Finanzielle Prävention: AXA und SPTF starten Modell für Personal Trainer

Sowohl die berufliche als auch die private Vorsorge sind wichtige Pfeiler im Schweizer Vorsorgesystem. Im Interview mit der FITNESS TRIBUNE sprechen die beiden Versicherungsexperten Murat Keklikci und Nico Klunzinger über spezielle Lösungen für selbstständige Personal Trainer und die Wahl der richtigen Pensionskasse.

FITNESS TRIBUNE: Murat, du bist Generalagent der AXA und seit vielen Jahren im Versicherungs-Business unterwegs, ebenso wie du, Nico. Wo genau liegen eure Schwerpunkte?

Murat Keklikci: Unser Fokus liegt insbesondere auf den Themen Vorsorge und Vermögen. Das heisst, wir kümmern uns speziell um die Bereiche der ersten bis dritten Säule des Schweizer Vorsorgesystems und auch um Anlageberatung.

Nico Klunzinger: Neben diesen Schwerpunkten schauen wir generell mit unseren Kunden immer ihre Gesamtsituation an, um sie ganzheitlich zu beraten und die jeweils für sie optimale Lösung zu finden.

Ihr bietet auch ein Versicherungspaket an, das speziell auf die Bedürfnisse von selbstständigen Personal Trainern zugeschnitten ist. Wie seid ihr auf diese Idee gekommen?

Murat Keklikci: Wir sind ein Kompetenzzentrum für berufliche Vorsorge in der Zentralschweiz und haben uns auf Firmenversicherungen spezialisiert. Allein in unserer Generalagentur in Zug betreuen wir über 2000 Unternehmen. Die Fitness- und Gesundheitsbranche ist mir ganz persönlich wichtig. Ich weiss aus eigener Erfahrung, was es bedeutet, nicht fit zu sein. Ich habe lange Zeit ein Gewicht von über 100 Kilo auf die Waage gebracht. Im Jahr 2013 war mein Turnaround in Sachen Gesundheit. Zusammen mit einem hervorragenden Ernährungsberater und Personal Trainer habe ich über 25 Kilogramm abgenommen. Seitdem haben Training und Ernährung einen sehr hohen Stellenwert in meinem Leben. Und irgendwann kam dadurch auch beruflich das Thema Personal Trainer auf.

Was ist an der Situation der Personal Trainer so speziell?

Nico Klunzinger: Da Personal Trainer sich im Bereich der beruflichen Vorsorge, also der zweiten Säule, nicht versichern konnten, mussten sie das in der Vergangenheit über private Versicherungen wie beispielsweise die dritte Säule lösen.

Warum war das so? Und wie habt ihr das gelöst?

Nico Klunzinger: Als Selbstständiger darf man sich grundsätzlich nur einer beruflichen Vorsorge anschliessen, wenn man Angestellte beschäftigt. Für die Mitarbeiter ist die berufliche Vorsorge obligatorisch und erst dann kann auch der Unternehmer sich freiwillig mitversichern. Bei selbstständigen Personal Trainern ist es häufig so, dass sie keine weiteren Angestellten haben, und somit bleibt ihnen diese Möglichkeit in der Regel verschlossen. Doch durch eine Zusammenarbeit zwischen der AXA und der SPTF [Swiss Personal Trainer Federation; Anm. d. Red.] haben wir eine Lösung gefunden, dass sich auch „alleinstehende“ Personal Trainer einer beruflichen Vorsorge durch eine Verbandsmitgliedschaft anschliessen können.

Worin genau liegt der Vorteil, sich auch über die zweite Säule versichern zu können?

Murat Keklikci: Das ist simpel – es kostet weniger und ist flexibler. Risiken, die abgedeckt werden müssen, können über die berufliche Vorsorge deutlich günstiger eingekauft werden als über die private. Ausserdem können die Versicherungsleistungen in der beruflichen Vorsorge auch ohne Gesundheitsprüfung versichert werden. So haben auch Personal Trainer, die in der Vergangenheit schon die eine oder andere Sportverletzung hatten, die Möglichkeit, das Erwerbseinkommen im Falle einer Invalidität oder die Familie im Todesfall sinnvoll abzusichern.

