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Erfolgreiches Fitnesstraining im frühen Erwachsenenalter

Was sind die Herausforderungen?

Junge Erwachsene stellen Fitnesscenter vor einzigartige Herausforderungen, denn die Bedürfnisse dieser Altersgruppe unterscheiden sich von den älteren Zielgruppen. Von der Balance zwischen Beruf und Fitness bis hin zur Rolle des Fitnesstrainers als Mentor und Motivator – dieser Artikel beleuchtet die Schlüsselfaktoren für ein erfolgreiches Training im frühen Erwachsenenalter.

In der heutigen Zeit macht das Erwachsenenalter etwa drei viertel der Lebenszeit eines Menschen aus. In diesen etwa 60 bis 65 Jahren geschieht mit einem Menschen in jeder Hinsicht sehr viel. Für eine erfolgreiche Konzeption und Durchführung eines Fitnesstrainings ist deshalb der Begriff «Erwachsene/r»
zu ungenau. Es ist wichtig, zu wissen, wie sich der Mensch im Erwachsenenalter in körperlich-motorischer, psychologischer und soziologischer Hinsicht entwickelt und welche charakteristischen Entwicklungsabschnitte sich für die weitere Unterteilung des Erwachsenenalters anbieten.

Physische Entwicklungsprozesse zur Einteilung des Erwachsenenalters

Zur genaueren Charakterisierung der Zielgruppe kann deshalb das Erwachsenenalter auf der Grundlage motorischer, psychologischer und sozialer Entwicklungsprozesse in das frühe, das mittlere und das höhere Erwachsenenalter unterteilt werden (vgl. Abb. 1; Conzelmann, 2013).

Im Anschluss an das späte Jugendalter mit 13 bis 18 Jahren beginnt das frühe Erwachsenenalter mit ca. 18 bis 20 Jahren und geht in das mittlere Erwachsenenalter ab ca. 35 Jahre über.

Persönliche Entwicklungsprozesse zur Einteilung des Erwachsenenalters

Im Laufe des Erwachsenenalters durchläuft der Mensch verschiedene Lebensphasen, die sich durch sich verändernde soziale Rollen, aber auch durch sich wandelnde Vorgaben und Erwartungen vonseiten des Berufsumfelds, der Familie sowie des weiteren sozialen Umfelds (Freunde, Bekannte) abgrenzen lassen. Hilfreich bei der Unterteilung des Erwachsenenalters sind auch markante Übergänge, die sich aus den gesellschaftlichen Vorgaben ergeben: z. B. Berufseintritt, Heirat, Geburt des ersten Kindes, Auszug des letzten Kindes, Berufsaufgabe, Verlust der selbstständigen Lebensführung. Mit Blick auf die sich verändernde soziale Lage, die sich wandelnden sozialen Rollen und die Veränderung der Ziele und Interessen zeigt sich in den einzelnen Abschnitten des Erwachsenenalters eine Verlagerung der zentralen Entwicklungsthemen. Abbildung 2 zeigt diese in einzelnen Lebensphasen in der Reihenfolge ihrer Bedeutung.

Im frühen Erwachsenenalter stellt die berufliche Entwicklung für die meisten Menschen das zentrale Entwicklungsthema dar, gefolgt von den Themen Freunde, Familie und Unabhängigkeit (im Sinne eines selbstständig geführten Lebens) (vgl. Abb. 2; Conzelmann, 2013). Neben dem hohen körperlich-motorischen Leistungspotenzial im frühen Erwachsenenalter stehen gleichzeitig sportliche Aktivitäten in Konkurrenz mit wichtigen Lebensaufgaben (Beruf, Studium, Berufslehre, Partnerschaft, Familiengründung) und mit anderen Freizeitinteressen. Dies führt zu grossen Unterschieden im Sportengagement und in der Folge zu grossen körperlich-motorischen Unterschieden in diesem Entwicklungsabschnitt. Die meisten Olympiasiegerinnen und -sieger kommen ebenso aus diesem Lebensabschnitt wie zahlreiche Menschen mit No-Sports-Mentalität, die teil-weise bereits in diesem Alter erhebliche Haltungs- und Bewegungsmangelerscheinungen oder Übergewicht aufweisen.

Gesundheit als Gradmesser für Phasen des Erwachsenenalters

Das Thema Gesundheit weist die grösste Altersdynamik auf (Statista, 2024). Es hat in der ersten Lebenshälfte insbesondere bei den jungen Erwachsenen eine untergeordnete Bedeutung. Man ist in der Regel gesund und muss auch nichts dafür tun. Erst mit zunehmendem Alter nimmt das Thema Gesundheit eine immer wichtigere Rolle ein. Allerdings reichen traditionelle Sportangebote scheinbar nicht aus, um bereits bei jungen Erwachsenen das Bewegungsverhalten und die Gesundheitsproblematik nachhaltig zu beeinflussen (BASPO, 2013). Deshalb ist Fitnesstraining nicht nur eine weitere Möglichkeit, sondern bietet vor allen Dingen aufgrund des Ansatzes und der Angebotsform sehr gute Voraussetzungen, diese Problematik zu lösen oder zumindest zu verkleinern. Das Training mit einem qualifizierten Trainer, der motiviert, coacht und individuell betreut, kann entscheidend für den Trainingserfolg sein.

