwerflich. Die gesundheitsnegativen Folgen von Übergewicht sind meiner Meinung nach viel gravierender. Ausserdem sollte man auch den Mut haben, das Wort «Bodybuilding» zu verwenden. Nur so können wir diesen Begriff mit einer positiven Bedeutung besetzen.

Planst du, in Zukunft weitere Rollen zu übernehmen?

Ja, in der Tat. Das nächste Projekt steht schon in den Startlöchern. Es handelt sich um eine Serie vom SRF, in der ich in einer der Folgen mitspielen werde. Die Dreharbeiten beginnen Mitte August. In einer anderen Episode dieser Serie ist übrigens eine weitere bekannte Schweizer Bodybuilderin Teil des Casts.

ÜBER DEN INTERVIEWPARTNER:

Christian Billinger ist diplomierter Fitness Instruktor und geschäftsführender Gesellschafter der Athletic Gym GmbH in Buchs (SG). Ausserdem ist er Ansprechpartner und Koordinator der gym80 Schweiz AG. In den Achtziger- und Neunzigerjahren war er aktiver Athlet des SBFV und ist bis heute im Kraftsport aktiv. Seit 1985 übernimmt er immer wieder auch Rollen als Schauspieler.

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