Nico Klunzinger: Hinzu kommt, dass in der beruflichen Vorsorge meist höhere Sparbeiträge eingezahlt werden können. Das führt zu grösseren Steuerabzügen und erhöht das Alters-
guthaben. Gleichzeitig kann man durch Einkäufe in die Pensionskasse die Steuerlast senken und die Jahre nachzahlen, in denen man keiner beruflichen Vorsorge angeschlossen war, um so Finanzierungslücken im Alter zu schliessen. Ferner besteht die Option, das Altersguthaben verrenten zu lassen, um das monatliche Renteneinkommen zu optimieren – in der dritten Säule ist immer nur der komplette Kapitalbezug möglich.

Was sollten selbstständige Personal Trainer generell bei ihrer Absicherung beachten? Wo liegen nach eurer Erfahrung die häufigsten Fehler?

Nico Klunzinger: Was häufig vorkommt: Ein selbstständiger Personal Trainer, der zunächst keine obligatorischen Versicherungen abgeschlossen und auch keine weitere private Vorsorge getroffen hat. Viele haben eine Krankenversicherung und das war’s. Diese deckt aber nur die Heilungskosten ab. Wenn ich durch Krankheit oder Unfall für längere Zeit nicht arbeiten kann, werden zwar die Behandlungskosten übernommen, aber mein Verdienstausfall ist nicht abgedeckt. Und gerade in einer Situation, in der ich keine weiteren Angestellten habe, die für mich sozusagen Einkünfte generieren, komme ich schnell in finanzielle Schwierigkeiten. Es steht und fällt also alles mit der persönlichen Gesundheit des Personal Trainers.

Murat Keklikci: Was ist die Motivation eines Personal Trainers? Ich würde sagen, die meisten Personal Trainer möchten ihre Kunden zur Prävention befähigen. Mein Personal Trainer sagt immer: „Die Muskeln sind die vierte Säule der Altersvorsorge!“ Gleichzeitig zeigt mir meine Erfahrung, dass sich viele Personal Trainer – und nicht nur die – über die finanzielle Prävention nur wenige Gedanken machen. Die gleiche Prävention, die der Personal Trainer mit seinen Kunden betreibt, machen wir sozusagen für die Personal Trainer.

Welche Bereiche sollten selbstständige Personal Trainer eurer Meinung nach mindestens absichern?

Nico Klunzinger: Aus meiner Sicht sind die wichtigsten Versicherungen eine Unfall- und eine Krankentaggeldversicherung. Das sichert die Lohnfortzahlung in den ersten zwei Jahren ab. Anschliessend würde dann die berufliche Vorsorge greifen, die nach Ablauf der ersten zwei Jahre einsetzt und die den Invaliditätsfall abdeckt. Zusätzlich spart man damit für das Alter und sichert die Familie im Todesfall ab. Das ist für mich die Basis, mit der immer gewährleistet ist, dass eine existenzgefährdende Situation gar nicht erst entsteht. Über die dritte Säule kann man die Absicherung dann weiter ausbauen und insbesondere mehr Altersguthaben ansparen. Das hat zusätzlich den Vorteil, dass die Beiträge bis zu einem bestimmten Betrag steuerlich abzugsfähig sind.

Was ratet ihr Personal Trainern und Betreibern – worauf sollten sie bei der Wahl einer Versicherung besonders achten?

Murat Keklikci: Gerade im Bereich der beruflichen Vorsorge ist in meinen Augen die Grösse der Pensionskasse ein wichtiges Entscheidungskriterium. Je grösser die Stiftung, desto solider ist meist die finanzielle Struktur und damit die Sicherheit. Ausserdem sind bei grossen Anbietern im Regelfall sowohl die Risikoleistungen als auch die Anlagegebühren für die Vermögensverwaltung günstiger.

Murat Keklikci

Mit fast 30 Jahren Erfahrung in der Finanzbranche ist Murat Keklikci ein absoluter Experte, wenn es um Vermögens- und Vorsorgefragen geht. Er absolvierte sein Masterstudium in Leadership & Management an der ZHAW und ist zertifizierter Global Negotiator der Universität St. Gallen. Seit 2009 leitet er eine der Generalagenturen der AXA in der Schweiz.
murat.keklikci@axa.ch

Niko Klunzinger

Der ausgebildete Finanzassistent hat Wirtschaftsinformatik an der IU Internationale Hochschule in Erfurt studiert. Bei der AXA arbeitet er seit 2019 als Unternehmens- und Finanzberater.
nico.klunzinger@axa.ch

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