Fitnesstraining als Lösung für Bewegungsmangel bei jungen Erwachsenen

Entwicklungsbedingt kann beobachtet werden, dass Personen im Jugendalter sowie im jungen Erwachsenenalter die Themen Freude, Abschalten und Erlebnis sowie Fitness, Gesundheit und Aussehen bei der Wahl ihrer sportlichen Aktivität in den Vordergrund stellen (vgl. Abb. 3). Diese Aussage scheint zwar banal zu sein, gibt jedoch wichtige Hinweise, wenn auf Mitglieder in diesem Altersbereich eingewirkt und sie zu einem motivierten Fitnesstraining geführt werden sollen. So sollte das Fitnesstraining nicht nur das Handlungsergebnis (z. B. maximaler Muskelaufbau) zum Ziel haben, sondern es sollte primär ermöglichen, das Angebot des Fitnesscenters mit Freude zu erleben. Des-halb sollte ein Trainer auch in die Rolle des Mentors und Motivators schlüpfen und bei der Gestaltung des Fitnessangebotes für Erwachsene in diesem Altersbereich folgende Grundregeln beachten (Lamprecht, Fischer & Stamm, 2014):

  • Erlebnis/Spass vermitteln bzw. ermöglichen
  • Möglichkeiten zur Individualität und Gestaltungsspiel-raum lassen
  • Dazugehörigkeitsgefühl vermitteln und fördern
  • Körper- und Bewegungsgefühl vermitteln
  • Vielseitigkeit und Abwechslung bieten

Besondere Rolle des Fitnesstrainers

Die Mitglieder im frühen Erwachsenenalter verlangen vom Fitnesstrainer vielfältige andragogische/pädagogische Fähigkeiten und stellen im Bereich Betreuung eine besondere Herausforderung dar. Dabei unterliegen ihre Vorstellungen von Fitnesstraining einem grossen Einflussbereich aus dem Kollegenkreis sowie von Social Media (Influencern) und sogar aus dem Bereich des Schulsports.

Neben den bisher genannten Herausforderungen, wie den Lebensaufgaben und den persönlichen Vorstellungen von Fitnesstraining, spielt auch die Methoden- und Fachkompetenz eine wichtige Rolle, da die Aussagen des Fitnesstrainers wo-möglich sofort über das Smartphone von diesen Mitgliedern überprüft und infrage gestellt werden können. Der Fitnesstrainer steht in Konkurrenz zum Influencer.

Der Leitsatz «Mobilität vor Technik vor Last» hat beim Training in diesem Altersbereich aus eigener Erfahrung eine besondere Bedeutung, da gerade das Thema Beweglichkeit als «unattraktiv» gilt. Functional Movements in Form eines Aktivierungszirkels sinnvoll zusammengestellt können Abhilfe schaffen, um im Alltag und Training über eine grosse Range of Motion zu verfügen.

Zur Vorbeugung mangelnder koordinativer Fähigkeiten im mittleren und insbesondere im höheren Erwachsenalter eignen sich sensomotorische Übungen, die den kreativen Gehirnbereich ansprechen und zusätzlich für Spass, Freude und Abwechslung sorgen.

Bei der Übungsausführung im Kraftbereich ist stets die korrekte Bewegungsausführung in den Mittelpunkt zu stellen («Mobilität vor Technik vor Last»). Die Belastungsgestaltung ist der Erfahrungsstufe und dem Trainingsziel entsprechend zu wählen (Olivier, Marschall & Büsch, 2008, S. 55 ff.).

Fazit

Hervor geht, das traditionelle Sportangebote nicht ausreichen, um die vielfältigen Bedürfnisse dieser Altersgruppe zu erfüllen. Das Fitnesstraining wird als Erfolg versprechender Ansatz präsentiert, um diese Lücke zu schliessen und das Wohlbefinden zu fördern. Besonderes Augenmerk liegt auf der Rolle des Fitnesstrainers als Mentor und Motivator, der nicht nur fachliche Kompetenz, sondern auch pädagogische Fähigkeiten benötigt, um die Mitglieder zu unterstützen und zu motivieren.

Auszug aus der Literaturliste

Lamprecht, M., Fischer, A. & Stamm, H. P. (2014). Sport Schweiz 2014: Sportaktivität und Sportinteresse der Schweizer Bevölkerung: Wichtigkeit verschiedener Motivlagen nach Alter und Geschlecht: Magglingen: Bundesamt für Sport BASPO.

Olivier, N., Marschall, F. & Büsch, D. (2008). Grundlagen der Trainingswissenschaft und -lehre. Schorndorf: Hofmann.

Statista. (2024). Sportaktivitäten in der Schweiz nach Alter. Wie häufig treiben Sie Sport? Zugriff am 28.05.2024. Verfügbar unter https://de.statista.com/statistik/daten/studie/1393776/umfrage/sportaktivitaet-in-der-schweiz-nach-alter/

Für eine vollständige Literaturliste kontaktieren Sie bitte info@fitness-tribune.com.

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Karsten Hübner

Über den Autor
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Karsten Hübner

Karsten Hübner, Diplom-Sportlehrer, ist seit 1997 Dozent, Autor und Entwickler bei der SAFS. Zudem ist er Fitness Instruktor mit eidg. Fachausweis, SFV Fussball-, Futsal- und Athletiktrainer sowie Erwachsenenbildner mit eidg. Fachausweis. Er ist seit über 35 Jahren in der Fitnessbranche tätig. www.safs.com
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