Wer heute durch ein Gym läuft, sieht keine Grenzen – keine Gender-Zonen, keine starren Rollenbilder. Frauen stemmen Gewichte, leiten Kurse, kreieren Brands und steuern die Geschicke vieler Unternehmen der Branche. Männer dehnen sich im Yoga, coachen mit Empathie, leben Achtsamkeit. Die Fitnessbranche wandelt sich – und zeigt dabei: Sie war nie nur männlich. Im Gegenteil!
Frauen waren schon immer eine prägende Kraft unserer Szene. Man denke nur zurück an die Aerobic-Welle der 80er- Jahre – weiblich geführt. Jane Fonda war nicht nur Fitnessikone, sondern Pionierin eines neuen Körpergefühls und eine erfolgreiche Unternehmerin. Sie steht bis heute für ein Training, das Freude an Bewegung vermittelt und Selbstbestimmung in den Mittelpunkt stellt.
Fitness ist ein „Sowohl-als-auch“
Viele Trends der letzten Jahre wie beispielsweise Wellness, Body-&-Mind-Methoden oder Functional Training tragen eine Handschrift, die auch aus weiblicher Perspektive entstanden ist. Nicht als Abgrenzung, sondern als Bereicherung. Nicht als Trend, sondern als Teil einer wachsenden Kultur. Diese Kultur hat sich weiterentwickelt. Sie ist reifer geworden, umfassender – und sie schaut differenzierter auf den Menschen. Heute sehen wir eine neue Generation von Frauen in der Fitnesswelt: Sie sind Unternehmerinnen, Athletinnen, Coaches und Content Creatorinnen. Sie eröffnen Fitnesscenter, designen Online-Plattformen, entwickeln digitale Tools. Sie gestalten Training nicht nur für den Körper, sondern auch für den Geist – mit Blick auf mentale Gesundheit, Nachhaltigkeit, Balance und Lebensqualität. Was früher oft disziplingetrieben war, wird heute ganzheitlich gedacht. Fitness ist kein „Entweder- oder“, sondern ein „Sowohl-als-auch“. Muskeln und Mindset. Leistung und Regeneration. Individuum und Community.
Frauen gestalteten die Branche mit – von Anfang an!
Gleichzeitig lohnt sich der Blick zurück: Bereits in den 1920er-Jahren gab es Frauen, die mit Bewegung gesellschaftliche Veränderungen anstiessen – oft leise, aber wirksam. In der Turnbewegung, im Tanz, in der Gymnastik oder im damals entstehenden Rehabilitationssport. Sie wirkten als Lehrerinnen, Therapeutinnen, Pionierinnen – in einem Bereich, der ihnen lange verschlossen blieb. Umso bemerkenswerter ist, was sie aufgebaut haben: ein Verständnis von Bewegung, das den Grundstein legt für Selbstvertrauen, für Körpergefühl, für Weiterentwicklung. Höchste Zeit einmal „Danke“ zu sagen. Danke an alle Frauen, die mit ihrer Vision, ihrem Engagement und ihrem Mut einen wesentlichen Beitrag zu dem geleistet haben, was die Fitnessbranche ist: ein Erfolgsmodell!
Heute – gut hundert Jahre später – ist vieles erreicht. In Schweizer Fitnesscentern trainieren mittlerweile mehr Frauen als Männer (swiss active, 2025). Was dabei sichtbar wird: Stärke hat viele Gesichter. Und sie zeigt sich nicht nur im physischen Ausdruck, sondern in Haltung, Empathie und Innovation. Die moderne Fitnessbranche bietet Raum für genau diese Qualitäten – wenn wir bereit sind, sie zu sehen. Und zu fördern. Das bedeutet, Barrieren abzubauen, Zugänge zu öffnen und Möglichkeiten zu schaffen, durch die sich jede Person – unabhängig von Geschlecht, Alter oder Lebensstil – akzeptiert fühlt und ihre individuellen Kompetenzen entfalten kann.
Auch im digitalen Kontext zeigt sich diese neue Offenheit: Online-Kurse, Apps, Communities – sie bringen Menschen zusammen, unabhängig von Geschlecht, Trainingslevel oder Ort. Viele dieser Formate werden von Frauen entwickelt und geprägt – oft mit einem hervorragenden Gespür für das, was Training heute bedeutet: nicht nur Leistung, sondern ein Lebensgefühl. Nicht nur Fortschritt, sondern Verbindung. Fitness wird persönlicher. Und damit auch wirkungsvoller. Frauen haben sich in der Branche durchgesetzt und das ist grossartig!
Die Zukunft der Branche ist integrativ
Aber nicht alles ist selbstverständlich. Auch wenn die Fitnessbranche im Hinblick auf Selbstbestimmung und gegenseitige Akzeptanz schon immer eine Vorreiterrolle innehatte, sind weibliche Perspektiven in vielen Bereichen auch in unserer Branche meiner Meinung nach weiterhin unterrepräsentiert: in der Sportwissenschaft, auf Entscheidungspositionen grosser Fitnessunternehmen oder im medialen Diskurs.
Dabei geht es nicht um Gegensätze, sondern um Ergänzung. Es geht darum, mehr Stimmen zu hören und verschiedene Perspektiven einzunehmen. Wir sollten weibliche Persönlichkeiten sichtbarer machen – und mehr ihrer Biografien erzählen. Und vor allem geht es darum, mehr Vielfalt aktiv einzubinden und zu unser aller Vorteil zu nutzen. Um die volle Kraft der Branche zu entfalten, brauchen wir eine Kultur des Miteinanders und der Wertschätzung. Letztlich geht es um gegenseitige Inspiration.
Denn eines ist klar: Die Zukunft der Branche lebt von Diversität. Nicht nur im Hinblick auf Geschlecht, sondern auch in Bezug auf Lebensmodelle, Altersgruppen, Körperformen und kulturelle Hintergründe. Wer heute Fitness zeitgemäss denkt, denkt integrativ – und damit zukunftsnah. Es gibt nicht mehr ein allgemeingültiges Idealbild, sondern verschiedene und individuelle Wege zur Gesundheit.
Zusammen sind wir stark
Am Ende geht es nicht um Geschlechtervergleiche, sondern um gemeinsame Entwicklung. Um eine Branche, die Verantwortung übernimmt. Für Menschen, für ihre Gesundheit, für ihre Geschichten. Und für ein Miteinander, das nicht gleichmacht, sondern gleichwertig behandelt und sich zudem miteinander ergänzt. Fitness war nie nur körperlich.
Und sie war nie nur männlich. Sie fusst auch auf der Stärke der Frauen und war immer auch Ausdruck von Zeitgeist, von Wandel und von Perspektiven. Wir sollten alle gemeinsam genau das sichtbar machen – mit Stil, mit Haltung und mit einem offenen Blick in die Zukunft. Am Ende sind wir alle Teil eines grossen Ganzen: einer lebendigen, vielfältigen Fitnesskultur, die uns alle stärkt – körperlich, mental und gesellschaftlich. Und genau das ist die Kraft, die uns nach vorne treibt.
Literaturliste
swiss active (Hrsg.). (2025). Eckdaten der Schweizer Fitnesswirtschaft 2025. Zürich: Hrsg.