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Wechselwirkungen oder Abhängigkeit?

Körperliche Aktivität und psychische Gesundheit

Die Bedeutung von körperlicher Aktivität für die psychische Gesundheit hat in den letzten Jahren zunehmend an Anerkennung gewonnen. Die wissenschaftliche Forschung hat gezeigt, dass regelmässige körperliche Bewegung nicht nur die physische Gesundheit verbessert, sondern auch einen positiven Einfluss auf die psychische Gesundheit hat.

Angesichts der Prävalenz psychischer Störungen weltweit und ihrer Verbindung zu inaktiven Lebensstilen und körperlichen Begleiterkrankungen gewinnt die Förderung von körperlicher Aktivität bei Menschen mit psychischen Erkrankungen zunehmend an Bedeutung. Regelmässige körperliche Bewegung steht in Verbindung mit einer verbesserten psychischen  Gesundheit und kann präventive Effekte hinsichtlich der Entstehung verschiedener psychischer Störungen, darunter Depressionen, Angststörungen und wahrscheinlich auch Schlafstörungen, haben. Zusätzlich zeigen sich positive Auswirkungen auf chronische körperliche Begleiterkrankungen.

Das kontinuierliche Training über mehrere Wochen hat nachweislich einen antidepressiven Effekt bei Menschen mit Depressionen (Imboden, Claussen, Seifritz & Gerber, 2022). Regelmässige körperliche Aktivität ist von entscheidender Bedeutung für die Aufrechterhaltung und Verbesserung des allgemeinen Gesundheitszustands und spielt eine wichtige Rolle in der menschlichen Entwicklung während des gesamten Lebens. Es gibt starke Evidenz für die positiven Auswirkungen von körperlicher Aktivität auf verschiedene Aspekte der Gesundheit, darunter die Gesamtmortalität, Krebserkrankungen, Herz-Kreislauf-Beschwerden, Muskeln und Knochen, Stoffwechsel sowie die neurokognitive Gesundheit.

Körperliche Aktivität umfasst jegliche Art von Bewegung, die den Energieverbrauch erhöht, indem die Skelettmuskulatur beansprucht wird. Ihre Effektivität wird anhand von Faktoren wie Häufigkeit, Dauer, Intensität und Umfang pro Woche gemessen und gesteuert. Gesundheitsfördernde körperliche Aktivität bezieht sich auf Bewegungsformen, die die Gesundheit fördern und gleichzeitig das Risiko von Verletzungen minimieren (Miko et al., 2020).

Freisetzung von Hormonen

Die Freisetzung von Glückshormonen stellt eine der bekanntesten Verbindungen zwischen körperlicher Aktivität und psychischer Gesundheit dar. Endorphine sind körpereigene Substanzen, die als natürliche Schmerzmittel und Stimmungsaufheller fungieren. Körperliche Aktivität, insbesondere aerobes Training, führt zur vermehrten Ausschüttung von Endorphinen. Dies kann dazu beitragen, Stress abzubauen, Angstzustände zu reduzieren und das all- gemeine Wohlbefinden zu steigern (Dahmen, 2017).

Stress und Angst sind weit verbreitete psychische Gesundheitsprobleme in unserer Gesellschaft. Die regelmässige Ausübung von Sport kann helfen, diese Belastungen zu reduzieren. Während körperlicher Aktivität wird die Produktion von Stresshormonen wie Cortisol reguliert, was zu einer Stressreduktion führt. Darüber hinaus kann Bewegung dazu beitragen, die Angstsymptome bei Menschen mit Angststörungen zu lindern. Dies geschieht durch die Freisetzung von Neurotransmittern wie Serotonin und Dopamin, die sich positiv auf die Stimmung auswirken (Gordon, McDowell, Lyons & Herring, 2020).

Kognitive Funktionen

Neben den direkten Auswirkungen auf die Stimmung hat Bewegung auch nachweisliche Auswirkungen auf die kognitiven Funktionen. Studien zeigen, dass körperliche Aktivität die kognitive Funktion und das Gedächtnis verbessern kann. Die Forscher fanden heraus, dass durch regelmässiges körperliches Training die Grösse des Hippocampus zunimmt, einer Region im Gehirn, die eng mit dem Gedächtnis und kognitiven Funktionen verbunden ist. Diese Verbesserungen in der Gehirnstruktur gingen mit einer besseren Gedächtnisleistung einher (Erickson et al., 2011).

Soziale Integration und soziale Unterstützung Sportliche Aktivitäten können auch soziale Vorteile bieten, die sich positiv auf die psychische Gesundheit auswirken. Die Teilnahme an Gruppenaktivitäten oder die Mitgliedschaft in Sportvereinen fördert die soziale Integration und kann ein Gefühl der Zugehörigkeit vermitteln. Die soziale Unterstützung durch Gleichgesinnte kann dazu beitragen, Einsamkeit und Isolation zu reduzieren, was wiederum das psychische Wohlbefinden fördert (Wicker & Frick, 2015).

Schlafqualität und Erholung

Eine weitere wichtige Komponente der psychischen Gesundheit ist die Qualität des Schlafes und der Erholung. Regelmässige Bewegung kann die Schlafqualität verbessern, indem sie die Zeit, die man zum Einschlafen benötigt, reduziert und die Schlafdauer verlängert. Ein erholsamer Schlaf ist entscheidend für die Regeneration des Gehirns und die Bewältigung von Stress.

