Konzept für die Dienstleistung «Trainingsbetreuung»
Für die Beurteilung der Dienstleistung «Trainingsbetreuung» gibt es keine einheitlichen Kriterien, die herangezogen werden können. Da sich die Qualität der Betreuung auch in der Bewegungsqualität der Trainierenden widerspiegelt, wird nachfolgend ein exemplarisches Konzept zur standardisierten Trainingsbetreuung vorgestellt.
Die verschiedenen Label für Qualität in der Bewegungs- und Gesundheitsförderung versprechen, anhand von Normen die Qualität entsprechender Angebote differenziert aufzuzeigen. Bei genauer Betrachtung liegt der Schwerpunkt bei den beurteilten Standards in der Qualität und Sicherheit der Ausstat- tung, des Notfallmanagements, dem Einsatz strukturierter Formulare und der formellen Ausbildung der Mitarbeiter (Grünenfelder, 2023). Was fehlt sind Standards für die Dienstleistung «Trainingsbetreuung». Was braucht es, um Besserung zu erlangen?
Trainingserfahrung als Basis
Die Notwendigkeit von erfahrungsgerechtem Krafttraining bildet eine Grundlage für die Dienstleistung «Trainingsbetreuung». Unter diesem Aspekt ergibt es Sinn, die Trainierenden aufgrund ihrer Trainingserfahrung einer Erfahrungsstufe wie in Tabelle 1 einzuteilen.
Kombination Erfahrungsstufe und Trainingsformel
Die Trainingsformel (Abb. 1) zeigt auf, dass es sowohl im Bereich des Trainingsinhalts als auch im Bereich der Trainingsmethodik viel an die Mitglieder zu vermitteln gibt. Kombiniert man die Erfahrungsstufe mit der Trainingsformel, erhält man ein grundlegendes Trainings- und Betreuungskonzept für die ersten drei Trainingsjahre.
In den ersten sechs Wochen (Orientierungsstufe) ist das Neumitglied mit der Klärung grundlegender Fragen beschäftigt:
- Wo stehen meine Geräte?
- Wie stelle ich sie ein?
- Was bietet das Center sonst noch alles?
- Wer arbeitet und trainiert auch noch alles hier im Studio?
- Wann ist es für mich am günstigsten zu trainieren?
- Wen könnte ich noch mitnehmen?
Sind diese Fragen geklärt, geht es auf der nächsten Erfahrungsstufe darum, dass Körpergefühl der Trainierenden zu verbessern, den Nutzen zu verdeutlichen und bei Programmanpassungen Übungsalternativen aufzuzeigen (BASPO, 2015, S. 41–44).
In der zweiten Hälfte des ersten Jahres, auf der Stufe «Geübter» geht es darum, die Ausführungsqualität zu steigern, unterschiedliche Bewegungstempos zu erkunden und andere Organisationsformen kennenzulernen. Gegen Ende dieser Erfahrungsstufe kann die Vorfreude auf die Fortgeschrittenenstufe durch die submaximale bis maximale Ausbelastung bei sicher ausgeführten Übungen geweckt werden.
Stand im ersten Trainingsjahr das Erlernen eines breiten Übungsrepertoires im Mittelpunkt, tritt mit dem zweiten Trainingsjahr die Trainingsmethodik in den Vordergrund. Die Mitglieder erlernen die Methoden der differenzierten Kraftentwicklung und den dafür erforderlichen Grad der muskulären Ausbelastung, um die Belastungsverträglichkeit zu erhöhen. Im Folgejahr steht für den langfristigen Trainingserfolg die Trainingsplanung mit der Periodisierung auf dem Plan der Stufe «Fortgeschrittener».
Konnte alles in den ersten drei Jahren optimal umgesetzt werden, wird im weiteren Verlauf das Modell der Trainingssteuerung in partnerschaftlicher Zusammenarbeit konsequent umgesetzt, um das genetische Potenzial auszureizen. Die Tabelle 2 zeigt einen zusammenfassenden Überblick.
Sicherung der Bewegungsqualität
Der Leitsatz «Mobilität vor Technik vor Last» hat auf allen Stufen und insbesondere im ersten Trainingsjahr eine hohe Bedeutung. So ist eine gute Bewegungsqualität auf jeder Erfahrungsstufe zu erreichen und bedingt ein methodisch didaktischer Ablauf bei der Instruktion und Korrektur durch das Trainerpersonal (BASPO, 2009, S. 37–38).
Zur Sicherung einer hohen Bewegungs- bzw. Ausführungsqualität auf allen Erfahrungsstufen empfiehlt sich ein methodisches Vorgehen, in dem zuerst gerätespezifische Punkte wie Einstellung von Hebel- und Sitzpositionen beobachtet und kontrolliert werden. Sollten sich hier schon Abweichungen vom Optimum zeigen, ist es nur schwer möglich, eine gute Haltung einzunehmen und eine korrekte Bewegung auszuführen.
Konnten die gerätespezifischen Punkte positiv beurteilt werden, steht als nächstes die Kontrolle haltungsspezifischer Punkte wie einer guten Positionierung an, die eine korrekte Haltung des Beckens und der Wirbelsäule ermöglicht, um die zu bewegenden Gelenke in eine physiologische Stellung zu bringen und die Gelenkachsen einzuhalten.
Erst zuletzt kommt es zur Beurteilung der bewegungsspezifischen Punkte: Die Bewegungsidee sowie funktionelle Bewegungsmuster sind sichtbar, die Ausführung erfolgt über die physiologisch grösstmögliche Range of Motion, das Ausführungstempo ist kontrolliert, sodass unkontrollierte bzw. Ausweichbewegungen vermieden werden.
Bei der Gesamtbeurteilung der Bewegungsqualität bei der Ausführung von Trainingsübungen sind zusätzlich die Trainingserfahrung, das Trainingsziel sowie bisher absolvierte Sätze und Wiederholungen mit einzubeziehen, um eine individuelle Einschätzung der Qualität zu gewährleisten.
Fazit
Für die Sicherung einer hohen Trainingsqualität sind verschiedene Aspekte zu berücksichtigen. Als Basis zur praktischen Umsetzung dient das hier exemplarisch dargestellte Trainings- und Betreuungskonzept der Fitnessunternehmung. Dies kann als Orientierungshilfe für das Trainerpersonal dienen, um bei Personen unterschiedlicher Erfahrungsstufen eine hohe Betreuungsqualität zu gewährleisten.
Literaturliste
Bundesamt für Sport (Hrsg.). (2009). Kernlehrmittel Jugend+Sport. Magglingen: BASPO.
Bundesamt für Sport (Hrsg.). (2015). Psyche. Theoretische Grundlagen und praktische Beispiele. Magglingen: BASPO.
Grünenfelder, A. (2023). Geprüfte Strukturen und Abläufe. Zugriff am 18.10.2023. Verfügbar unter https://qualitop.ch/de/gepruefte-strukturen-und-ablaeufe/