Business Angel mit Herz: Conny Hörl über Start-ups und Empowerment

Conny Hörl spricht im Interview über ihren Quereinstieg in die Fitnessbranche, die Gründung von myvita und CK Venture Capital – und warum echte Frauen-Netzwerke und Vorbilder so wichtig sind.

„BWL-Studium. Immobilienbranche. Familiäres Baugewerbe. Ich komme aus einer ganz anderen Ecke. Mit Fitness hatte ich nichts am Hut. Kein Plan, keine Verbindung – und schon gar keine Ambitionen in diese Richtung.

Doch dann, 1998, kam diese wunderschöne multifunktionale Sportanlage in Mondsee, 30 Kilometer von Salzburg entfernt. Ich sollte einspringen, ein Projekt übernehmen. Nur kurz. Eigentlich. 

In dieser Phase habe ich Christian kennengelernt. Er leitete den Fitnessbereich, ich war für den Betrieb verantwortlich. Wir kamen aus unterschiedlichen Ecken – das hat gut funktioniert. Ich habe mich in die Branche verliebt – und in meinen Mann gleich mit (lacht).

Nach rund eineinhalb Jahren ergab sich die Chance, einen grösseren Standort in Salzburg zu übernehmen. Das haben wir gemeinsam gemacht – Christian und ich. Bald kam ein drittes Studio dazu. Aus den einzelnen Standorten wurde Schritt für Schritt ein gemeinsames Unternehmen. Heute ist daraus die myvita Unternehmensgruppe geworden, mit über 25 000 Mitgliedern im Raum Salzburg.Eine Frau als Studioleiterin gab es in dieser Zeit praktisch nicht

Arbeit als Business-Angel – genau mein Ding

Parallel zum Unternehmensaufbau kam irgendwann der Wunsch, noch einmal etwas Neues zu probieren. Der Impuls kam von meiner Schwester Katja. Sie war auf einem Start-up-Kongress gewesen und rief mich völlig begeistert an, sagte: ‚Conny, das war grossartig – das müssen wir machen.‘ Ich war sofort fasziniert vom Vorschlag, Start-ups zu unterstützen. So viele mutige Ideen, so viel Energie! Aber auch: so viele Projekte, für die leider das Kapital fehlt.

2017 haben wir dann CK Venture Capital gegründet – mit dem Ziel, nachhaltige Investments zu finden, die einen wichtigen Beitrag für die Zukunft leisten. Anfangs war es ein Nebenprojekt – heute ist es ein zweites Standbein. Ich habe schnell gemerkt: Das ist genau mein Ding! Als Business Angels investieren wir nicht nur Geld. Wir geben auch unsere Erfahrung weiter, öffnen Netzwerke, helfen mit einem ehrlichen Blick von aussen. Uns war schnell klar, wie gross der Bedarf in diesem Bereich ist – gerade bei Gründerinnen. Viele von ihnen kommen zuerst zu uns. Weil sie wissen, dass sie mit uns offen sprechen können. Ich glaube, das macht einen Unterschied. Vertrauen entsteht durch echte Gespräche, durch Zuhören und Verstehen. 


Ich hab mich in die Branche verliebt – und in meinen Mann gleich mit.

Conny Hörl

Frauen brauchen noch mehr weibliche Vorbilder

Wir sehen noch immer, wie wenig sich strukturell verändert hat. In 2024 flossen 88 Prozent des Venture Capitals [Kapitalbeteiligung an jungen, innovativen Unternehmen, insbesondere Start-ups; Anm. d. Red.] in männlich geführte Start-ups. Frauen sind hier oft zurückhaltender. Sie investieren, machen vieles richtig – und fragen sich trotzdem, ob sie schon so weit für die Arbeit als Business Angel sind. Ich kenne das. Ich glaubte früher auch, Business Angel sein, wäre nur etwas für Leute mit viel Geld und einem riesigen Netzwerk: von hier nach Timbuktu. Aber man kann klein anfangen. Man muss nur anfangen! Um diesen Schritt zu wagen, braucht es aber auch noch mehr weibliche Vorbilder, an denen sich Frauen orientieren können. Auch ich hätte mir früher selbst ein Role Model gewünscht. 

Was ich mir für die Zukunft wünsche? Ein echtes Netzwerk unter Frauen in der Branche, in der es auf Austausch, Inhalt, echte Wirkung ankommt. In der es nicht nur um Gruppenfotos oder ein nettes Treffen geht. Sichtbarkeit ist sicherlich wichtig, aber echtes Empowerment braucht mehr.“

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