Prävention und Therapie

Die oben genannten Effekte der körperlichen Aktivität auf die psychische Gesundheit deuten darauf hin, dass Bewegung sowohl in der Prävention als auch in der Therapie von psychischen Störungen
eine wichtige Rolle spielen kann. Eine aktive Lebensweise kann dazu beitragen, das Risiko für die Entwicklung von Depressionen, Angststörungen und anderen psychischen Erkrankungen zu reduzieren. In einigen Fällen kann Bewegung auch als ergänzende Therapie eingesetzt werden, um die Symptome zu lindern und die Genesung zu unterstützen (Schulz, Meyer & Langguth, 2012).

Die Rolle von Fitnesscentern: ein salutogenetischer Ansatz

Fitnesscenter spielen eine wichtige Rolle bei der Förderung der psychischen Gesundheit, da sie einen idealen Ort bieten, um körperliche Aktivität auszuüben und viele der salutogenetischen Prinzipien umzusetzen:

  1. Sinnhaftigkeit: Fitnesscenter bieten eine Vielzahl von Trainingsmöglichkeiten und Aktivitäten, die es den Menschen ermöglichen, ihre individuellen Gesundheitsziele zu verfolgen. Die Verbindung zwischen körperlicher Aktivität und der Verbesserung der psychischen Gesundheit kann den Mitgliedern einen tiefen Sinn vermitteln, da sie erkennen, wie ihre Anstrengungen ihre Gesundheit und ihr Wohlbefinden verbessern.
  2. Kohärenz: In Fitnesscentern haben Mitglieder die Möglichkeit, ein besseres Verständnis für verschiedene Aspekte ihrer Gesundheit zu entwickeln, einschliesslich ihrer körperlichen Fähigkeiten, Ernährung und Stressbewältigung. Professionelle Trainer in Fitnesscentern können dazu beitragen, dieses Verständnis zu vertiefen und die Zusammenhänge zwischen körperlicher Aktivität und psychischer Gesundheit aufzudecken.
  3. Stressbewältigung und Widerstandsfähigkeit: Fitnesscenter bieten nicht nur die Möglichkeit zur körperlichen Aktivität, sondern auch zur Entspannung und Stressbewältigung. Yogakurse, Entspannungsbereiche und andere stressreduzierende Aktivitäten sind oft in Fitnesscentern verfügbar und können zur Förderung der psychischen Widerstandsfähigkeit beitragen.
  4. Selbstwirksamkeit und Eigenverantwortung: Mitglieder von Fitnesscentern werden ermutigt, ihre eigenen Trainingspläne umzusetzen und ihre Gesundheitsziele selbstständig zu verfolgen. Dies fördert ein Gefühl der Selbstwirksamkeit und Eigenverantwortung, da Menschen erkennen, dass sie die Kontrolle über ihre Gesundheit haben und positive Veränderungen bewirken können.
  5. Soziale Unterstützung und soziale Interaktionen: Fitnesscenter schaffen eine soziale Umgebung, in der Menschen mit ähnlichen Interessen zusammenkommen können. Gruppenkurse, Trainingspartner und die Möglichkeit, Gleichgesinnte kennenzulernen, fördern soziale Unterstützung und soziale Interaktionen, die für die psychische Gesundheit von grosser Bedeutung sind.

Fazit

Es lässt sich sagen, dass die Wechselwirkung zwischen körperlicher Aktivität und psychischer Gesundheit komplex ist. Die vorliegenden wissenschaftlichen Erkenntnisse deuten jedoch darauf hin, dass Bewegung eine wichtige Rolle bei der Förderung und Aufrechterhaltung der psychischen Gesundheit spielt. Dies geschieht durch die Freisetzung von Glückshormonen, die Reduktion von Stress und Angst, die Verbesserung der kognitiven Funktionen sowie durch soziale Integration und Erholung. Fitnesscenter stellen eine ideale Plattform dar, um diese Prinzipien in die Praxis umzusetzen, indem sie nicht nur die Möglichkeit zur körperlichen Aktivität bieten, sondern auch zur Stärkung des Selbstbewusstseins, zur Entwicklung eines tieferen Verständnisses für die Gesundheit und zur Schaffung sozialer Verbindungen beitragen, die das psychische Wohlbefinden fördern. Es ist jedoch wichtig zu betonen, dass körperliche Aktivität nicht als Ersatz für professionelle psychologische Behandlung angesehen, sondern als Teil eines ganzheitlichen Ansatzes zur Förderung der psychischen Gesundheit verstanden werden sollte.

Über den Interviewpartner

Sara Martinovic

Sara Martinovic studiert an der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften den Bachelor-Studiengang Gesundheitsförderung und Prävention. Als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Entwicklungsabteilung der SAFS ist ihr Schwerpunkt die Förderung der evidenzbasierten und zielgruppengerechten Gesundheitskommunikation.
www.safs.com

Literaturliste

Gordon, B. R., McDowell, C. P., Lyons, M. & Herring, M. P. (2020). Resistance exercise training for anxiety and worry symptoms among young adults: a randomized controlled trial. Scientific Reports, 10, 17548. https://doi.org/10.1038/s41598-020-74608-6

Imboden, C., Claussen, M. C., Seifritz, E. & Gerber, M. (2022). Die Bedeutung von körperlicher Aktivität für die psychische Gesundheit. Praxis, 110 (4), 186–191. https://doi. org/10.1024/1661-8157/a003831

Kredlow, M. A., Capozzoli, M. C., Hearon, B. A., Calkins, A. W., & Otto, M. W. (2015). The effects of physical activity on sleep: a meta-analytic review. Journal of behavioral medicine, 38(3), 427–449. https://doi.org/10.1007/s10865-015-9617-6

Für eine vollständige Literaturliste kontaktieren Sie bitte info@fitness-tribune.com.

Dienstag, 13. Februar 2024